Morgens früher hell, abends eher dunkel: In Bayern gilt ab heute wieder die Winterzeit. Um drei Uhr morgens wurden die Uhren um eine Stunde von der Sommerzeit auf die mitteleuropäische Zeit zurückgestellt. Innerhalb der Bevölkerung der Europäischen Union gibt es deshalb eigentlich eine breite Mehrheit, die Zeitumstellung abzuschaffen. BR24 erklärt, warum man sich nach wie vor nicht einigen konnte.
- Zum Artikel: Zeitumstellung: Vorsicht bei Wildwechsel
An wem liegt es, dass eine Abschaffung der Zeitumstellung nicht vorankommt?
An den Mitgliedsstaaten. Von der EU-Kommission liegt tatsächlich schon seit 2018 ein Vorschlag auf dem Tisch, die Zeitumstellungen zu beenden. Die Mitgliedsstaaten - zuständig sind die EU-Verkehrsminister - sollen selbst entscheiden, ob sie Sommerzeit oder Winterzeit dauerhaft beibehalten wollen - dabei aber vermeiden, dass in Europa ein Flickenteppich verschiedener Zeiten entsteht. Das Europäische Parlament stimmte sogar zu, doch die Mitgliedsstaaten zogen nicht mit und legten die Pläne auf Eis.
Woran hakt es konkret?
Das hat hauptsächlich zwei Gründe: Einmal hat das Thema in Anbetracht vieler Krisen und Herausforderungen keine Priorität. Außerdem sind sich die Staaten nicht einig darüber, ob dauerhaft Sommer- oder Winterzeit gelten soll. Im Osten Polens beispielsweise geht die Sonne im Juni bei Sommerzeit etwa um 4.30 Uhr auf. Würden sich die Staaten auf eine dauerhafte Winterzeit einigen, fiele der Sonnenaufgang in Ostpolen auf 3.30 Uhr.
Anders sähe es etwa im Westen Spaniens aus: Dort wird es im Dezember mit Winterzeit momentan gegen 8.30 hell. Eine Entscheidung für die dauerhafte Sommerzeit hieße, es bliebe bis 9.30 dunkel. Entsprechend tendieren östliche Länder eher zur dauerhaften Sommerzeit, die Staaten im Westen eher zur Winterzeit.
Was wäre in Deutschland sinnvoll?
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin befürwortet in der Debatte eine Beibehaltung der Normalzeit - also der Winterzeit. Das Tageslicht und darin wiederum insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts ist der Hauptzeitgeber für die sogenannte innere Uhr des Menschen und maßgeblich für den Wach-Schlaf-Rhythmus. All dies wird den Experten zufolge am besten durch die Winterzeit gewährleistet. Durch Umstellung auf Sommerzeit drohe hingegen ein Schlafmangel, der zu Konzentrations- und Leistungseinbußen sowie mehr Unfällen führe.
Warum gibt es die Zeitumstellung eigentlich?
In Deutschland wurde sie 1980 eingeführt, als Reaktion auf die Ölkrise von 1973. Die Idee: Das Vorstellen der Uhren im Frühjahr könne zum Sparen von Energie für Licht und Heizen in der hellen Jahreszeit beitragen. Wenn sich der Tag um eine Stunde nach vorn verschiebt, werde weniger Beleuchtung und damit weniger Strom verbraucht, so die Überlegung. 1996 vereinheitlichten die EU-Staaten ihre unterschiedlichen Regelungen.
Was bringt die Zeitumstellung?
Analysen haben gezeigt, dass die Einspareffekte jedoch kaum nachweisbar sind. Dagegen betonen Wissenschaftler negative Folgen für das Wohlbefinden der Menschen, zum Beispiel durch Schlafstörungen. Auch der zuständige EU-Kommissar Apostolos Tzitzikostas betonte am Donnerstag, die Zeitumstellung sei Quell unnötiger Komplikationen, etwa im Verkehrssektor und für die menschliche Gesundheit. Sie habe inzwischen keinen Zweck mehr, sagte er bei der Aussprache im Parlament.
Was sagen die Bürger?
Dass der Sonntag mit der Zeitumstellung eine Stunde länger ist, dürfte die meisten Menschen zwar kaum stören. Allerdings ist die Umstellung auf Sommerzeit im Frühjahr und auf Normalzeit im Herbst generell unbeliebt. 2018 gab es eine nicht repräsentative Online-Abstimmung in den EU-Ländern (externer Link), bei der 4,6 Millionen Menschen mitmachten. 84 Prozent von ihnen wollten ein Ende der saisonalen Zeitumstellung. Unter den Teilnehmern waren drei Millionen Deutsche.
Wie geht es weiter?
Die spanische Regierung hat in dieser Woche einen Vorstoß im Energierat gestartet. Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach auf "X" von einer "sinnlosen" Praxis. Eine konkrete Perspektive gibt es aber nicht.
Parlamentarier von Parteien aus dem rechtsnationalen Spektrum sprachen sich dafür aus, dass die Nationen im Zweifelsfall eigenständig ihre Entscheidung für Sommer- oder Winterzeit setzen sollen. Beim jüngsten Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs stand das Thema nicht auf der Tagesordnung.
Mit Informationen von kna und AFP
Im Video: Umstellung auf Winterzeit
Wenn der Tag plötzlich 25 Stunden hat: Kinder erforschen die Zeitumstellung
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!


