- Direkt zum aktuellen Artikel: Mutmaßlicher Dreifachmord von Zwiesel: Drittes Opfer eine Frau
Von der Fassade blättert der Putz, im Garten und auf dem Vorplatz sammeln sich ausrangierte Elektrogeräte, Möbel und Kartons. In einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus in der niederbayerischen Kleinstadt Zwiesel haben Ermittler drei Leichen entdeckt – der Hinweis kam vom mutmaßlichen Täter selbst.
Nachbarin: "War absehbar, dass etwas Gröberes passiert"
In Zwiesel galt das Mehrfamilienhaus seit Jahren als Problemfall. Es gab dort immer wieder Polizeieinsätze wegen Ruhestörung, Streit und Schlägereien. Nachbarn erzählten BR24, man habe nicht so genau gewusst, wer in dem Haus wohnte. Die Bewohner hätten immer wieder gewechselt. Es habe oft Vorfälle gegeben, auch mit Alkohol und Drogen.
Manche wundern sich nicht, dass es jetzt zu einer Gewalttat gekommen ist. "Es war absehbar", sagte eine Nachbarin dem BR, "dass dort irgendwann einmal etwas Gröberes passieren muss". Aber drei Tote – eine solche Dimension habe dann doch niemand erwartet. Viele Menschen in der kleinen Stadt im Bayerischen Wald sind geschockt.
Bürgermeister von Zwiesel erschüttert: "Wie im Krimi"
Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger bestätigte, dass es bereits in der Vergangenheit zu Vorfällen bei dem Mehrfamilienhaus gekommen sei. "Das Haus ist uns schon als Haus bekannt, wo immer mal ein Polizeieinsatz stattfindet oder ein Feuerwehreinsatz, weil Brandmeldeanlagen losgehen - aber nicht in dem Sinne, dass so was vorhersehbar oder zu vermuten gewesen wäre." Eppinger zeigte sich erschüttert über den Vorfall in seiner Kommune. "Das sieht man sonst nur im Krimi." Immerhin sei es beruhigend, dass der mutmaßliche Täter der Polizei schon bekannt sei und keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe.
Wie es zu der Gewalttat kommen konnte, dazu sind noch immer wenig Details bekannt. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Das Polizeipräsidium Niederbayern kann auch zum Motiv derzeit noch nichts sagen. Die drei Leichen waren gestern Abend von der Polizei entdeckt worden, nachdem der Tatverdächtige selbst bei der österreichischen Polizei darauf hingewiesen hatte.
Tatverdächtiger lag weinend am Boden
Der Mann, ein 37-jähriger Slowake, war nach Angaben der österreichischen Polizei in der Nähe des Hauptbahnhofs in Linz aufgegriffen worden. Dort hatte er weinend am Boden gelegen, er soll betrunken und verwirrt gewesen sein. Passanten riefen die Polizei, die den 37-Jährigen nach seinen Angaben zur Tat vorläufig festnahm.
Er wurde zwischenzeitlich in die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses gebracht. Hier gab er später an, er habe in Deutschland drei Menschen getötet. Man solle "bei ihm daheim" nachschauen. Die bayerische Polizei entdeckte dann in dem Zwieseler Haus tatsächlich die drei Leichen.
Drei Tote in Zwiesel: Viele Fragen noch offen
Nach Angaben des Polizeipräsidiums Niederbayern hatten sowohl der Tatverdächtige wie auch die drei Opfer in dem Mietshaus gewohnt. Unklar ist aber, in welcher Beziehung sie zueinander standen.
Bei den Opfern handelt es sich um eine 22-jährige Frau und einen 56-jährigen Mann, beides Deutsche. Nach Informationen des BR sollen die beiden ein Paar gewesen sein. Die Identität des dritten Opfers ist laut Polizei noch nicht geklärt. Informationen der "Bild"-Zeitung, wonach das dritte Opfer offenbar ebenfalls eine Frau sei und ihre Leiche zerstückelt in einem Kühlschrank gelegen haben soll, wollte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Niederbayern auf Nachfrage nicht kommentieren.
Mutmaßlicher Täter soll nach Deutschland ausgeliefert werden
Derzeit wird die Auslieferung nach Deutschland des 37-Jährigen veranlasst. Im Allgemeinen werde in solchen Fällen auf Basis eines europäischen Haftbefehls ein Ersuchen an Österreich gestellt, wo in einem förmlichen Verfahren die Auslieferung bewilligt und der mutmaßliche Täter im Anschluss nach Deutschland überstellt werde, erläuterte Horst Müller von der Staatsanwaltschaft Deggendorf. "Wie lange das im Einzelfall dauert, ist tatsächlich unterschiedlich, in der Regel sind das zwei bis vier Wochen."
Zum Hören: Gewaltverbrechen sorgt für Bestürzung in Zwiesel
Nachbarn haben für die Opfer eine Kerze aufgestellt.
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