- Direkt zum aktuellen Artikel: Polizisten schießen auf Soldat - das sagt der Bundeswehrverband
Im Rahmen der Bundeswehr-Großübung "Marshal-Power" ist im oberbayerischen Erding ein Soldat von der Polizei angeschossen worden. "Aufgrund einer Fehlinterpretation" seien am Einsatzort Schüsse abgegeben und ein Angehöriger der Bundeswehr leicht verletzt worden. Der Soldat ist nach ambulanter Versorgung im Krankenhaus wieder entlassen worden. Noch sind einige Fragen offen. Was wir bisher wissen:
Was ist passiert?
Am Mittwoch gegen 17 Uhr wurde die Polizei darüber informiert, dass im Südosten von Erding eine verdächtige Person unterwegs ist - in Tarnkleidung und mit einem Gewehr bewaffnet. Daraufhin schickte die Einsatzzentrale ein Großaufgebot an Einsatzkräften in den Stadtteil Altenerding, auch ein Hubschrauber war im Einsatz.
Dann der folgenschwere Irrtum: Was die Polizeibeamten offenbar nicht wussten - bei dem bewaffneten Mann in Tarnkleidung handelte es sich um einen Bundeswehrsoldaten, der an der Großübung "Marshal-Power" teilnahm. Die Soldaten wiederum hielten das Anrücken der Polizei für einen Teil des Trainings-Szenarios und eröffneten das Feuer mit Manövermunition. Diese Art von Munition gibt aber nur einen Knall von sich und keine Projektile. Die Polizei, die einen echten Angriff vermutete, erwiderte mit scharfen Waffen. Dabei erlitt ein Soldat einen Streifschuss und wird leicht verletzt.
Was sagt die Polizei?
Polizeisprecher Andreas Aichele sagte dazu dem BR: "Wir gehen davon aus, dass die Bundeswehr hier bei einer Übung unterwegs war und man die Polizisten hier für Übungsteilnehmer gehalten hat, was sie aber de facto nicht waren. Gleichzeitig war der Polizei zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass es sich hier nicht um mögliche böse Menschen, sondern um übende Soldaten handelt." Für die Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden.
Worum geht es bei der Großübung "Marshal-Power"?
Vom 22. bis 29. Oktober soll in Teilen von Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz eine Großübung der Bundeswehr stattfinden - der BR hatte darüber berichtet. Sie trägt den Namen "Marshal Power". Das Manövergebiet erstreckt sich in etwa auf den Raum zwischen München, Ingolstadt, Neuburg an der Donau, Regensburg, Deggendorf und Landshut.
Bei der Großübung soll der Kampf hinter einer fiktiven Frontlinie im Verteidigungsfall geübt werden - zusammen mit Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften. Das Besondere: Die etwa 500 Soldaten der Feldjäger und die rund 300 zivilen Einsatzkräfte üben nicht auf abgezäunten Truppenübungsplätzen, sondern in der Öffentlichkeit.
Die Einsatzkräfte sollen laut Bundeswehr das Vorgehen gegen Bedrohungen hinter einer fiktiven Frontlinie, im sogenannten "rückwärtigen Raum", trainieren - zum Beispiel gegen Drohnen, Sabotage oder sogenannte "irreguläre Kräfte". Damit sind bewaffnete Kämpfer gemeint, die nicht einer staatlichen Armee zuzurechnen sind.
Wie konnte es zu dem Zwischenfall kommen?
Wie es zu dem Zwischenfall kommen konnte, wird jetzt ermittelt. Die Kriminalpolizei Erding und das bayerische Landeskriminalamt haben mit den Untersuchungen begonnen. Laut Polizeisprecher Aichele finden derzeit noch Spurensicherungsmaßnahmen statt, um den ganzen Sachverhalt aufklären und danach möglichst transparent aufarbeiten zu können. Der Tatort wurde abgesperrt.
Auch von Seiten der Bundeswehr hieß es, dass der Vorfall weiter untersucht werde. Die Feldjäger versuchten in Zusammenarbeit mit der Polizei aufzuklären, wie es zu dem Missverständnis gekommen sei, sagte ein Sprecher des Operativen Führungskommandos.
Die Bundeswehr-Großübung "Marshal Power" sei der Polizei insgesamt bekannt gewesen. Allerdings sei für den Mittwoch an dieser Stelle in Erding keine Übung angekündigt gewesen. Die örtliche Polizei sei auch nicht daran beteiligt gewesen. Die Übung war nach Angaben der Bundeswehr mit den Kommunen und Behörden abgestimmt. Wie gut oder schlecht, muss nun die Untersuchung zeigen.
Wie geht es nun mit der Bundeswehr-Großübung weiter?
Wie es mit "Marshal Power" weitergeht, ist zur Stunde unklar. Eigentlich sollte die Übung an mehreren Standorten in Bayern noch bis zum 29. Oktober dauern. Offiziell lautet die Sprachregelung: Die Bundeswehr stehe in engem Austausch mit den verantwortlichen Ermittlungsbehörden vor Ort, um die Sache schnellstmöglich aufzuklären. Am Vormittag soll darüber entschieden werden, ob die Militärübung fortgesetzt wird oder nicht.
Mit Informationen von dpa und AFP.
Im Audio: Schüsse auf Soldat in Erding
Großeinsatz in Erding: Bei der Bundeswehrübung "Marshal Power" in Erding wurde ein Soldat von der Polizei angeschossen und verletzt.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

