US-Präsident Donald Trump hat sich optimistisch über einen baldigen Durchbruch in den Ukraine-Verhandlungen geäußert. "Ich denke, wir kommen einer Einigung sehr nahe", sagte Trump am Dienstag in Washington. Er betonte zum wiederholten Male, er habe sich die Verhandlungen mit Kiew und Moskau "einfacher" vorgestellt – "aber ich denke, wir machen Fortschritte".
Präsidentensprecherin Karoline Leavitt hatte sich zuvor zurückhaltender geäußert. "Es gibt einige heikle, aber nicht unüberwindbare Details, die geklärt werden müssen und weitere Gespräche zwischen der Ukraine, Russland und den Vereinigten Staaten erfordern werden", schrieb Leavitt auf X.
Annäherung zwischen Kiew und Washington
Die USA hatten in der vergangenen Woche einen 28-Punkte-Plan vorgelegt, um den von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Krieg in der Ukraine zu beenden. Europäer und Ukrainer hatten den von vielen als "russische Wunschliste" kritisierten Plan in Genf mit US-Vertretern nachverhandelt.
Von der Ukraine wurde inzwischen eine grundsätzliche Einigung mit den USA vermeldet. Der Sekretär des nationalen Sicherheitsrats der Ukraine, Rustem Umjerow, schrieb in den sozialen Medien: "Unsere Delegationen haben eine Übereinkunft über die wichtigsten Bestimmungen des in Genf ausgehandelten Abkommens erzielt". Auch US-Medien meldeten eine Zustimmung der Ukraine zu zentralen Punkten.
Ukraine-Verhandlungen: Territoriale Fragen offen
Der neue Plan soll nach übereinstimmenden Medienberichten nur noch 20 Punkte umfassen. Die "Financial Times" berichtete, Kiew habe zugestimmt, die Größe seiner Armee auf 800.000 Soldaten zu begrenzen. Der ursprüngliche US-Plan sah vor, dass die ukrainische Armee auf 600.000 Soldaten begrenzt wird.
Offene Punkte seien territoriale Fragen und Sicherheitsgarantien, die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump noch festgelegt werden müssten. Selenskyj soll offenbar noch im November nach Washington reisen. Im ursprünglichen Plan hatte Trump weitreichende Zugeständnisse der Ukraine erwartet – von Gebietsabtritten bis zu einem Nato-Verzicht.
Ein ukrainischer Insider der Verhandlungen bekräftigte laut Reuters, dass Gebietsabtretungen weiter ein zentraler Knackpunkt seien. Eine endgültige Einigung sei daher trotz Übereinkünften in anderen Punkten alles andere als sicher, sagte der Diplomat.
Trump schickt Witkoff erneut zu Putin
Unterdessen gingen die Verhandlungen zwischen US-Verteidigungsstaatssekretär Dan Driscoll und russischen Unterhändlern in den Vereinigten Arabischen Emiraten weiter, wie britische und US-Medien berichteten. "Die Gespräche verlaufen gut und wir bleiben optimistisch", sagte Driscolls Sprecher Jeff Tolbert über den am Montagabend in Abu Dhabi begonnenen Austausch. Ziel sei "dauerhafter Frieden in der Ukraine".
US-Präsident Trump wies unterdessen den US-Sondergesandten Steve Witkoff an, sich in Moskau erneut mit dem russischen Präsidenten Putin zu treffen. Unterhändler Driscoll soll dann zeitgleich mit ukrainischen Verhandlern sprechen. Er freue sich darauf, hoffentlich bald mit Selenskyj und Putin zusammenzukommen - "aber nur, wenn der Deal zur Beendigung dieses Krieges final ist oder sich auf der Zielgeraden befindet", schrieb Trump auf Truth Social.
Lawrow: Europäer haben Chance vertan
Moskau hatte den ursprünglichen US-Plan, der harte Zugeständnisse von der Ukraine gefordert hatte, als mögliche Grundlage für Verhandlungen bezeichnet, aber vor größeren Aufweichungen zugunsten Kiews gewarnt. Außenminister Sergej Lawrow sagte russischen Agenturen zufolge: "Wir erwarten, dass die USA uns informieren, wenn sie ihre Beratungen mit dem ukrainischen Regime und mit den Europäern abgeschlossen sehen."
Der russische Außenminister sprach Deutschland und anderen europäischen Staaten ab, im Ukraine-Krieg vermitteln zu können. "Ihr hattet eure Chancen, Leute", sagte er. Moskau schätze nun eher die Positionen von Vermittlern wie Belarus, der Türkei, Ungarn oder den USA. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte indessen, weil es um die europäische Sicherheit gehe, werde man irgendwann auch die europäischen Staaten in Gespräche einbeziehen.
Koalition der Willigen will Druck auf Moskau erhöhen
Die sogenannte Koalition der Willigen bekräftigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zufolge am Abend gegenüber den USA, den Druck auf Russland aufrechtzuerhalten. "Da Druck nach wie vor die einzige Sprache ist, auf die Russland reagiert, werden wir ihn weiter erhöhen, bis ein echter Wille besteht, einen glaubwürdigen Weg zum Frieden einzuschlagen", schrieb von der Leyen auf X. Dies habe die Koalition in einer Videoschalte mit US-Außenminister Marco Rubio bekräftigt. Die Koalition werde die Ukraine weiter unterstützen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte, er sehe keinerlei Anzeichen aus Russland für ein Ende des Krieges in der Ukraine. Es müsse weiterhin Druck auf die russische Führung ausgeübt werden, damit sie Verhandlungen aufnimmt.
Ukraine-Ticker: Lawrow - Europäer haben Chance vertan
Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters
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