Geflügelzüchterin Marion Lohner
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Vogelgrippe: Rufe nach Stallpflicht – Werden Eier teurer?

Vogelgrippe: Rufe nach Stallpflicht – Werden Eier teurer?

Die Vogelgrippe verbreitet sich rasant, besonders in Norddeutschland. Für den Menschen ist sie ungefährlich, aber Bayerns Geflügelwirtschaft ist alarmiert – und warnt vor steigenden Eierpreisen. Die Rufe nach einer Stallpflicht werden lauter.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Besuch auf dem Geflügelhof der Lohners im oberbayerischen Niederbergkirchen: Einfach so kommt niemand in den Stall, nicht an normalen Tagen und in Zeiten der Vogelgrippe schon gar nicht. Um in den Vorraum zu gelangen, müssen die Stiefel desinfiziert werden. Besucher steigen dazu über eine Wanne mit feuchten Matten. Danach verteilt die Bäuerin stiefelartige Überschuhe.

Es könnte ja sein, dass sie Spuren von Vogelkot an ihren Schuhen tragen und unbeabsichtigt in den Stall tragen. Es gibt außerdem ein Besucherbuch, erklärt Marion Lohner. Erst dann geht die Stalltür auf. Der Boden und die Gestänge sind voller Hühner. "Bei dem kalten Regenwetter bleiben die lieber im Stall", sagt Lohner.

Bauern wünschen sich bayernweite Aufstallpflicht

Es geht hier um 6.000 zumeist noch junge Legehennen, die jederzeit nach draußen können. Diese Möglichkeit ist einerseits sehr artgerecht, andererseits bedeutet sie ein zusätzliches Risiko: Um einer Infektion mit der derzeit grassierenden Vogelgrippe leichter zu entgehen, wünschen sich die Lohners eine bayernweite Aufstallpflicht – möglichst bald. Der Worst Case für die Bauernfamilie wäre, dass sie ihre Hühner keulen müssten, also töten und dann entsorgen.

Hof in der Nachbarschaft liegt in der Sperrzone

Zwanzig Kilometer entfernt liegt ein Hof bereits in einer Sperrzone, mit drei Kilometern Durchmesser um einen Infektionsfall. Das kann auch ein toter Wildvogel sein, denn momentan verbreiten vor allem Wildvögel das Vogelgrippe-Virus. Der Nachbar wird regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert, außerdem darf kein Vogel und kein Ei aus der Sperrzone nach außen gelangen.

Die Lohners hoffen, dass sie in diesem Jahr verschont bleiben von der Vogelgrippe-Welle. Die sei noch nie so früh gekommen wie in diesem Jahr. Die Geflügelhalter können sich nicht erklären, warum es angesichts dieser Bedrohung keine einheitlichen Regeln gibt. Im Endeffekt kann jeder Landkreis selbst entscheiden, welche Maßnahmen er für richtig hält.

Keine Aufstallungspflicht in Bayern

Der Freistaat hält es für richtig, zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Stallpflicht anzuordnen. Das hat ein Sprecher des Bayerischen Verbraucherschutzministeriums BR24 mitgeteilt. Der Umgang mit der Vogelgrippe unterliege strengen gesetzlichen Regelungen, so der Sprecher. "Jeder Geflügelhalter ist zum Schutz seiner Tiere zur Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen aufgefordert."

Das gilt auch schon, bevor aus Seuchenschutzgründen besondere behördliche Anordnungen getroffen werden. Das Seuchengeschehen wird durch die Behörden vor Ort engmaschig beobachtet, um jederzeit konkrete Maßnahmen ergreifen zu können, wenn diese geboten seien. Informationen zum aktuellen Seuchengeschehen stellt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zur Verfügung.

Eine bayernweite Aufstallungspflicht sei aber "angesichts des aktuellen Seuchengeschehens in Bayern derzeit fachlich noch nicht geboten". Fachliche Grundlage für eine mögliche Aufstallungspflicht in Bayern ist eine zentrale Risikobewertung des LGL. Dort werde die Situation in Europa, Deutschland und Bayern eng verfolgt und fortlaufend bewertet. Zuständig für die Anordnung einer Aufstallungspflicht sind die jeweiligen Kreisverwaltungsbehörden.

Geflügelwirtschaft warnt vor steigenden Eierpreisen

Falls die Vogelgrippe sich weiter ausbreitet, rechnet der Vorsitzende des Landesverbands der Bayerischen Geflügelwirtschaft mit deutlichen Preiserhöhungen. Laut Robert Schmack wäre eine Preissteigerung bei Eiern um bis zu 50 Prozent "nicht ausgeschlossen". Im Einklang mit dem Bundesverband der Geflügelzüchter fordert Schnack im BR-Interview zur Eindämmung der Vogelgrippe "aufgrund der Heftigkeit" eine bundesweite Stallpflicht.

Die Preise für Eier und Geflügelfleisch befänden sich bereits auf einem hohen Niveau, betonte der Geflügelzüchter und er befürchtet, dass es wegen der Ausfälle durch die Vogelgrippe "sehr schnell auch zu Versorgungsengpässen" kommen könne. Leere Eier- und Geflügelfleisch-Regale im Supermarkt seien nicht zu befürchten, aber ein reduziertes Angebot bei Freiland- oder Bioeiern hält der Vorsitzende des Geflügelverbands für wahrscheinlich – und damit die steigenden Preise.

Handelsverband rechnet nicht mit schnellen Preissprüngen

Beim Handelsverband Bayern (HV Bayern) geht man nicht davon aus, dass sich Auswirkungen der Vogelgrippe schnell an den Ladenkassen zeigen. Sprecher Bernd Ohlmann sagt BR24, dass die Versorgung von Martinsgänsen ebenso gesichert sei, wie von Weihnachtsgänsen und anderem Geflügel. Auch die Vogelgrippe habe Saison, nur diesmal so früh und sie verbreite sich eben schnell, deshalb seien Hygienemaßnahmen wichtig. Auch der Handelsverband rät zur Aufstallpflicht. Ohlmann beruhigt jedoch zugleich mit der für die Geflügelhalter bitteren Auskunft, dass 80 Prozent der Gänse und Enten im konventionellen Lebensmittelhandel aus Polen und Ungarn kämen.

Zum Hören: Vogelgrippe - Sorge auch in Bayern

Hühner im Stall
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