Das ganze Jahr über haben die Gänse von Stefan Sluka auf einer Wiese neben seinem Hof verbracht. Jetzt, kurz bevor sie geschlachtet und verkauft werden, sind sie die letzten Wochen in einen überdachten Unterstand mit Strohboden umgezogen. Rund 230 Gänse verkauft der Nebenerwerbslandwirt im Jahr an Privatleute und Wirtschaften. "Eine kleine Gans hat so etwa 3,8 Kilo, aber es ist auch mal ein Ausreißer mit acht Kilo dabei. Im Durchschnitt haben die Tiere aber rund fünf Kilo ausgeschlachtet", sagt er.
Kosten gestiegen, Preise aber kaum
Natürlich sind auch bei ihm die Kosten gestiegen – für die Küken, die Weidezäune, das Futter und seine Arbeitszeit. Aber diese Kosten könne er eben nicht eins zu eins weitergeben. Stattdessen müsse er die Kosten im Rahmen halten. 17,80 Euro pro Kilo kosten die Tiere in diesem Jahr bei ihm.
Mehr als bei der Importware im Supermarkt, aber am unteren Ende dessen, was man laut Verbraucherzentrale für eine deutsche Freilandgans bezahlen muss. Für Biohaltung unter anderem mit deutlich teurerem Futter müssten die Kunden wohl 25 bis 30 Euro für das Kilo zahlen, glaubt Sluka. Und das würden wohl die meisten seiner Kunden nicht mehr mitmachen, glaubt er.
Auswirkungen der Vogelgrippe
Aktuell ist die Nachfrage bei ihm gut. Daran haben auch die Nachrichten über die Vogelgrippe wenig geändert. Überhaupt seien er und die anderen bayerischen Geflügelhalter derzeit noch glimpflich davongekommen. Eine Stallpflicht gibt es im Landkreis Kitzingen wie fast überall sonst noch nicht. Die Sorge aber bleibt. "Wir haben noch drei Wochen bis Weihnachten. Wenn jetzt am Stadtsee eine tote Ente liegt, dann ist die Hölle los, aber das wollen wir nicht hoffen", sagt der Züchter.
Beim Kauf auf Haltung achten
Wer eine Gans kauft, sollte nach Angaben der Verbraucherzentrale Bayern auf EU-weit gültige Bezeichnungen wie "Freilandhaltung" oder "Bäuerliche Freilandhaltung" achten. Eine Haltung mit ausreichend Auslauf und einer natürlichen Fütterung sorge bei den Weihnachtsgänsen zudem für schmackhaftes Fleisch und wenig Fettgewebe. Wer Gänse aus Deutschland kauft, kann sich sicher sein, dass die Tiere nicht unter Zwangsmast und Lebendrupf leiden mussten. Das gilt auch für Supermarkt-Tiefkühlware.
Sorgen wegen Vogelgrippe unbegründet
Wegen der Vogelgrippe müssen sich Verbraucher laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) keine Sorgen machen. Bislang gebe es keine Belege, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippevirus infiziert haben. Auch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hält eine Übertragung über Lebensmittel, die von infiziertem Geflügel stammen, hierzulande für "unwahrscheinlich".
Generell rät das BfR dazu, rohe Geflügelprodukte getrennt zu lagern und Küchengeräte, die mit rohem Geflügel in Berührung kommen, gründlich zu reinigen. Geflügelfleisch sollte generell gut durchgegart werden – mindestens zwei Minuten lang bei mindestens 70 Grad Celsius.
Schmorzeit im Ofen
Einen Ort von Iphofen entfernt, in Rödelsee, öffnet der Chef des Gasthauses Winzerstube Sven Heß seinen Ofen. Darin schmoren seit drei Stunden bei niedrigen Temperaturen drei Gänse. Eine Faustregel sei es, dass eine Gans rund eine Dreiviertelstunde pro Kilo im Ofen schmoren muss, sagt der Koch. Trotzdem sei eine regelmäßige Kontrolle wichtig. Sein Tipp: Das Fleisch nur mit Salz würzen und zum Schluss mit Heißluft und gerne auch nochmal mit einem Bunsenbrenner für eine rösche Haut sorgen.
Gute Haltung schmeckt man
Dem Wirt ist es wichtig, dass die Tiere quasi in der Nachbarschaft aufgewachsen sind und er den Züchter seit langem kennt. "Die sind gut aufgewachsen, da merkt man die gute Fütterung. Und die Fülle trägt natürlich auch dazu bei", sagt Heß. Auf einem großen Brett werden die Gänse zum Tisch gerollt und direkt vor den Gästen tranchiert. Für Christian Plutte und seine Freunde gehört das zur Weihnachtszeit dazu. Besonders lobt er das dazu gereichte Apfel-Quitten-Kompott. 40 Euro aufwärts kostet die Portion Gans in Rödelsee inklusive Klößen und Rotkohl oder Wirsing. Aber es ist ja – wenn überhaupt – ein Essen, das man sich nur wenige Male im Jahr gönnt.
Schnatternd laufen die Gänse im unterfränkischen Iphofen durch ihren Unterstand
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