Der Mann, der in Washington zusammen mit seiner Verlobten erschossen worden ist, hat Verbindungen nach Bayern. Das getötete Paar arbeitete für die israelische Botschaft in der US-Hauptstadt. Der Mann und die Frau wurden vor dem Jüdischen Museum erschossen. Als mutmaßlicher Täter wurde ein 30 Jahre alter Mann aus Chicago gefasst.
- Zum Hintergrund von tagesschau.de: Einer der Getöteten hatte auch deutschen Pass
Das Opfer wuchs in Teilen in Bayern auf
Der erschossene Mitarbeiter wuchs in Teilen in Bayern auf, teilte die Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) mit. In einem Statement heißt es: "Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Nürnberg-Mittelfranken trauert um die beiden jungen Seelen, Yaron Lischinsky, wissenschaftlicher Mitarbeiter der israelischen Botschaft, sowie seine Verlobte." Lischinsky hatte auch den deutschen Pass, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) besuchte Lischinsky zeitweise das Fürther Heinrich-Schliemann-Gymnasium. Laut DIG zog er im Alter von 16 Jahren nach Israel. "Er galt als engagierter Diplomat mit klarem Kompass und tiefer Menschlichkeit. Yaron war einer von uns, ein Nürnberger Bub. Er und seine Freundin wollten sich nächste Woche in Jerusalem verloben", so die DIG.
2022 habe Lischinsky eine Stelle an der israelischen Botschaft in Washington übernommen. Zusammen mit seiner Verlobten Sarah Milgrim wurde Lischinsky vor dem Jüdischen Museum in Washington niedergeschossen und getötet.
Täter ließ sich festnehmen - FBI ermittelt
Die beiden Opfer hatten dort eine Veranstaltung für junge Diplomaten besucht, organisiert vom American Jewish Committee, der größten jüdischen Lobbyorganisation der USA. Laut Polizei war der Schütze vor der Tat vor dem Museum auf- und abgelaufen. Als die Beiden mit zwei weiteren Personen aus dem Museum kamen, feuerte er mehrmals. Anschließend ging er ins Museum und wartete dort auf die Polizei. Bei seiner Festnahme rief er "Free Palestine". Es handelt sich um einen 30-jährigen Mann aus Chicago im Bundesstaat Illinois.
Die US-Bundespolizei FBI ermittelt wegen eines möglichen Hassverbrechens. Der Chef der Behörde, Kash Patel, wertet die tödliche Attacke als "Terrorakt". Patel schrieb auf der Plattform X: "Der Terrorakt von vergangener Nacht hat die volle Aufmerksamkeit des FBI." Er betonte, "gezielte antisemitische Gewalt" sei ein Angriff auf die Grundwerte des Landes und werde streng geahndet. "Die verantwortliche Person wird zur Rechenschaft gezogen."
Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Mordes
Der mutmaßliche Täter ist wegen Mordes angeklagt worden. Die amtierende Staatsanwältin für die US-Hauptstadt, Jeanine Pirro, erklärte: "Ich erwarte, dass noch mehr Anklagepunkte folgen werden." Pirro sagte, die Ermittlungen stünden noch am Anfang, aber es handle sich um Verbrechen, die im Falle einer Verurteilung mit der Todesstrafe geahndet werden könnten. Der Haftrichter habe für den 18. Juni eine Anhörung in dem Fall festgesetzt.
Dobrindt kündigt verstärkten Schutz an
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat als Reaktion auf die Tat verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für die jüdische Bevölkerung in Deutschland und die jüdischen Einrichtungen hierzulande angekündigt. Dobrindt wollte darüber im Laufe des Tages auch mit dem israelischen Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, beraten. Dobrindt kündigte zudem eine Reaktion beim Thema Ausweisung von antisemitischen Straftätern aus Deutschland an, die keine deutsche Staatsangehörigkeit besäßen. Der CSU-Politiker sprach von antisemitischem Terror, er hatte am Morgen dem israelischen Außenminister Gideon Saar kondoliert. Zuvor hatten bereits Bundeskanzler Friedrich Merz und Außenminister Johann Wadephul von einem abscheulichen Anschlag gesprochen und die Tat aufs Schärfste verurteilt.
Klein fordert besseren Schutz für jüdische Einrichtungen
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat einen besseren Schutz für jüdische Einrichtungen in Deutschland gefordert. "Es steht zu befürchten, dass solche Taten Nachahmer finden, auch auf unseren Straßen", sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir sollten daher als Gesellschaft sensibilisiert sein, und die Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen sollten auch in Deutschland verstärkt werden."
Mit Informationen von dpa und AP
Korrektur: Ursprünglich wurde berichtet, dass Lischinsky in Nürnberg geboren wurde. Dies ist nicht korrekt. Lischinsky wurde in Jerusalem geboren. Der Bruder des Opfers bestätigte aber dem BR, dass Yaron Lischinsky 13 Jahre in Franken gelebt hatte. Wir haben die entsprechenden Passagen angepasst.
Video: Schüsse in Washington - zwei Menschen sterben
Nach Anschlag in Washington - Todesopfer stammt aus Bayern
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