Staus, Blockaden, wütende Autofahrer: Monatelang diskutierte Bayern über die häufig als "Klimakleber" bezeichneten Aktivisten der "Letzten Generation". So mancher Autofahrer dürfte aufgeatmet haben, als die Klimaaktivisten verkündeten, dass sie sich künftig nicht mehr auf die Straßen kleben wollen. Die Begründung der Protestgruppe: Die Klimakrise sei nicht mehr aufzuhalten und ihr ursprünglicher Plan damit ausgelaufen. Die Klima-Kipppunkte seien überschritten. Das bedeute, die aktuelle Generation sei nicht mehr die letzte Generation vor den Kipppunkten. Auch ein neuer Name sei erforderlich.
Hinzu kommt: "Die Repression und die Abwehr gegen den Aufstand der 'Letzten Generation' war so massiv, dass das auch kräftemäßig nicht mehr aufrechtzuerhalten war", so Klimaaktivistin Katja Schreiner im Gespräch mit BR24.
"Letzte Generation" in zwei Splittergruppen aufgeteilt
"Die 'Letzte Generation' hat sich Anfang des Jahres in die 'Neue Generation' und das 'Widerstands-Kollektiv' aufgespalten", erklärt Johanna Wahl vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung in Berlin. Das "Widerstands-Kollektiv" hält der Expertin zufolge an den Protestformen der "Letzten Generation" fest.
So haben sich etwa Aktivisten des Kollektivs in München sowohl am Dienstag an der Donnersbergerbrücke als auch am Donnerstagmorgen an der A9 auf die Straße geklebt, was zu einem stundenlangen Stau führte. Die IAA sei eine "Propaganda-Show für Klimazerstörung", so Katja Schreiner, Sprecherin des Kollektivs. Deswegen solle diese nicht ungestört über die Bühne gehen.
"Neue Generation" mit neuen Methoden und Zielen
Die "Neue Generation" ist die andere Nachfolgebewegung der "Letzten Generation". Mit der Namensänderung gingen auch neue Methoden des Protests einher. "Die neue Generation führt eher demokratiebildende Austauschformate durch, aber auch Proteste bei Zeitungen wie dem Springer Verlag oder auch gegen den Konzern Müller", so Protestforscherin Johanna Wahl. Das Widerstands-Kollektiv protestiere ganz konkret vor Ort, beispielsweise indem sie Parkplätze bepflanzen oder Fahrradwege auf Straßen aufzeichnen. Dabei treten die Mitglieder der "Neuen Generation" mit Klarnamen auf, während das "Widerstands-Kollektiv" auch anonym Aktionen durchführt.
Protestforscherin: Beide Gruppierungen halten Kontakt
Sind aus der "letzten Generation" also zwei völlig voneinander unabhängige Gruppierungen hervorgegangen? Protestforscherin Johanna Wahl beobachtet, dass die beiden Splittergruppen untereinander durchaus noch im Austausch stehen. Zudem gebe es regional große Unterschiede in der Entwicklung der Klimabewegung. Mancherorts wurde die lokale Gruppe der "Letzten Generation" etwa komplett zum Widerstands-Kollektiv, in anderen Orten zur "Neuen Generation".
"In größeren Städten gibt es beides und es gibt auch Aktivisten, die sowohl bei der 'Neuen Generation' als auch beim 'Widerstands-Kollektiv' aktiv sind", so die Protestforscherin. Viele Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" sind derzeit zudem noch vor Gericht beschäftigt, wo Protestaktionen aus der Vergangenheit juristisch beleuchtet werden. Manche von ihnen haben sich mindestens zehnfach auf die Straßen der Republik geklebt.
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