Eine Seniorin wird in einem Altenheim von einer Pflegekraft begleitet.
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Eine Seniorin wird in einem Altenheim von einer Pflegekraft begleitet. (Symbolbild)

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Wie Pflegekräfte aus dem Kosovo nach Bayern vermittelt werden

Wie Pflegekräfte aus dem Kosovo nach Bayern vermittelt werden

Die Republik Kosovo bildet weit über den eigenen Bedarf Pflegekräfte aus – und bayerische Krankenhäuser und Altenheime haben einen Riesenbedarf. Wie eine junge Kosovarin ins oberbayerische Trostberg vermittelt wurde.

Über dieses Thema berichtet: Die BR24 Reportage am .

DEKRA steht in großen Lettern an einer Neubaufassade inmitten eines verkehrsreichen Viertels von Pristina, der mit 85.000 Einwohner zweitgrößten Stadt im Kosovo. Die DEKRA (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungsverein) prüft in Deutschland Autos und vergibt TÜV-Plaketten.

Auf dem Balkan bietet das große deutsche Unternehmen Deutschkurse verschiedener Levels an, nimmt die Prüfungen ab und bereitet dann den Kontakt zwischen Pflegekräften und deutschen Arbeitgebern vor, bis hin zur Vertragsunterschrift.

Für Pflegekräfte ist der Deutsch-Unterricht kostenlos

Jonida Bushi, Deutsch-Professorin an der Universität von Tirana in Albanien, koordiniert nebenbei in Pristina die Arbeit im Kosovo. Bushi beschreibt das so: "Wir fangen zuerst mit dem Deutsch-Unterricht an, danach beginnen wir den Anerkennungsprozess und die Interviews mit den Arbeitgebern." In den Sprachkursen können auch Menschen andocken, die über keinerlei Deutschkenntnisse verfügen. Im Schnitt sitzen 20 Frauen und Männer, zwischen 17 und 21 Jahren, in den Klassen. Das Besondere: Für sie ist der Unterricht kostenlos.

Ezana stieß durch Zufall auf das DEKRA-Angebot

So begann es auch bei Ezana Morina. Fünfmal die Woche fuhr die junge Frau 18 Kilometer nach Pristina, um bei der DEKRA Deutsch zu lernen. Nach Bestehen des Levels A1 büffelte sie weiter, schaffte A2 und B1 und schließlich auch das für einen Job in Deutschland erforderliche Level B2.

Vorher hatte Ezana die medizinische Mittelschule besucht und Pflegefachkraft gelernt. Zufällig war sie auf das Angebot von DEKRA gestoßen und hatte die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten und gutes Geld zu verdienen, zu ihrem großen Ziel erkoren. Denn im Kosovo waren und sind ihre Chancen eher schlecht.

Das Kosovo bildet Überschuss an Pflegekräften aus

Das kleine Land hat die jüngste Bevölkerung von ganz Europa. Rund 3.000 Absolventen verlassen jährlich die staatlichen Pflegeschulen. Aber im Kosovo selbst werden nur durchschnittlich 600 benötigt.

In Deutschland dagegen, mit einer immer älter werdenden Bevölkerung, explodiert der Bedarf an qualifizierten Care-Kräften. 300.000 Frauen und Männer werden in diesem Bereich hierzulande bis zum Jahr 2030 gebraucht, davon gehen die Hochrechnungen aus.

Begeisterung für die Pflege in Südostbayern wecken

Deshalb schätzt sich Anna-Sophie Schrott glücklich, dass sie via DEKRA Pflegekräfte aus dem Kosovo für den Klinikverbund Südostbayern rekrutieren kann. Die studierte Pflegewissenschaftlerin ist die Leiterin der Stabstelle Inklusion. Weltweit versucht sie, Menschen für die Pflege in Südostbayern zu begeistern. Schott organisiert das Recruiting, kümmert sich um Visa, die Planung der Einreise. In vielen, aber nicht allen Ländern bieten inzwischen Agenturen eine professionelle Abwicklung an. Angefangen aber hat es mit der DEKRA.

Ezana hat sich für die Klinik in Trostberg entschieden

Am 6. November vergangenen Jahres ist die fleißige Deutschschülerin Ezana Morina von Pristina nach München geflogen, am Tag darauf begann bereits ihre Arbeit am Klinikum in Trostberg im oberbayerischen Landkreis Traunstein. Die mittlerweile 18-Jährige war gut vorbereitet. Einen Monat vor der Abreise, so erzählt sie heute, habe sie schon ihren Dienstplan für die ersten drei Monate zugemailt bekommen.

Ezana wirkt sehr zufrieden, wenn sie ihren Alltag und ihr Berufsumfeld beschreibt: "Ich arbeite fest auf der Akut-Geriatrie-Station, das ist eine Station wie eine Reha für ältere Menschen, die über 65 Jahre sind. Sie bleiben ungefähr drei Wochen dort."

DEKRA bekommt drei Brutto-Monatsgehälter

Trostberg hat sie sich ausgesucht, weil der Ort ruhig und klein ist – mit knapp 11.500 Einwohnern. Außerdem sind es nur 30 Kilometer bis zu den Chiemgauer Alpen: "Ich liebe die Berge", meint Ezana und strahlt. Also eine Win-win-Situation – für sie und das Krankenhaus. Die DEKRA macht auch ein gutes Geschäft dabei: Pro erfolgreicher Vermittlung bekommt das Unternehmen drei Brutto-Monatsgehälter.

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