Auf dem Weingut Felshof in Sommerhausen sind die Wenningers schon voll im Einsatz. "Die Temperaturen sind höher als noch vor zehn Jahren. Die Trauben reifen einfach schneller", erklärt Winzer Michael Wenninger den immer früheren Start der Weinlese, während er zügig eine Rispe nach der anderen in seinen Eimer fallen lässt. Er besitzt zusammen mit seinem Zwillingsbruder zwölf Hektar Weinberge in Sommerhausen.
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Früher Start, mehr Tempo
Der gewünschte Zuckergehalt werde inzwischen deutlich rascher erreicht. Das setze die Winzer unter Druck: "Früher haben wir sechs Wochen lang gelesen, mittlerweile sind es höchstens drei." Erste Trauben für Federweißer und Sektgrundweine sind bereits geerntet, die offizielle Eröffnung der Lese ist am kommenden Mittwoch in Würzburg.
Familienarbeit unter Hochspannung
Die Lese bedeutet für die ganze Familie einen Kraftakt. "Es ist Anspannung für alle", sagt Alexandra Wenninger. "Aber man weiß, was im Herbst Gutes daraus entsteht." Erst wenn die Trauben sicher im Keller lagern, können die Winzer aufatmen.
Kaum ist ein Weinberg abgeerntet, geht es zum nächsten – die Trauben müssen sofort in die Presse. "Es ist alles sehr reif für diesen Zeitpunkt. Nächste Woche werden wir uns richtig beeilen müssen", so Andreas Wenninger. Noch sehen die Trauben vielversprechend aus, doch ein Wetterumschwung kann den Jahrgang jederzeit ruinieren.
Absatzkrise trifft Frankenwein
Neben der Natur macht auch der Markt den Winzern Sorgen. Der Weinkonsum in Deutschland sinkt, während die Konkurrenz wächst. "Von zehn Flaschen Wein, die getrunken werden, kommen sechs aus dem Ausland", so Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands. "Vor allem aus Frankreich, Italien oder Spanien".
Ein bisschen mehr Patriotismus für die heimischen Weine würden sich die Winzer wünschen. Zudem würden viele Verbraucher bewusster einkaufen – manchmal auch weniger oder günstigere Weine, bestätigt Andreas Wenninger.
Hoffnung auf gute Qualität
Für die fränkischen Winzer ist der Jahrgang daher entscheidend. Steigende Kosten und harte Arbeit – gerade in Steillagen – setzen viele Betriebe unter Druck. Umso mehr hoffen die Winzerfamilien auf einen guten Jahrgang, der ihnen Rückenwind gibt.
Die Prognose ist vielversprechend: Winzer und Weinbauverband Franken erwarten kühle, fruchtige Weine mit frischer Säure. Noch aber entscheidet das Wetter, ob sich die Hoffnungen erfüllen. Bis dahin spielt sich das Leben der Winzer fast ausschließlich zwischen den Reben ab.
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