Die slowakische Regierung will nach einer tödlichen Attacke auf einen Waldspaziergänger 350 Bären töten lassen. Das Kabinett von Ministerpräsident Robert Fico stimmte am Mittwoch einem entsprechenden Plan zu. Ein 59-Jähriger, dessen Leiche am Sonntag im Zentrum des Landes gefunden worden war, sei offenbar einem Bärenangriff zum Opfer gefallen, erklärten die Behörden.
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Notstand ausgerufen: Tiere sollen so bald wie möglich getötet werden
Umweltminister Tomáš Taraba sagte, die Angriffe von Bären auf Menschen hätten zugenommen. Die Braunbärenpopulation in dem Land wird auf mehr als 1.000 Tiere geschätzt. "Wir können nicht in einem Land leben, in dem die Menschen Angst haben, in die Wälder zu gehen", erklärte Fico. Die Regierung rief zudem einen Notstand in 55 der 72 Landkreise aus. Diese Maßnahme ermöglicht es dem Umweltministerium, die Tötung der Tiere unverzüglich freizugeben.
Umweltschützer kontern: Nur "Problembären" sollen getötet werden
Umweltschützer warfen der Regierung Rechtsbruch vor und forderten stattdessen eine bessere Aufklärung der Bevölkerung. Der EU-Staat versucht bereits seit längerem, den Abschuss von Bären zu erleichtern. Es gilt jedoch eine Richtlinie aus Brüssel, wonach nur "Problembären" getötet werden dürfen, die Menschen oder Eigentum angegriffen haben – und außerdem nur dann, wenn es keine andere Lösung gibt.
Das slowakische Umweltministerium hatte bereits im vergangenen Jahr 144 Braunbären zur Tötung freigegeben. 93 Bären wurden dann auch 2024 erschossen, wie die slowakische Zeitung "Dennik N" berichtete. Recherchen von Journalisten des Investigativzentrums "Jan Kuciak" ergaben jedoch, dass darunter vermutlich kein Bär war, der Menschen attackiert hatte.
Bevölkerung nach tödlicher Attacke auf Spaziergänger gewarnt
Wie lokale Medien berichteten, war der jetzt von einem Bären getötete Mann am Sonntagabend nicht von einem Waldspaziergang außerhalb der mittelslowakischen Gemeinde Detva zurückgekommen. Daraufhin sei eine Suchaktion unter Beteiligung von Rettungskräften und Ortsbewohnern eingeleitet worden.
Schließlich habe man den Mann leblos in einem schwer zugänglichen Unterholzbereich nur etwa einen Kilometer von bewohntem Gebiet entfernt gefunden. Die Behörden ordneten eine Kontrolle der Umgebung des Unglücksorts durch ein Spezialteam und Überwachungskameras an. Die Bevölkerung wurde zu erhöhter Vorsicht aufgerufen.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Video: Muss Bayern gegen Bären aufrüsten?
quer vom 25.07.2024
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