ARCHIV - 31.05.2006, Bayern, Manching: Der keltische Goldschatz des Kelten- und Römermuseums in Manching bei Ingolstadt, wie er bis 2022 ausgestellt war. Der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts wurde 1999 gefunden, im November 2022 hatten Einbrecher die Goldmünzen gestohlen. (zu dpa: «Prozess um Diebstahl von keltischem Goldschatz startet») Foto: Frank Mächler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Goldschatz in Manchinger Keltenmuseum

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Gestohlener Keltenschatz von Manching: Diebesbande vor Gericht

Gestohlener Keltenschatz von Manching: Diebesbande vor Gericht

Es war ihr wohl spektakulärster Diebstahl: Vier Männer stehen ab heute vor dem Landgericht Ingolstadt, weil sie den Keltengoldschatz von Manching gestohlen haben sollen. Laut Anklage ging die Diebesbande nach einem Muster vor – nicht nur in Manching.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

In der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft klingt das Ganze wie ein Coup aus einem Hollywood-Film: Es ist eine Novembernacht vor über zwei Jahren, gegen ein Uhr nachts. Die mutmaßlichen Diebe steigen in das Telekom-Verteilerhäuschen in Manching ein und kappen die Glasfaserkabel. Im gesamten Ort fallen daraufhin Internet und Telefon aus – und damit auch die Alarmanlage im Kelten- & Römermuseum Manching. Genau dort hebeln die mutmaßlichen Täter die Museumstür auf. Sie zerschlagen die Vitrine des Goldschatzes und stehlen die rund 480 Münzen. Das Ganze dauert nicht einmal zehn Minuten.

Über 30 Einbrüche – Diebesbande mit Erfahrung

Fast ein Jahr nach dem Einbruch in Manching werden die vier mutmaßlichen Diebe in Schwerin gefasst. Alle vier stammen aus Mecklenburg-Vorpommern, drei aus der Landeshauptstadt Schwerin. Nun müssen sich die Männer vor Gericht verantworten. Doch vom Großteil des Schatzes fehlt nach wie vor jede Spur.

Nach Überzeugung der Anklage haben die mutmaßlichen Bandenmitglieder reichlich Erfahrung. Über 30 Einbrüche in ganz Deutschland und auch in Österreich sollen auf das Konto der Bande gehen. Schon seit vielen Jahren sollen die vier Männer gemeinschaftlich Einbrüche verübt haben, allerdings meist in gewerblichen Objekten. In dieser Hinsicht war der Einbruch in das Museum in Manching eine Ausnahme.

Welchem Muster die Einbrüche folgten

Laut Anklage waren die Zielobjekte der Bande bis zum Einbruch von Manching Supermärkte, Schnellrestaurants, Verbrauchermärkte und Tankstellen – und das über mindestens acht Jahre. Ihr Ziel waren stets Geldautomaten und Tresore, so die Staatsanwaltschaft.

Die Bande soll immer nach dem gleichen Muster gearbeitet haben: Sie sabotierte die Verteilerhäuser der Telekom und legte so das Alarmsystem am Einbruchsort lahm. Um nach jeder Tat schnell fliehen zu können, suchten sie gezielt nach lohnenden Objekten nahe an einer Autobahn, so auch beim "kelten römer museum" in Manching, das nur etwa drei Minuten von der Autobahnauffahrt zur A9 entfernt liegt.

Keltenschatz erst beim zweiten Versuch gestohlen

Erst als das Alarmsystem lahmgelegt war, sollen sich die Einbrecher am eigentlichen Objekt zu schaffen gemacht haben. Wenn das nicht klappte, sollen sie den Einbruch abgebrochen haben. Auch in diesem Punkt passt das Museum in Manching in das Schema. Den ersten Versuch, an den Goldschatz der Kelten zu kommen, hat die Bande bereits im Oktober 2021 unternommen, davon geht die Staatsanwaltschaft aus. Schon damals sollen sie einen Telekom-Verteilerkasten sabotiert haben, es aber nicht geschafft haben, die Alarmanlage des Museums auszuschalten. Erst beim zweiten Anlauf am 22. November 2022 waren die Täter dann erfolgreich.

Laut Anklage verschafften sich die mutmaßlichen Einbrecher meist mit Brecheisen Zugang. Nach der Darstellung der Staatsanwaltschaft stiegen jeweils zwei von ihnen ins Gebäude ein, die anderen beiden schoben Wache.

Zahlreiche Indizien stützen die Anklage

Die Anklage stützt sich auf DNA-Spuren, Erkenntnisse aus der Telefonüberwachung, diverse Finanzermittlungen und ein umfangreiches Einbruchs-Arsenal. Das alles stellten die Ermittler im Rahmen der Durchsuchungen im Juli 2023 bei den mutmaßlichen Bandenmitgliedern sicher, darunter Brecheisen, Winkelschleifer, Trennscheiben, Störsender, Funkgeräte, Ganzkörperanzüge, Sturmhauben sowie größere Summen Bargeld.

Staatsanwalt will über zwei Millionen Euro einziehen

Vom Goldschatz selbst ist bislang allerdings nur ein Bruchteil wieder aufgetaucht: 500 Gramm, in zusammengeschmolzener Form. Ursprünglich wogen die keltischen Münzen allerdings 3,7 Kilogramm. Es bleibt nach wie vor ungeklärt, wo der Rest des Schatzes ist, der als größter keltischer Goldfund des 20. Jahrhunderts galt und ein herber Verlust für das Museum war.

Mit der Anklage hat die Staatsanwaltschaft beim Kopf der Bande auch die Einziehung von über zwei Millionen Euro beantragt. In der Summe enthalten ist der bis heute nicht auffindbare Teil des historisch wertvollen Goldschatzes der Kelten.

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