"Demokratie heißt, sich in seine eigenen Angelegenheiten einzumischen" – mit diesem Zitat von Autor Max Frisch startete Herriedens erste Bürgermeisterin Dorina Jechnerer in die Diskussionsrunde im Stadtschloss. Bei der Informationsveranstaltung zur Kommunalwahl im März 2026 ist Wahlkampf kein Thema. Es geht um die Menschen, die zur Wahl antreten oder vielmehr antreten sollen. Sie will Mut machen, sich für die eigene Heimat zu engagieren, denn Kommunalpolitik habe mehr Einfluss, als man denkt.
Es braucht Demokratienachwuchs
Anuschka Hörr von der Region Hesselberg, einer Entwicklungsgesellschaft, die sich aus 26 Kommunen in der Region zusammenschließt, hat diesen Abend organisiert. Denn es gebe "eine gewisse Skepsis gegenüber den staatlichen Institutionen und der Demokratie", so Hörr. Dazu kommt, dass in den Stadt- und Gemeinderäten ein Generationenwechsel anstehe – ähnlich wie in der Wirtschaft. Das Ziel der Kampagne ist also: rechtzeitig vor der Kommunalwahl im März 2026 die für eine Kandidatur zu begeistern, die dieses Ehrenamt vielleicht gar nicht auf dem Schirm haben.
Politische Erfahrung nicht nötig
Julia Fälschle aus Wilburgstetten im Landkreis Ansbach war so jemand. Für die Kommunalwahl 2020 wurde sie vom Bürgermeister im Ort gefragt, ob sie nicht für den Gemeinderat kandidieren möchte. "Warum ich?", dachte sich die politisch völlig Unerfahrene. Doch sie schaffte es. Nun habe Julia Fälschle fünf spannende Jahre hinter sich, in denen sie sich mit Themen beschäftigte, mit denen sie nie rechnete, an Klausurtagungen teilnahm, im Bundestag hospitieren durfte und sich als eine von drei Frauen im 14-köpfigen Gemeinderat profilieren konnte. 2026 will die Parteilose wieder kandidieren.
Aufgaben und Aufwand im Gremium
Was man für das Ehrenamt mitbringen muss, welche Aufgaben man hat oder wie man vergütet wird – diese Fragen versuchten aktive Stadträtinnen und Gemeinderäte in der Diskussionsrunde zu beantworten. Großes Thema: die Zeit und die Bedenken, das Amt neben dem eigentlichen Hauptberuf auszuführen. Wolfgang Strauß, Stadtrat in Herrieden, ist als Fraktionsvorsitzender der CSU dort sehr eingespannt. Meist zwei Abende die Woche ist er politisch aktiv plus Vorbereitungen für Sitzungen und Ausschüsse. "Dann kann das natürlich schon auch mal eine Bürde sein", so Strauß. Doch ihm mache es seit elf Jahren trotz Vollzeitjob viel Spaß.
Mehr Diversität im Gremium
Herriedens Bürgermeisterin Dorina Jechnerer wünscht sich "eine bessere Repräsentation der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen". Damit spielt sie auf die verschiedenen Altersgruppen an, aber auch gezielt auf Frauen. Als Mutter von zwei Jungs im Teenie-Alter zeigt die Bürgermeisterin, dass man Familie und die zeitlich intensive Kommunalpolitik unter einen Hut bekommen kann. Wie sie versteht aber auch Julia Fälschle die Bedenken. Denn das jüngste Kind der Gemeinderätin aus Wilburgstetten war bei ihrer Wahl 2020 ein halbes Jahr alt. Trotzdem will die junge Mutter motivieren: Man brauche jemanden, der einem den Rücken stärkt, aber es sei machbar.
"Unbedingt kandidieren"
Herrieder Stadtrat Wolfgang Strauß will allgemein Bedenken vor einer Kandidatur nehmen und ruft dazu auf, unbedingt zu kandidieren. "Wer nicht kandidiert, darf sich hinterher nicht aufregen, dass irgendwelche anderen Leute, die er nicht leiden kann, im Stadtrat sitzen", sagt er lachend. Und auch wenn es nicht klappe – er selbst ist zweimal erfolglos angetreten – sei das keine Schande.
Ursula Beck aus Windsbach hat von dem offenen Austausch an diesem Abend profitiert. Sie will nämlich künftig mitreden und mitgestalten im Stadtrat. "Ich muss mich bekannter machen, das ist für mich das Wichtigste", ist ihr Fazit des Abends. Noch hat sie etwas Zeit, auch wenn sich die Listen der Parteien langsam füllen. Am Dienstag, 20. Mai, lädt die Region Hesselberg zu einer zweiten Veranstaltung im Evangelischen Bildungszentrum am Hesselberg ein.
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