Mathilda Markert und ihre Trainerin beim Rhön-Rad-Training in Schönau an der Brend. Das Mädchen turnt in einem Rhön-Rad.
Mathilda Markert und ihre Trainerin beim Rhön-Rad-Training in Schönau an der Brend. Das Mädchen turnt in einem Rhön-Rad.
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Mathilda Markert und ihre Trainerin beim Rhön-Rad-Training in Schönau an der Brend.
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Mathilda Markert und ihre Trainerin beim Rhön-Rad-Training in Schönau an der Brend.

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Ursprünge in Unterfranken: 100 Jahre Rhön-Rad

Ursprünge in Unterfranken: 100 Jahre Rhön-Rad

Das Rhön-Rad: Zwei große Reifen aus Metall, in denen sich Turnerinnen und Turner drehen und spektakuläre Tricks machen. 2025 feiert es sein 100-jähriges Jubiläum. Seine Ursprünge hat es in der Rhön in Unterfranken.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Zeit für Bayern am .

Mathilda Markert steht zwischen zwei riesigen weißen Reifen aus Metall. "Ich richte mein Rad aus, dass ich nicht an die Wand stoße. Dann mache ich meine Füße fest und stelle mich in die Anfangsposition", beschreibt Mathilda.

Mathilda: "Kopfüber im Rhön-Rad, erst ungewohnt, jetzt Routine"

Das Mädchen hat Rhön-Rad-Training bei der DJK Olympia Schönau an der Brend. Etwa 15 Kinder und Jugendliche sind gekommen. "Dann hol ich Schwung und es geht los." Die Zwölfjährige streckt ihre Arme nach oben und hält sich an den Reifen fest. Schon rollt sie los und dreht sich. Den Kopf nach unten – und einen Augenblick später wieder nach oben.

"Erst war es ungewohnt. Man steht plötzlich auf dem Kopf – und hat Angst, dass man herunterfällt. Aber eigentlich kann nichts passieren. Inzwischen ist es normal für mich. Genau wie aufstehen und in die Schule gehen", sagt Mathilda.

Körpergefühl ist wichtig für das Rhön-Rad-Turnen

Sie schwingt ihre Beine durch die rollenden Reifen. Kurz berührt sie mit ihrem Po den Boden – schon sitzt sie in der Grätsche auf dem Rad. Gefragt sind Gleichgewicht, Körper-Spannung und Orientierung, sagt Trainerin Tanja Rehm: "Wann bin ich wo? Wann muss ich greifen? Wo muss ich mit meinem Hintern hin? Ich habe auch noch Füße und Hände. Was mache ich damit wann?"

Das Rhön-Rad besteht aus zwei Metall-Reifen, die mit Verstrebungen fest verbunden sind. Es hat ein Tritt-Brett für die Füße und mehrere Griffe. Oft greift man aber die Reifen direkt. "Jeder hat sich schon mal über den Finger gerollt, es tut schon weh. Aber mir ist noch nichts Schlimmes passiert", so Mathilda. Rhön-Räder sind bis zu 2,50 Meter groß.

Bildrechte: Anita Zirkelbach (zur Verfügung gestellt und bearbeitet von Andreas Brauner)
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(Archivbild) Eine Gruppe von Turnerinnen steht in Schönau an der Brend in Rhön-Rädern, Erfinder Otto Feick daneben.

Vom Kinderspielzeug zum Turngerät: Otto Feick erfand das Rhön-Rad

Die Idee für das Sportgerät hatte Otto Feick, geboren 1890 im heutigen Rheinland-Pfalz. Schon als kleiner Junge hat er sich in zwei Reifen einen Hang hinunterrollen lassen. Nach dem Ersten Weltkrieg war er als Erwachsener in französischer Gefangenschaft. "Da hat er den Plan entwickelt, aus diesem Kinderspielzeug ein Turngerät herzustellen. Er wurde nach der Haft ausgewiesen und kam nach Schönau, den Geburtsort seiner Frau", sagt Anita Zirkelbach, ebenfalls von der DJK. Sie hat jede Menge Fotos, Briefe und Tagebücher von Feick in ihrem Archiv.

Hier hat der gelernte Schlosser eine Metall-Werkstatt eröffnet – und am 8. November 1925 das Patent für sein "Reifensport- und Turn-Gerät" angemeldet. Aus Dankbarkeit für seine neue Heimat hat er es Rhön-Rad genannt.

Bildrechte: Anita Zirkelbach (zur Verfügung gestellt und bearbeitet von Andreas Brauner)
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(Archivbild) Drei Turnerinnen in einem Rhön-Rad. Im Hintergrund: die Wolkenkratzer von New York.

Rhön-Rad-Turnen wird weltweit bekannt und praktiziert

Der Triumph-Zug begann, Rhön-Rad-Turnen wurde immer beliebter. Auf Archiv-Aufnahmen sieht man Rhön-Räder vor Wolkenkratzern in New York, in der damaligen Sowjet-Union, in Japan oder in Australien.

Auch die Nazis haben den Effekt der rollenden Räder gerne genutzt, etwa bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin. "Da war das Motto: Die deutschen Räder rollen an die Macht. Feick war das nicht recht, dass sie sein Rhön-Rad als Propaganda-Mittel benutzt haben. Er selbst war Sozialdemokrat und Nazi-Gegner", sagt Zirkelbach.

Bildrechte: Critical History (zur Verfügung gestellt von Andreas Brauner)
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(Archivbild) Turnerinnen in Rhön-Rädern vor Reichsadler mit Hakenkreuz. Erfinder Feick war gegen die Nutzung des Rads zu Propagandazwecken.

Schwierig nach dem Zweiten Weltkrieg – Aufschwung in den 80er Jahren

Der Neu-Anfang nach dem Zweiten Weltkrieg war mühsam. Das hatte nicht nur mit dem Nazi-Image zu tun: Es gab es kaum Rhön-Räder und die Trainings-Bedingungen waren schwierig. Einen richtigen Aufschwung hatte das Rhön-Rad in den 1980er-Jahren. Neben Meisterschaften kommt es auch bei Shows zum Einsatz – beim Cirque du Soleil oder bei Holiday on Ice.

Deutsche Meisterschaft in Bad Neustadt: "100 Jahre Rhön-Rad"

Unter dem Motto "100 Jahre Rhön-Rad" fanden am 18. Oktober in Bad Neustadt die Deutschen Meisterschaften statt. Vor großem Publikum zeigten Turnerinnen und Turner aus ganz Deutschland ihr Können.

Trotz viel Nachwuchs: Noch immer Rand-Sportart

Knapp 6.000 Menschen in Deutschland turnen aktuell Rhön-Rad, so der Deutsche Turn-Verband. Deutschland ist die stärkste Rhön-Rad-Nation weltweit. In Bayern ist der Schwerpunkt in Unterfranken.

Mit dem Nachwuchs hat der Sport keine Probleme, sagt Trainerin Tanja Rehm. Aber: "Wir haben Welt-Meisterschaften, aber in die Olympia-Ecke kommen wir nicht rein. Wir werden eine Rand-Sportart bleiben. Du kannst das Rhön-Rad nicht in die Hosentasche stecken, rausgehen und sagen: Hier ist mein Rhön-Rad, jetzt turn' ich Rhön-Rad."

Video: Deutsche Meisterschaft in Bad Neustadt

100 Jahre Rhönrad.
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Turnsport

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