Nicht direkt zum Facharzt, sondern im Normalfall verpflichtend zum Hausarzt - so wollen es Union und SPD laut Koalitionsvertrag.
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Nicht direkt zum Facharzt, sondern im Normalfall verpflichtend zum Hausarzt - so wollen es Union und SPD laut Koalitionsvertrag.

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Wie sich die bayerischen Hausärzte für die Zukunft rüsten

Wie sich die bayerischen Hausärzte für die Zukunft rüsten

Eine alternde Gesellschaft auf der einen Seite. Personalmangel auf der anderen. Trotzdem sind die bayerischen Hausärzte zuversichtlich, die künftigen Herausforderungen meistern zu können. Was es dafür allerdings braucht, sind neue Konzepte.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Rund 900 Hausärzte und Hausärztinnen aus ganz Bayern sind heute in Erlangen zu einem zweitägigen Treffen zusammengekommen. Es geht dabei nicht nur um den gemeinsamen Austausch, sondern auch darum, sich auf Konzepte und Forderungen zu einigen. So ist ein großes Thema des Verbandstreffens das sogenannte Primärarztsystem. Die Hausärztinnen und Hausärzte sollen für die Patientinnen und Patienten dabei noch mehr als bisher zum zentralen Ansprechpartner werden. In Kombination mit einem neuen Versorgungskonzept soll die Versorgungsqualität steigen – und das trotz alternder Gesellschaft und zunehmendem Fachkräftemangel.

Hausärzte sollen zentrale Anlaufstelle für Patienten werden

Der Begriff "Primärarztsystem" mag etwas sperrig daherkommen. Bei den bayerischen Hausärztinnen und Hausärzten löst er aber Begeisterung aus. Spätestens seit das Wort im Koalitionsvertrag steht. Endlich sei "unser Lösungsansatz im Grundsatz der Politik angekommen", heißt es vom Bayerischen Hausärztinnen- und Hausärzteverband. Das Konzept sieht vor, dass die Hausärzte mehr noch als bisher zum Hauptansprechpartner für Patientinnen und Patienten werden. Die oft jahre- und jahrzehntelange Betreuung ermögliche eine "ganzheitliche Betreuung", so Wolfgang Ritter. Er erklärt anhand eines Beispiels. Wenn ein Patient ohne Steuerung durch den Hausarzt etwa zu einem Herz- und zu einem Lungenfacharzt geht, könne es passieren, dass beide verschiedene Medikamente verschreiben "und keiner schaut drauf, ob diese Medikamente zum Beispiel zusammenpassen", so Ritter. Das Primärarztsystem mit Steuerung durch die Hausärzte verbessere daher die Therapiesicherheit und senke gesamtgesellschaftlich sogar die Sterblichkeit, so der Verbandschef. Ein ganzheitlicherer Blick könne auch dazu beitragen, unnötige Operationen zu vermeiden.

Patienten könnten den Arzt seltener sehen – und davon profitieren

Ein zweites Werkzeug mit Blick auf ist das Versorgungskonzept "HÄPPI". Es ist als eine Art Blaupause für moderne Hausarztpraxen gedacht. Die Idee: "Wir werden im Rahmen der Transformation die Praxisabläufe so umgestalten, dass zum Beispiel der Arzt nicht mehr jeden Patienten einzeln sehen muss", sagt Ritter. Qualifizierte Arzthelferinnen und Arzthelfer sowie weitere Fachkräfte sollen bestimmte Aufgaben der Hausärzte übernehmen. "Wenn du eine Impfung brauchst, gehst du direkt zur Impfung. Wenn du eine Wundversorgung brauchst, gehst du zum Wundtherapeuten", schildert der Chef der Bayerischen Hausärztinnen und Hausärzte die Idee mit einem Beispiel. Ziel sei es, dass die Hausärzte entlastet werden und sie wieder mehr Zeit haben, sich auf ihre wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren: die "wirklich kranken Patienten", sagt Ritter. In der Summe würden Hausarztpraxen mit dem Versorgungskonzept "HÄPPI" effektiver und könnten mehr Patienten versorgen – bei gleichbleibender Versorgungsqualität. Im Juli soll in Bayern eine Testphase mit je einer Hausarztpraxis je Regierungsbezirk beginnen, bei dem "HÄPPI" zum Einsatz kommt.

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