Im Konklave wählen 133 Kardinäle den neuen Papst. Die Erwartungen sind groß und viele Menschen verbinden konkrete Wünsche und Vorstellungen mit dem neuen Pontifex. Wie schauen andere Länder in Europa auf das Konklave? Ein Überblick.
Österreich: Diesmal nicht selbst dabei
Österreichs ranghöchster Geistlicher, Kardinal Christoph Schönborn, darf diesmal nicht mehr mitwählen. Er ist 80 und auch als Wiener Erzbischof bereits emeritiert. Jetzt sei die nächste Generation dran, sagt er und verweist dabei auf die vielen Kardinäle, die der verstorbene Papst Franziskus noch ernannt hat. Alle seien prächtige Menschen, die sehr engagiert sind, die sich auskennen.
Schönborns Kompliment kann auch als Wunsch interpretiert werden, dass der neue Papst einiges bitte so weitermachen soll wie der Vorgänger. Der österreichische Theologe Martin Lindner denkt dabei an die Diskussion über mehr Beteiligung von Frauen und Laien an Führungspositionen in der Kirche. Das sei unvollendet geblieben und werde "hoffentlich nicht abgewürgt". Aber möglich sei alles, sagt Lindner. Woher der neue Papst kommen soll, das werde Gott schon wissen: So sieht das Kardinal Schönborn. Die letzten Male galt er selbst noch als Kandidat.
Italien: Die Jugend ist geteilter Ansicht
In Italien glaubt mehr als die Hälfte der Bevölkerung, dass es jetzt einen weiteren progressiven Papst braucht. Das berichtet die Tageszeitung "La Stampa". Spannenderweise gehen die Meinungen darüber am meisten bei den jüngeren Italienerinnen und Italienern auseinander: Von ihnen wünscht sich ein gutes Drittel einen innovativen Papst – aber auch fast genauso viele wollen jetzt wieder eine konservative Stimme.
Auch die Herkunft des neuen Papstes ist manchen wichtig: Mehr als ein Viertel der Befragten glaubt, dass es mal wieder einen italienischen Papst braucht. Die Chancen stehen nicht schlecht: Mit 17 Kardinälen stellt Italien weltweit die meisten Teilnehmer am Konklave. Der letzte italienische Papst war 1978 Johannes Paul I. – er war allerdings nur 33 Tage im Amt.
Spanien: Starke Polarisierung
In Spanien gehen die Meinungen darüber auseinander, was der nächste Papst mitbringen sollte. Nicht wenige wünschen sich eine Rückkehr zu einer konservativeren katholischen Lehre und Praxis – Schluss mit der Segnung homosexueller Paare, Ablehnung des Synodalen Weges, zurück zur traditionellen Messe, und zwar möglichst auf Latein.
Dieser konservativen Position stehen diejenigen gegenüber, die sich eine Fortführung der progressiveren Tendenzen wünschen. Also weiter Engagement in Migrationsfragen, den Kampf gegen die Armut, Kampf gegen den Klimawandel – eine Kirche, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten neu denkt und weiterentwickelt.
Die extreme politische Polarisierung des Landes zeigt sich auch in dieser Frage. Die Bedeutung der katholischen Kirche auf der iberischen Halbinsel nimmt seit Jahren ab. Aber diejenigen, die das Thema Papstnachfolge beschäftigt, haben in der Regel eine starke Meinung in die eine oder andere Richtung.
Großbritannien: Franziskus mit Anziehung auf Gen-Z
Die Papstwahl ist wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrer Existenz cool. Zumindest wird sie in Großbritannien von Teilen der Gen-Z mit Spannung erwartet. Dass die Kirche auf der Insel nicht schrumpft, sondern wächst, liegt vor allem an den 18- bis 24-Jährigen, die hier mittlerweile die zweitgrößte Gruppe der Kirchgänger sind und sich vor allem vom Katholizismus angezogen fühlen. Papst Franziskus hatte entsprechend viele Fans und kam mit seiner moralischen Klarheit und Progressivität an.
In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov fanden die britischen Katholiken insgesamt, dass ihre Kirche eher zu konservativ sei als zu liberal. Aus Sicht der Briten darf der neue Papst demnach auch gerne progressive Ansichten vertreten. Das meint auch Kardinal Timothy Redcliff, der bei der Papstwahl mitstimmen darf. Er sagte: "Wir brauchen jemanden wie Franziskus, der alle willkommen heißt".
Frankreich: Jüngere wünschen sich eine strengere Linie
Einig sind sich die französischen Katholiken offenbar in einem Punkt: der neue Papst braucht "Mut". Angesichts der Umwälzungen in der Welt – sozial, ökologisch, politisch – wünschen sich viele einen "Kompass", den der neue Papst verkörpern müsse.
Was dieser "Mut" in unsicheren Zeiten konkret bedeutet – da gehen die Meinungen auseinander. Fragen wie etwa eine prominentere Rolle von Frauen, die Aufnahme von Geschiedenen oder eine Reform des Zölibats werden kontrovers diskutiert.
Im Video: So verliefen vergangene Konklave
Kardinäle auf dem Weg zum Konklave 2005.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!