Die Surfwelle am Münchner Eisbach bleibt immer noch verschwunden. Nach einer Bachauskehr, also der Reinigung des Flussbetts, hat sich die Welle nicht wie gewöhnlich wieder aufgebaut. Am Mittwoch wurde bei einer "Rettungsaktion" zusätzliches Wasser eingelassen, um den Wasserpegel zu erhöhen – ohne Erfolg. Surferinnen und Surfer hoffen, dass die Welle bald zurückkehrt. Der Strömungsexperte Robert Meier-Staude von der Hochschule München ist zuversichtlich: Er ist davon überzeugt, dass sich die Eisbachwelle bald wieder aufbaut.
Eisbachwelle: Physikalische Voraussetzungen sind gegeben
"Wir brauchen eine Mindest-Wassermenge", erklärt Meier-Staude. Die ist laut dem Experten: ein Kubikmeter Wasser pro Sekunde pro Wellenbreite. "Wenn wir hier ungefähr zehn Meter haben, dann bräuchten wir mindestens zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Laut Meier-Staude seien es am Eisbach aktuell 25 Kubikmeter Wasser – also mehr als genug Wasser, um die Welle aufzubauen.
Auch die richtige Höhendifferenz sei aktuell gegeben: "Wir brauchen ungefähr einen Meter Höhendifferenz zwischen dem Oberwasser stromaufwärts und unter dem Wasser stromabwärts", so Meier-Staude. Ausschlaggebend für den Verlust der Welle sei die Tiefe des Wellentals, also der tiefste Punkt der Welle, und die Höhe des Unterwassers. Er ist der Überzeugung, dass während der Bachauskehr hier und da etwas verändert wurde: "Deswegen sieht es jetzt hier so aus", so Meier-Staude.
Bachauskehr: Wurde zu viel Kies entfernt?
Laut dem städtischen Baureferat seien bei der Bachauskehr keine baulichen Veränderungen vorgenommen und auch keine Beschädigungen festgestellt worden. Experte Meier-Staude meint, dass man wahrscheinlich "zu gründlich" vorgegangen sei.
Bei der jährlichen Reinigung wurden unter anderem Sand, Kies und Moos entfernt. "Wenn man nicht so viel Wasser hat, wie hier, dann kommt es auf einen Zentimeter an, dass sich das Unterwasser richtig einstellt", so der Strömungsexperte. Aus seiner Sicht wurde wahrscheinlich zu viel Kies rausgeholt. Das Wellental liege nun zu tief.
Die Eisbachwelle retten: Welche Möglichkeiten es gibt
Die Randbedingungen für die Eisbachwelle passen: Die Wassermenge und das Gefälle seien gut, so Meier-Staude. "Was man jetzt anpassen muss, ist eben der Unterwasserstand zu dem Wellental: Eine Möglichkeit ist, die Wassermenge weiter zu erhöhen", sagt er. Das werde ausprobiert, habe aus seiner Sicht wahrscheinlich nur einen geringen Einfluss.
Die zweite Möglichkeit sei, den Unterwasserstand abzusenken. Das werde als Nächstes ausprobiert. Wenn das nicht funktioniert, dann müsse das Wellental angehoben werden. "Wie wir das genau machen, muss man noch diskutieren", sagt Meier-Staude. Am Donnerstagvormittag gab es auch Unterstützung aus Hamburg: Wasserbau-Spezialisten der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg nahmen Messungen zum Strömungsverlauf und zum Untergrund der Welle vor.
Meier-Staude ist davon überzeugt, dass die Welle bald zurückkommt, denn es werde gemeinsam mit der Stadt ernsthaft daran gearbeitet: "Eine Lösung gibt es auf jeden Fall", sagt Meier-Staude.
Im Video: Erste Maßnahmen haben Eisbachwelle nicht zurückgeholt
Eisbach Mittwochvormittag
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