💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬
Spätestens am Sonntag müssen sich die Münchner entscheiden: Unterstützen sie eine Olympia-Bewerbung ihrer Stadt oder nicht. Seit Monaten diskutieren Befürworter und Gegner über Vor- und Nachteile. Ein immer wieder angebrachtes Pro-Argument ist die Tatsache, dass die Stadt investieren könnte: etwa in neue Wohnungen, Radwege und eine bessere ÖPNV-Anbindung. Konkret geht es etwa um ein neues Stadtquartier im Nordosten bei Daglfing, die Verlängerung der U4 oder den S-Bahn-Ringschluss Nord.
User: "Braucht man wirklich Olympia, um einen Radweg zu bauen?"
In der Kommentarspalte bei BR24 hinterfragen User, ob diese Investitionen nicht auch ohne Olympia möglich seien. So kommentierte etwa "elvisfan": "Braucht man wirklich Olympia, um einen Radweg oder Park zu bauen? Komisch, bei uns wurde erst einer ganz ohne eingeweiht." Die Nutzerin "Chrissy_t_c" schrieb: "Es wäre im Interesse der Bevölkerung, dass der BR mal erklärt, warum alle diese Projekte nur dann möglich sein sollen, wenn man Olympia durchführt. Gibt es da (mehr) Fördermittel, die es sonst nicht geben würde? Wenn ja, warum ist das so? (...)"
"Ein Großteil der geplanten Maßnahmen sind schon Teil des Stadtentwicklungsplans", erklärt Andreas Haas, Pressesprecher des Referats für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München. Doch zur Umsetzung dieser Maßnahmen brauche es Geld. Mit zusätzlichen Mitteln des Freistaats Bayern und des Bundes könnten diese Maßnahmen im Falle der Olympia-Austragung früher verwirklicht werden. "Ohne Olympia könnten einige der Maßnahmen erst später, andere vielleicht gar nicht umgesetzt werden", so Haas weiter.
Ein Beispiel sei der S-Bahn-Ringschluss Nord. Dieser sei schon seit vielen Jahren geplant, konnte aber bislang nicht angegangen werden, weil immer wieder andere Projekte priorisiert wurden. Durch die zusätzlichen Mittel von Bund und Freistaat könnte auch dieses Projekt schneller umgesetzt werden, sollte München Austragungsort der olympischen Spiele werden.
"Olympia bietet die Chance, Fördermittel zu bekommen, die man ohne nicht bekommen würde", sagt Klaus Wohlrabe, Leiter ifo Befragungen am Münchner ifo Institut. Man kann Geld investieren, das man ansonsten nicht hätte. Das ifo Institut hat im vergangenen Jahr erst eine Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von sportlichen Großereignissen veröffentlicht [externer Link].
Experte: Infrastruktur könnte profitieren – wie 1972
Daniel Gromotka, Leiter des Referats für Raumentwicklung und Statistik beim Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München, zieht einen Vergleich zu den Olympischen Spielen 1972. Auch damals hätten Pläne zu diversen Maßnahmen, wie der U-Bahn oder dem heutigen Olympiapark als Erholungsstätte, bereits existiert. "Nach der Zusage wurde das dann sehr schnell umgesetzt und in hoher Qualität gebaut", so Gromotka. Die Stadtgesellschaft profitiere heute noch sehr stark vom Park und den damals geschaffenen Angeboten.
Das könnte sich wiederholen, wenn wieder Olympische Spiele in München stattfinden würden, sagt Klaus Wohlrabe von ifo Institut. "Die Investitionen in die Infrastruktur sind auch danach nutzbar." Die besseren Busverbindungen sowie der Ausbau bei U- und S-Bahnen würde ja nach den Spielen nicht wieder abgebaut werden, so Wohlrabe.
Olympia-Gegner zweifeln Zusammenhang an
Gegner bezweifeln, dass Olympia wirklich neuen Wohnraum und einen besseren ÖPNV mit sich bringen würde. So seien etwa die U-Bahn-Projekte in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar, glaubt Tobias Ruff, Fraktionsvorsitzender ÖDP/Münchner Liste im Münchner Stadtrat. Und: "Die für das olympische Dorf geplanten Flächen sind sowieso bereits für den Wohnungsbau vorgesehen. Durch Olympia kommen sie nur später."
Was er damit meint: Die für das Olympische Dorf gebauten Athletenwohnungen müssten nach den Spielen erst umgebaut und in gewöhnlichen Wohnraum umgewandelt werden. Erst dann könnten etwa Familien einziehen. Ruff erwartet, im Gegensatz zu den anderen angefragten Experten, dass die Wohnungen ohne Olympia schneller fertig sein könnten.
Stadt München: Würden uns nicht übernehmen
Bei der Stadt München ist man überzeugt, dass man sich mit Olympia nicht übernehmen würde. "Bei den Durchführungskosten gehen wir davon aus, dass ein ganz großer Teil refinanziert werden kann, wie das auch in Paris gelungen ist, zu 95 Prozent durch Ticketeinnahmen, lokale Sponsoren und durch einen Beitrag des IOC", der bei 1,23 Milliarden Euro gelegen habe, erklärt Haas von der Stadt München.
Die Kosten für die Infrastruktur würden Münchens Bürgern hingegen erhalten bleiben und könnten durch Mittel von Bund und Freistaat sowie möglichen privaten Finanzierungen mitgetragen werden. Die Stadt könne den restlichen Teil der Kosten über die Vorlaufzeit von mindestens zehn Jahren aufteilen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
