Fast sechs Wochen ist die Bundestagswahl her, aktuell laufen die Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD. Im neuen ARD-DeutschlandTrend liegen CDU und CSU in der Sonntagsfrage bei 26 Prozent, ein Minus von drei Prozentpunkten im Vergleich zu Anfang März. Die Sozialdemokraten erreichen unverändert 16 Prozent.
Es wird erwartet, dass sich die drei Parteien bald auf einen gemeinsamen Koalitionsvertrag verständigen und Friedrich Merz (CDU) im Bundestag zum Kanzler wählen. Auch im DeutschlandTrend gehen 79 Prozent davon aus, dass eine schwarz-rote Bundesregierung zustande kommt.
Derweil rückt die AfD in der repräsentativen Umfrage von Infratest dimap mit 24 Prozent (+3) näher an die Union heran. Die Grünen kommen auf 11 Prozent (-1), die Linke liegt bei 10 Prozent (+1). Die FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) landen bei 4 Prozent.
Interaktive Grafik: Die Sonntagsfrage seit Januar 2021
Schuldenbremse: Merz-Begründung für viele unglaubwürdig
Mit Blick auf ihren Kurswechsel in der Schuldenfrage hat die Union ein Glaubwürdigkeitsproblem: 68 Prozent finden die Begründung von Kanzlerkandidat Merz nicht glaubwürdig, wonach es eine neue politische Lage gegeben habe. Lediglich Unions-Anhänger halten Merz' Begründung mehrheitlich für glaubwürdig. Bei allen anderen überwiegen die Zweifel – besonders bei AfD-Unterstützern, von denen 93 Prozent die Begründung für den Kurswechsel der Union unglaubwürdig finden.
Vor der Wahl hatte die Union neue Schulden ausgeschlossen. Kurz nach der Wahl hatten CDU und CSU dann mit SPD und Grünen dafür gesorgt, dass die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben gelockert wird und es zusätzlich ein milliardenschweres Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz gibt.
Grafik: Unions-Kurswechsel in der Schuldenfrage
ARD-DeutschlandTrend im April 2025: Unions-Kurswechsel in der Schuldenfrage
Strittige Themen: Mehrheit für Vermögenssteuer und Tempolimit
In den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD sind noch diverse Punkte offen. Beispiel Steuerpolitik: Im DeutschlandTrend sagen 69 Prozent, dass eine Steuer auf hohe Vermögen in die richtige Richtung gehen würde – auch die Mehrheit der Unions-Anhänger. Beispiel Asylverfahren: 64 Prozent sind dafür, Asylverfahren außerhalb der EU einzuführen. Beispiel Wirtschaftspolitik: 56 Prozent halten geringere Unternehmenssteuern für einen richtigen Schritt. Beispiel Verkehr: Hier sind 53 Prozent für ein allgemeines Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen, 42 Prozent sind dagegen.
Anders sieht es beim Thema Renteneintrittsalter aus. Nur 12 Prozent der Befragten fänden es richtig, das Eintrittsalter von momentan 67 Jahren weiter anzuheben. 85 Prozent halten davon nichts.
82 Prozent finden Kompromisse in der Politik gut
Generell stimmt die klare Mehrheit aller Befragten im DeutschlandTrend folgendem Satz zu: "Es ist gut, wenn Politiker und Parteien Kompromisse eingehen, denn Kompromisse gehören zur Koalitionsbildung und zur Demokratie." 82 Prozent sehen das so – mehrheitlich auch die Anhänger von Grünen, SPD, Union, Linken und AfD. Lediglich 13 Prozent der Wahlberechtigten bewerten Kompromisse als schlecht, weil Politiker und Parteien dann ihre Prinzipien aufgeben würden.
Grafik: Kompromisse in der Politik
ARD-DeutschlandTrend im April 2025: Kompromisse in der Politik
Politikerzufriedenheit: Pistorius weiter vorne, Klingbeil legt zu
Unterdessen bleibt Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im DeutschlandTrend bei der Politikerzufriedenheit mit Abstand vorne. 60 Prozent sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden oder zufrieden. CSU-Chef Markus Söder kommt auf 35 Prozent Zustimmung – genau wie der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil, der verglichen mit Anfang März sieben Prozentpunkte zulegt.
Friedrich Merz büßt dagegen fünf Prozentpunkte ein – mit seiner Arbeit sind derzeit lediglich 25 Prozent der Befragten sehr zufrieden oder zufrieden. Den mit Abstand geringsten Wert der abgefragten Personen verzeichnet SPD-Co-Chefin Saskia Esken, mit deren Arbeit nur 13 Prozent zufrieden sind.
Der ARD-DeutschlandTrend
Für den aktuellen ARD-DeutschlandTrend befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap vom 31 März bis 2. April 2025 insgesamt 1.334 Wahlberechtigte in Deutschland (792 Telefoninterviews und 542 Online-Interviews). Es handelt sich um eine repräsentative Studie unter den Wahlberechtigten in Deutschland.
Infratest dimap weist darauf hin, dass die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl aktuelle Parteipräferenzen misst und kein tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag final abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest.
- Zum Artikel: Wie funktionieren Studien und Wahlumfragen?
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