Der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit bäckt als Praktikant mit zwei Bäckern Laugenzöpfe in einer Backstube.
Der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit bäckt als Praktikant mit zwei Bäckern Laugenzöpfe in einer Backstube.
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Praktikumspate Toni (r.) mit dem prominenten Praktikanten Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (M.).
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Praktikumspate Toni (r.) mit dem prominenten Praktikanten Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (M.).

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Praktikanten Mangelware in Betrieben

Praktikanten Mangelware in Betrieben

Ein Praktikum haben die meisten schon gemacht. Oft ist es der Einstieg in die Berufsfindung. Die Bundesagentur für Arbeit startet heute eine "Woche des Praktikums" - mit einem prominenten "Praktikanten" in einer Amberger Bäckerei.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

"Sonst absolut gar nicht so meine Zeit", gibt Daniel Terzenbach zu. Morgens um 5 Uhr kommt er zum Praktikum in die Arno Nußstein Back GmbH nach Amberg. Er ist im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit und hat selbst früher schon als Gerüstbauer oder Postbote ein Praktikum gemacht.

Praktikumspate hilft beim Brezendrehen

Als Bäcker-Praktikant will er auf die "Woche des Praktikums" aufmerksam machen, die am heutigen Dienstag begonnen hat. Und der Vorstand wird gleich mal eingespannt zum Brezendrehen. Alles Handwerk, alles Unikate, 2.000 am Tag. Danach landen Laugenknoten auf dem Blech. Und Laugenringe.

Zur Seite steht ihm Praktikumspate Toni, ein 25 Jahre alter Togolese, der erst vor drei Jahren nach Deutschland gekommen ist. Er hat im Sommer seine Ausbildung mit Spitzennoten absolviert, sein Chef Ulf Fischer nennt ihn die "Nadel im Heuhaufen". Denn mit Praktikanten hat der Bäckermeister so seine Erfahrungen. "Die sind eine Woche da, dann hören sie auf. Wollen halt alle Influencer oder Youtuber werden", sagt er. Marcel und auch Luca sind ihm nach einem Praktikum tatsächlich geblieben. Luca ist inzwischen im dritten Lehrjahr, genießt das Bäckerhandwerk. Und an das frühe Aufstehen – was viele von dem Beruf abschreckt – "gewöhnt man sich", sagt der 17-Jährige.

Problem im Handwerk: Fachkräftemangel und Bürokratie

Ein Praktikum soll die Berufsfindung und die Entscheidung für eine Ausbildung erleichtern. Bäckermeister Ulf Fischer ist selber über ein Praktikum zu seinem Traumjob gekommen. Nach dem BWL-Studium sollte es für ihn eigentlich in die Steuerkanzlei seines Vaters gehen. Stattdessen schnupperte er im Bäckerbetrieb seines Onkels Handwerksluft. Inzwischen hat er den Betrieb in Amberg mit seinen sieben Filialen übernommen. Doch Fachkräfte und Personal zu bekommen ist neben der Bürokratie das, was ihm das Leben schwer macht. Jeder Praktikant sei deshalb herzlich willkommen, das ganze Jahr über, sagt der Bäckermeister.

Daniel Terzenbach – sonst im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit – schiebt einen Wagen mit Mürbteig-Waren in den 190 Grad heißen Ofen und macht sich an den Teig für Roggensemmeln. Was Toni ihm mit beiden Händen flott vormacht, ist für den Mann aus dem Vorstand der Bundesagentur für Arbeit eine Herausforderung. "Weil man merkt, dass man linke und rechte Hand nicht gleich benutzt, definitiv nicht."

Praktika: In Betriebe hineinschnuppern und Kontakte knüpfen

Praktika seien für Arbeitgeber und junge Menschen gleich wichtig, findet Terzenbach. Ein "Begegnungsort", an dem beide Seiten "gemeinsam lernen". Außerdem würden Praktika die Abbrecherquoten in Ausbildungen reduzieren.

Im Aktionszeitraum während der "Woche des Praktikums" können Ausbildungssuchende in verschiedene Betriebe hineinschnuppern. Das soll ihnen die Berufsfindung erleichtern und helfen, erste Kontakte zu Betrieben und Unternehmern zu knüpfen. Während Daniel Terzenbach Plundergebäck macht, gehen seine Brezen, die er am frühen Morgen gedreht hat, bereits nebenan über die Ladentheke.

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