v.l.n.r. Prof. Alena Buyx, Avatar, Moderator Christian Nitsche
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Münchner Runde Talk mit Avatar

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Avatar als Talkgast: So lief das Experiment der Münchner Runde

Avatar als Talkgast: So lief das Experiment der Münchner Runde

Nimmt Künstliche Intelligenz Arbeitsplätze weg? Oder unterstützt sie eher bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels? Wie die Arbeitswelt sich durch den Einsatz von KI ändert, diskutierte die Münchner Runde - mit einem Avatar als Gast.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Sechs Menschen an einem Tisch. Sechs? Nein. Es sind fünf Menschen und ein Avatar. Moderator Christian Nitsche stellt eine Frage an den Avatar, ein Sprachmodell der KI ChatGPT: "Sollten wir vor dir Angst haben?" – "Nein, Ängste sind unbegründet. KI ist ein Werkzeug, wie ein Hammer, der Nägel einschlägt. Es hängt vom Benutzer ab", antwortete der Avatar stockend.

Der Avatar reagierte nicht wie ein menschlicher Gesprächspartner. Wurde eine Frage an ihn gerichtet, musste diese erst aufgenommen und verschriftlicht werden. Dann wurde sie an "ChatGPT" geschickt. Die Antwort basierte auf Auswertung von riesigen Datenmengen, wurde dann wieder in Sprache umgewandelt und der Avatar konnte eine Antwort formulieren.

KI für bessere Wettbewerbsfähigkeit

Christiane Benner, Vorsitzende der IG Metall, betonte in der "Münchner Runde" die Risiken und Chancen dieses Wandels: "Bei uns in den Unternehmen gibt es enormes Potenzial, KI zu nutzen, um wettbewerbsfähiger zu werben." Gerade in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation müsse KI so eingesetzt werden, dass Unternehmen sich neu aufstellen und ihre Mitarbeiter entlastet werden könnten. Der Fachkräftemangel werde sich in den nächsten Jahren, wenn die Babyboomer in Rente gehen, voraussichtlich noch verschärfen.

Rechnerisch kein Verlust von Arbeitsplätzen

Der Arbeitswelt-Bericht 2023 vom Rat der Arbeitswelt rechnet vor, dass schon in gut 15 Jahren 3,6 Millionen Arbeitsplätze durch die Digitalisierung wegfallen werden – genauso viele entstehen laut dem Rat aber auch.

Experten gehen von einer veränderten Einstellungspraxis aus. Angestellte werden nicht arbeitslos sein, sondern eher andere Aufgaben bekommen und die Branchen wechseln. Die Medizinethikerin Alena Buyx, die bis April 2024 Vorsitzende des Deutschen Ethikrates war und sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt beschäftigt, sagte: "Lasst uns die KI da einsetzen, wo wir langweilige, anstrengende und gefährliche Dinge machen."

Beschäftigung durch Weiterqualifikation sichern

Auf den Einsatz von KI blickte Gewerkschaftschefin Benner in der "Münchner Runde" auch mit Sorge: "Ich würde dem immer widersprechen, dass Menschen nicht ersetzt werden durch KI. Wir haben diese Situation in einigen Unternehmen, dass wirklich Arbeitsplätze wegfallen." Dem müsse man begegnen, indem Menschen, deren Jobs langfristig von KI übernommen werden könnten, frühzeitig weitergebildet werden. "Als Gewerkschaft ist uns wichtig: Wie kann ich Menschen auf ein anderes Qualifikationslevel bringen, durch eine Weiterbildung, durch noch ein Studium?"

IG-Metall-Chefin: "Wir lassen gerade in Deutschland viele Chancen liegen"

KI kann eine nützliche Rolle spielen, um fehlendes Personal zu ersetzen und Produktionsabläufe zu optimieren. Offenbar nicht alle Firmen in Deutschland bereiten sich auf den Wandel vor: "Worüber wir uns Sorgen machen, ist, dass bestimmte Unternehmen abgehängt werden oder abgehängt sind, gerade kleinere Unternehmen. Das sind Themen, da müssen wir einen besseren Transfer machen. Wir lassen gerade in Deutschland viele Chancen liegen", sagte Benner.

Ethikerin: Transparenz über Einsatz und Funktion wichtig

Womit man wieder bei der KI, den Nägeln, dem Hammer ist und der Frage, in welchen Bereichen KI eingesetzt werden kann. Die Ethikerin Buyx betonte, dass es klare gesetzliche Regulierungen geben müsse, wie KI eingesetzt werden darf. Dazu gehöre auch offenzulegen, anhand welcher Daten KI trainiert wird und so Entscheidungen oder Empfehlungen abgibt.

Auch denen ist nicht immer zu trauen. Zum Ausgang des EM-Spiels Deutschland gegen Ungarn sagte der Avatar: "Die Partie endete unentschieden." Zwar endete das Spiel 2:0 für Deutschland - aber das Wissen der KI ist eben immer nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wurde.

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