München hat die Isar, Augsburg den Lech und Donauwörth die Donau. Viele Städte sind in der Nähe von Flüssen entstanden, die Gewässer dienten den Menschen als Lebensader – von der Wasserversorgung über den Fischfang bis hin zum Transportweg. Über die Jahrhunderte haben viele Flüsse an Bedeutung verloren, oftmals wurden sie begradigt oder unterirdisch verbaut, sodass sie nicht mehr zugänglich sind. Donauwörth im Landkreis Donau-Ries hat jetzt den Rückschritt gemacht: Hier hat man sich die Donau zurückgeholt.
Das Projektgebiet umfasst rund 1,4 Kilometer Flussstrecke. Geschaffen wurden naturnahe Ufer, neue Wege und Plätze am Wasser. Die Kosten liegen bei rund sieben Millionen Euro. Davon trägt die EU über ihr LIFE-Programm bis zu 1,44 Millionen Euro.
- Zum Artikel: Was das EU-Renaturierungsgesetz für Bayern bedeutet
Projekt als Blaupause für andere Städte
Der sogenannte "CityRiver" gilt als Pilotprojekt: Andere Städte sollen Anregungen erhalten, wie sich innerstädtische Flussräume ökologisch und städtebaulich entwickeln lassen. "Wir haben mit dem Umbau die Donau ein Stück weit wieder den Leuten gegeben", erklärt Christiane Kickum. Sie hat die Neugestaltung seit der ersten Idee 2017 bis heute zur Fertigstellung begleitet.
Der Fluss biete so auch mehr Lebensqualität für die Donauwörther. Spaziergänge oder Picknicks am Donauhafen oder auch am Donauspitz seien jetzt möglich. Dort mündet die Wörnitz in die Donau. Passanten sind durchwegs begeistert. Zusammengefasst lauten die Antworten fast alle so: "Endlich kann ich runter zur Donau – es ist komplett anders als vorher."
Vorbereitung auf die Landesgartenschau
Ein zweites Großprojekt steht bereits fest: Donauwörth richtet 2028 die 40. Bayerische Landesgartenschau aus. Leitgedanken sind "Stadt am Fluss", "Naturräume verbinden" und die Stärkung von Rad- und Fußwegen. Viele geplante Maßnahmen überschneiden sich mit den Zielen von CityRiver. Die Gartenschau soll nicht nur für ein halbes Jahr Besucher anziehen, sondern langfristig Grünflächen und Aufenthaltsorte hinterlassen.
Neue Plätze, Wege und Blickachsen
Kernpunkt der Landesgartenschau ist der Volksfestplatz, der zum zentralen Schau- und Veranstaltungsort umgebaut wird. Am Zusamweg entsteht ein Park-and-Ride-Platz, verbunden über eine neue Brücke. Geplant oder teils fertig sind außerdem eine durchgehende Donaupromenade, ein Donaustrand sowie ein Stadtbalkon mit Blick über die Wörnitzauen. Renaturiert wird der Kaibach, ergänzt durch neue Wegeverbindungen, einen Wasserspielplatz und eine Station zur Naturbeobachtung.
So soll die Stadt näher ans Wasser rücken. Maßgeblich an der Umgestaltung der Donau in Donauwörth waren auch die Lechwerke beteiligt. Etwa 1.000 LKW-Ladungen Kies seien verbaut worden, um die Sohle der Donau zu stabilisieren. Der Strom hatte sich über die Jahre mehr und mehr in den Boden gegraben. Dies habe negative Auswirkungen auf die Natur und besonders für die Fische, betont Ralf Klocke, Projektmanager für die LEW-Wasserkraft. Mit der neuen Kiessohle sei sichergestellt, dass die Donau stets fliest. Das sei gut für wandernde Fischarten wie den Donaulachs.
Investitionen sollen Stadt langfristig nutzen
Für die Landesgartenschau hat Donauwörth eine eigene GmbH gegründet. Der städtische Eigenanteil liegt bei maximal 8,2 Millionen Euro – verteilt bis 2029. Die Investitionen sollen nicht nur kurzfristig wirken, sondern die Stadtentwicklung nachhaltig voranbringen.
Donauwörth verfolgt damit zwei Ziele: Die Stadt wird lebenswerter für ihre Bürgerinnen und Bürger – und zugleich entsteht ein Modell, wie Städte in Europa ihre Flüsse neu gestalten können. Mit "CityRiver" und der Landesgartenschau 2028 will Donauwörth zeigen, wie Natur, Freizeit und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen können, heißt es von den Verantwortlichen der Stadt. Am Wochenende wird der neue "Alte Donauhafen" mit einem zweitägigen Festprogramm eingeweiht.
Im Video: Wie sich Donauwörth den Fluss zurückgeholt hat
Donauwörth hat sich seinen Strom zurückgeholt: Hier kann man die Donau nun wirklich wieder erleben.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!