München ist die einzige deutsche Millionenstadt, in der es noch Laubfrösche gibt. Die Art ist hierzulande stark gefährdet. Hauptgrund: Flächenversiegelung und zu wenig Feuchtgebiete. Die ehrenamtlichen Umweltschützer vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) haben jetzt alle Hände voll zu tun, die Tümpel im Großraum München zu kontrollieren. Eine Trockenheit wie diese trat hier bisher nur rund alle 50 Jahre auf.
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Kaulquappen seltener Laubfrösche umgesiedelt
Auf einer Schneise im Truderinger Wald ist ein Tümpel bereits ausgetrocknet. In einer aufwändigen Aktion haben Christian Köbele und seine Mitstreiter vom LBV die Larven und Kaulquappen noch rechtzeitig umgesiedelt. Doch das gleicht für Köbele einem Kampf gegen Windmühlen: "Die Trockenperiode heuer ist extrem. Ungewöhnlich ist, dass sie sehr früh eingesetzt hat. Gerade bei den späten Arten war es diesmal so, dass die alle genau in diese Trockenperiode reingefallen sind. Die haben zum großen Teil gar nicht auslaichen können, weil es eben immer zu trocken war."
Bauern liefern Wasser fürs Überleben
Späte Arten sind der Laubfrosch und die Wechselkröte, die erst im April ihre Laichgewässer aufsuchten, so Köbele. Deshalb kooperiert der LBV jetzt mit Bauern, die aus ihren Tiefenbrunnen große Wassertanks befüllen und zu den Tümpeln bringen. So wie Johannes Weiß von einem Hof in Kirchheim. Der Tank-Anhänger seines Traktors hat 4.000 Liter Wasser geladen. Per Schlauch fließen sie nun in einen Tümpel im Truderinger Wald, damit hier der Wasserstand wieder auf rund einen halben Meter steigt.
Weiß erhält nur eine kleine Aufwandsentschädigung vom LBV – er macht es aus Idealismus: "Gerade in Zeiten von Umweltschutz und Klimaschutz ist es natürlich schön, wenn man irgendwo seinen Beitrag leisten kann und da eventuell ein, zwei Amphibien dabei sind, die vielleicht vom Aussterben bedroht sind."
LBV legt vermehrt künstliche Tümpel an
Zur zunehmenden Flächenversiegelung durch Bebauung kommt im Großraum München noch ein weiteres Problem: der vielerorts wasserdurchlässige Kiesboden. Hier versickert Regenwasser sehr schnell, sodass kaum neue Tümpel entstehen. Daher greift der LBV zu einem Trick: Er legt künstliche, sogenannte "Folientümpel" an, die das Wasser nicht durchlassen und begrünt sie. Kosten für einen 50-Quadratmeter-Teich hier im Truderinger Wald: rund 1.000 Euro. Mittlerweile gebe es über 30 davon im Großraum München, sagt Köbele.
Wasserzufuhr für den Tümpel, bevor er austrocknet: Der LBV kooperiert im Großraum München mit Bauern, die mit Tankwagen anrücken.
Bestandsrückgang der Wechselkröte gestoppt
Hinzu kommen Kiesgruben, die dank Baggereinsatz künstliche, verdichtete Mulden erhalten, wo sich die vom Aussterben bedrohte Wechselkröte pudelwohl fühlt und laicht wie sonst nirgendwo in Bayern. Viele Kiesgrubenbesitzer machten mit beim Artenschutz, freut sich Köbele. Ergebnis für die Kröte dank intensiver Betreuung: "Seit 2010 sind wir beauftragt mit dem Arten-Hilfsprojekt für die Wechselkröte im Raum München. Und wir haben es in dieser Zeit geschafft, den Bestandsrückgang zumindest zu stoppen."
Was Gartler tun können
Gartenbesitzer können auch etwas für bedrohte Amphibien tun: Neben Haufen aus Laub und Reisig als feuchtem Unterschlupf nützt ein Teich – allerdings ohne Goldfische: Die fressen laut Köbele alle Larven sofort weg.
Im Audio: Der LBV gießt Tümpel zum Schutz der Amphibien
Die Wechselkröte ist in Bayern vom Aussterben bedroht.
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