Protest in Alaska
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Alle Augen auf Alaska: Wendepunkt im Ukraine-Konflikt?

Alle Augen auf Alaska: Wendepunkt im Ukraine-Konflikt?

Heute treffen sich US-Präsident Trump und Kreml-Chef Putin in Alaska, um über den Ukraine-Krieg zu sprechen. Das Gespräch könnte entscheidende Impulse für ein Kriegsende bringen. Bundeskanzler Merz fordert ernsthafte Verhandlungen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern-2-Nachrichten am .

Vor den Augen der Weltöffentlichkeit treffen sich US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin am Freitag um 11.00 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MESZ) in Alaska, um über den Ukraine-Krieg zu sprechen. Von dem Gespräch im Norden der USA, bei dem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj außen vor ist, könnten entscheidende Impulse für ein mögliches Kriegsende ausgehen.

Zugleich ist offen, was die Begegnung für den seit dreieinhalb Jahren dauernden russischen Angriffskrieg unterm Strich tatsächlich bringen wird und ob es zu einer von der Ukraine, den Europäern und Trump geforderten Waffenruhe kommt. Eine Gipfelerklärung ist laut Kreml nicht geplant.

Sorge vor Gebietsabtretungen – oder "Gebietstausch"

Die Europäer und Ukrainer befürchten, dass sich Trump und Putin auf Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland verständigen könnten. Das lehnt Kiew strikt ab. Trump hatte mehrmals von einem "Gebietstausch" gesprochen. 

Russland will nach bisherigen Angaben die zu großen Teilen besetzten ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk komplett haben – und könnte dafür im Gegenzug potenziell bereit sein, sich aus anderen besetzten Flächen zurückzuziehen. Das russische Staatsfernsehen stimmt seine Zuschauer schon seit Tagen auf ein mögliches Kriegsende ein – obwohl die Kampfhandlungen weitergehen.

"We stand with Ukraine" – Protest in Alaska

Im Vorfeld des Treffens gab es in Anchorage Proteste. "Es ist sehr wichtig, der Welt klarzumachen, dass Alaska (...) dieses Treffen und die Menschen, die daran teilnehmen, nicht wirklich gutheißt", sagte eine Frau. Dass der ukrainische Präsident nicht eingeladen sei, ergebe keinen Sinn.

Merz fordert ernsthafte Verhandlungen

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) rief Putin vor dem Treffen zu Ernsthaftigkeit auf. "Wir erwarten von Präsident Putin, dass er das Gesprächsangebot von Präsident Trump ernst nimmt und nach dem Treffen in Alaska ohne Bedingungen in Verhandlungen mit der Ukraine eintritt", sagte Merz laut Mitteilung. Dreieinhalb Jahre nach dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine habe Russland heute die Gelegenheit, einem Waffenstillstand zuzustimmen und die Feindseligkeiten einzustellen. 

Mit Blick auf einen möglichen "Gebietstausch" betonte der Kanzler, territoriale Fragen könnten nur mit dem Einverständnis der Ukrainer entschieden werden. Er stehe mit dem US-Präsidenten zu den Forderungen in Kontakt.

Trump sieht Treffen als Vorstufe für weiteres Gespräch

Einen Deal werde er selbst nicht machen, sagte Trump, der sich in der Vermittlerrolle sieht. Dazu bräuchte es auch die andere Seite – die Ukrainer. Der US-Präsident setzt stattdessen auf ein potenzielles zweites Treffen und stellt das jetzige als eine Art Vorstufe dar. Putin und Selenskyj sollten dann aus Sicht der US-Seite zusammenkommen. "Das zweite Treffen wird sehr, sehr wichtig sein – denn das wird das Treffen sein, bei dem sie einen Deal machen", so Trump. Er schloss nicht aus, dass das Treffen ergebnislos bleibt. Trump schränkte auch ein, dass es ein zweites Treffen nur geben könnte, wenn die erste Begegnung gut verlaufe.

Zuletzt hatte Trump Putin mit "sehr schwerwiegenden Konsequenzen" gedroht, wenn sich Putin einem Ende von Kampfhandlungen nach dem Treffen verweigern sollte. Was genau er meinte, sagte er nicht. Zuletzt hatte er über angedrohte Zölle Druck auf Handelspartner, die Ölgeschäfte mit Russland machen, ausgeübt. 

Teilwaffenruhe möglich

Putin äußerte sich zuletzt lobend über die US-Regierung. Sie unternehme "recht energische und aufrichtige Anstrengungen", um die Kämpfe in der Ukraine zu beenden und zu Vereinbarungen zu kommen, die im Interesse aller Beteiligten lägen. Gleichwohl hatte er selbst immer wieder harte Bedingungen gestellt für eine Waffenruhe – darunter etwa der Stopp westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine. Möglich ist, dass Putin eine Teilwaffenruhe für Luftangriffe auf Energieanlagen vorschlägt.

Ein Kriegsende und eine Einigung mit den USA, sagte der Kremlchef, könne auch langfristige Bedingungen für Frieden in Europa und der Welt insgesamt schaffen, "wenn wir in den nächsten Phasen zu Vereinbarungen im Bereich der Kontrolle strategischer Offensivwaffen übergehen". Mit strategischen Offensivwaffen sind interkontinentale Atomwaffen gemeint. 

Der Bereich der nuklearen Rüstung ist zwischen Russland und den USA fast nicht mehr geregelt, weil Verträge ausgelaufen sind oder aufgekündigt wurden. 

Wie könnte es nach Alaska weitergehen?

Trump würde nach eigenen Angaben zu dem zweiten Treffen dazukommen. Er brachte mittlerweile auch eine Teilnahme europäischer Staats- und Regierungschefs ins Gespräch. Ob sich Putin auf ein solches Treffen einlässt, ist bisher unklar.

Mit Informationen von dpa

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