Archivbild: Marktplatz in Wunsiedel
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Wohnungsmarkt: Wie die Politik Leerstand bekämpfen will

Wohnungsmarkt: Wie die Politik Leerstand bekämpfen will

Fast zwei Millionen Wohnungen in Deutschland stehen leer. Auch in Bayern sind die Leerstände vor allem in manchen Grenzregionen hoch. Bundesbauministerin Geywitz will gegensteuern. In Bayern geht der Landkreis Wunsiedel mit gutem Beispiel voran.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

In Bayern stehen knapp 300.000 Wohnungen laut dem Zensus von 2022 leer. Das sind rund vier Prozent aller Wohnungen im Freistaat. Damit steht Bayern im Vergleich zu manchen Bundesländern im Osten, wie Sachsen-Anhalt und Sachsen mit knapp neun Prozent Leerstand, gut da. Aber gerade die Grenzregionen in Franken, Niederbayern und der Oberpfalz kämpfen mit teils hohen Leerständen. So hat der Markt Schirnding im Landkreis Wunsiedel eine Quote von 16 Prozent.

Leerstand durch Strukturwandel

Für den Wunsiedler Landrat Peter Berek (CSU) ist das kein Grund, Trübsal zu blasen. Das Fichtelgebirge habe lange mit dem Strukturwandel zu kämpfen gehabt, berichtet er. Durch den Niedergang der Porzellanindustrie fielen 15.000 Arbeitsplätze weg. Menschen ziehen weg, Gemeinden schrumpfen und damit stehen mehr Wohnungen leer.

Berek will die Menschen zurückholen. Dafür braucht es aus seiner Sicht die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen. Erstere müssten genug Geld in Förderprogrammen bereitstellen und Gesetze vereinfachen. Die Kommunen vor Ort müssten diese Förderung dann auch nutzen und individuell umsetzen. So hat der Landrat über die Modellprojekte-Förderung "Smart Cities" zehn Millionen Euro bekommen, um digitale Projekte im Landkreis Wunsiedel voranzutreiben.

Wunsiedel hat damit unter anderem ein Innovationslab gegründet, das Schulklassen, Handwerker und Unternehmen über digitale Anwendungen informiert und zum Beispiel auch einen 3-D-Drucker vorführt. Dieses Lab reist im Landkreis herum und war unter anderem in einem ehemaligen, leerstehenden Café im Ort Markt Leuthen. "Und lustigerweise, was passiert jetzt: Seit zwei Wochen hat sich jetzt eine Familie gefunden, die dieses Café wieder eröffnet", erzählt Landrat Berek. Das bedeutet: eine leerstehende Immobilie weniger. Darüber hinaus soll das Förderprogramm Innovationen vor Ort ankurbeln und damit Arbeitsplätze schaffen.

Ziel: Menschen in Regionen mit Leerstand zurückholen

Es ist ein Beispiel von vielen, wie Bund, Länder und Kommunen den Leerstand bekämpfen wollen. Das Bundesbauministerium fasste die Ideen jetzt in der "Handlungsstrategie Leerstandsaktivierung" zusammen. Das Ziel: Städte und Dörfer attraktiver machen mit schönen Ortskernen, gutem Internet und teils mehr ÖPNV und außerdem Start-ups, Unternehmen und innovative Ideen fördern, damit Arbeitsplätze entstehen.

Mehr Beratung, mehr gezielte Förderung

Dabei ist für Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) besonders wichtig, "valide und regionalisierte Daten zu bekommen, um zielgerichtet unterstützen zu können". Bund und Länder müssen also herausfinden, welche Region welche Unterstützung braucht - zum Beispiel bei der Beratung oder beim Zuschnitt der Förderung.

Denn Förderprogramme gibt es bereits einige. Aber gerade Kommunen in strukturschwachen Regionen haben oft wenig Personal, um diese zu beantragen. Wissensvermittlung ist deshalb ein zentraler Punkt der Strategie. So gibt es seit kurzem die Online-Plattform "Potenzial Leerstand" mit positiven Praxisbeispielen und Informationen zu vielen in Frage kommenden Förderprogrammen.

Kritik: Förderprogramme zu kompliziert

Wunsiedels Landrat Berek befürwortet die Strategie, aber er kritisiert, dass es oft noch zu schwer sei, Förderung zu bekommen. Er hat dafür eigens Personal abgestellt. Aber gerade für Privatleute seien die Bedingungen teilweise zu verwirrend und kompliziert.

Ein ähnliches Problem macht Matthias Kuplich für zahlreiche Wohnungsunternehmen in Ostdeutschland aus. Er ist Direktor des Verbands der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt. "Wir haben das Paradoxon, dass Unternehmen Fördermittel, die wenigen, die es gibt, gar nicht abrufen, weil die Bedingungen viel zu kompliziert sind", sagt Kuplich. Das Problem des Leerstands werde in der Strategie richtig beschrieben, aber es gebe viel Bürokratie und fehle auch an Geld, um gerade den massiven Leerstand im Osten Deutschlands zu bekämpfen.

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