Gruppenfoto bei der Vorstellung der Initiative "Bavaria ruft!"
Bildrechte: Bayerischer Landtag / Astrid Schmidhuber
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Bei der Kommunalwahl 2026 in Bayern sollen sich mehr Frauen und Mütter engagieren - das ist das Ziel der Initiative "Bavaria ruft!"

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"Bavaria ruft!": Initiative will Frauen in die Politik bringen

"Bavaria ruft!": Initiative will Frauen in die Politik bringen

In Bayern werden nur rund zehn Prozent der Gemeinden von Frauen geleitet. Die Initiative "Bavaria ruft!" will das ändern und mehr Frauen von der Politik überzeugen. Unterstützung gibt es von prominenter Seite.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Schulze, sitzt in ihrem Büro im Bayerischen Landtag. Ihr zweites Kind ist vergangenes Jahr im September auf die Welt gekommen und schläft im Kinderwagen nebenan. Für Schulze eine normale Situation: Wenn zu Hause niemand aufpassen kann, dann kommt das Kind zu Terminen mit. Alles andere würde für sie bedeuten, dass sie ihren Job nicht aktiv ausüben könnte.

Zu geringe Frauenquote in der Politik

Die Politikerin setzt sich dafür ein, dass sich die Situation vor allem auf dem Land ändert: In Bayern gibt es 2.056 Kommunen, doch nur knapp 10 Prozent davon werden von Bürgermeisterinnen geführt.

Warum der Frauenanteil so gering ist, begründet Schulze vor allem mit strukturellen Hürden wie beispielsweise einer fehlenden finanziellen Unterstützung für Betreuungsmöglichkeiten der Kinder oder zu lang andauernde Sitzungen: "Oft übernehmen nun mal die Frauen den Großteil der Sorgearbeit. Sie kümmern sich um die Kinder oder die alten Eltern. Das heißt, wir haben gar nicht die Zeit, irgendwo bis in die Puppen rumzusitzen."

Schulze: "Natürlich können Frauen Kommunalpolitik"

Neben der fehlenden Zeit ist laut der 39-Jährigen auch oft ein Grund, dass viele Frauen die Sorge haben, dass sie Politik vermeintlich nicht könnten. Da könne sie nur widersprechen: "Natürlich können sie Kommunalpolitik. Also sorry, Männer schaffen das, dann schaffen das Frauen auch. Aber dass man sich einfach traut, dafür ist die Kommunalpolitik ein gutes erstes Sprungbrett."

"Roadshows" sollen Frauen überzeugen

Die Bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) ist Schirmherrin einer neuen, parteiübergreifenden Initiative, die Frauen und Mütter im ländlichen Raum motivieren will, sich politisch zu engagieren. Sie trägt den Titel: "Bavaria ruft!". Ihr Ziel: Empowerment, Vernetzung und Unterstützung von Frauen speziell in den Kommunen. Durch sogenannte "Roadshows" sollen Frauen überzeugt werden, in die Politik zu gehen: Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Gleichstellungsbeauftragte und engagierte Gemeinderätinnen und -räte in ganz Bayern sind eingeladen, vor Ort Informationsveranstaltungen speziell für Frauen anzubieten.

Im Rahmen eines offenen Rathaustags können Bürgerinnen erleben, wie kommunalpolitische Prozesse funktionieren. Denn laut Landtagspräsidentin Aigner bietet vor allem die Kommunalpolitik interessierten Frauen gute Einblicke. "Hier werden viele Themen entschieden, die einen unmittelbaren Einfluss auf das direkte Lebensumfeld haben", so die CSU-Politikerin.

Kommunalwahlen 2026 im Fokus

Ganz zufällig ist der Zeitpunkt der Initiative dabei nicht. Im Frühjahr 2026 stehen die Kommunalwahlen im Freistaat an, und "da werden jetzt die Listen aufgestellt und man muss sich melden". Aigner rät: "Nicht warten, bis jemand kommt und fragt, sondern jetzt sagen: Ich hätte Interesse mich zu engagieren. Denn hier brauchen wir deutlich mehr Frauen."

Lindauer Oberbürgermeisterin verzichtet auf Mutterschutz

Die Lindauer Oberbürgermeisterin Claudia Alfons ist Mitgründerin der Initiative "Bavaria ruft!". Sie weiß aufgrund eigener Erfahrung, was es heißt, nicht sichtbar zu sein. Sie ist eine von nur wenigen Frauen auf dem Posten einer Oberbürgermeisterin und hat vor kurzem, bei ihrer dritten Schwangerschaft, offiziell den Mutterschutz ausgesetzt, um weiter im Amt sein zu können: "Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es Situationen gab, wo es um wichtige Entscheidungen ging - und ich aber als gewählte Oberbürgermeisterin durch den Mutterschutz nicht stimmberechtigt war", erklärt die ehemalige Richterin.

Erfahrungen wie diese zeigen, dass es Frauen nicht an Kompetenz fehlt, um sich politisch zu engagieren, sondern oft an den passenden Rahmenbedingungen.

"Bavaria ruft!" legt im Juli los

Den Auftakt der Roadshow "Bavaria ruft!" macht am 11. Juli 2025, das Rathaus in Anzing – mit dabei: Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze. Am 12. Juli 2025 werben Schirmherrin Aigner und Oberbürgermeisterin Alfons auf dem Lindauer Stadtfest für die Kampagne.

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