Nach einem dramatischen Kohlenmonoxid-Unfall vergangenen Mittwoch auf einer Baustelle in München, bei dem neun Bauarbeiter verletzt wurden, wird die Sicherheit auf Baustellen erneut zum Thema. Bereits 14 Menschen haben in diesem Jahr auf bayerischen Baustellen ihr Leben verloren. Die Aktionswoche "Baustellensicherheit" hat am Montag begonnen und läuft bis Freitag. Organisiert wird sie von den bayerischen Gewerbeaufsichtsämtern, die mit verstärkten Kontrollen dazu beitragen wollen, tödliche Arbeitsunfälle zu reduzieren.
Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf betont: "Die Aktionswoche soll alle Beteiligten sensibilisieren und die Routine-Kontrollen ergänzen. Wir wollen stärker ins Bewusstsein rufen, wie wichtig die Einhaltung des Arbeitsschutzes ist und so Arbeitsunfällen präventiv entgegenwirken."
Größte Gefahr: Absturzrisiko
Baustellen gehörten zu den gefährlichsten Arbeitsplätzen. Wie Frank Werner, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Prävention der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU), im Interview mit BR24 erklärt, ändern sich die Bedingungen auf Baustellen täglich." Sicherheit und Gesundheitsschutz müssen täglich neu organisiert werden", so Werner.
Besonders Absturzrisiken, unsachgemäß gesicherte Bauteile und das An- und Überfahren durch schwere Baumaschinen zählen laut Werner zu den größten Gefahrenquellen. "Das Absturzrisiko ist seit Jahren eine der Hauptursachen für tödliche Unfälle in der Baubranche", betont er. Hinzu kommen Risiken durch umkippende Bauteile und Maschinenunfälle. Der Einsatz von Kränen, Baggern und anderen selbstfahrenden Arbeitsmaschinen sorgt regelmäßig für schwere Unfälle.
Ausbildung und Sensibilisierung sind entscheidend
Laut Werner ist es besonders wichtig, junge Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter bereits in der Ausbildung für Arbeitsschutz zu sensibilisieren. Gerade Auszubildende, die erst im August ihre Lehre begonnen haben, müssten vom ersten Tag an verstehen, wie bedeutend Sicherheitsmaßnahmen sind. "Es ist wichtig, dass junge Menschen schon in ihrer Ausbildung lernen, dass Arbeitssicherheit nicht nur eine Pflicht, sondern eine Selbstverständlichkeit ist", so Werner. Ebenso entscheidend sei es, dass die Betriebe selbst den jungen Arbeitskräften zeigen, wie wichtig Sicherheitsstandards sind.
Aktionswoche wie "Blitzermarathon"
Die aktuelle Aktionswoche, so Werner, sei wie ein "Blitzermarathon" für Autos. Durch eine erhöhte Präsenz von Kontrollen würden alle Beteiligten, vom Bauleiter bis zum einfachen Arbeiter, immer wieder an die Bedeutung der Sicherheit erinnert. "Die verstärkten Kontrollen setzen einen klaren Impuls: Sicherheit geht vor", erklärt er. Ministerin Scharf betont: "Mit der Aktionswoche schaffen wir Bewusstsein und legen den Fokus stärker auf den Arbeitsschutz."
Noch viel Luft nach oben
Trotz Verbesserungen in den letzten Jahren sieht Werner weiterhin Handlungsbedarf. Zwar sei die Unfallquote in der Baubranche gesunken, doch liege sie noch immer doppelt so hoch wie in anderen Branchen. "Wir haben noch viel Luft nach oben", sagt Werner und betont, dass das Thema Arbeitsschutz noch stärker in den Köpfen der Beteiligten verankert werden müsse.
Einfache Maßnahmen wie die Sicherung von Absturzkanten, der Einsatz von Schutzgerüsten und die richtige Handhabung von Maschinen könnten viele Unfälle verhindern. Werner appelliert an alle Firmen, konsequent auf die Einhaltung der Sicherheitsstandards zu achten, um die Zahl der schweren und tödlichen Unfälle weiter zu senken.
Die Aktionswoche "Baustellensicherheit" dauert noch bis zum 11. Oktober an.
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