Ein Tagebau für sogenannte seltene Erden. Diese Rohstoffe sind für moderne Technikprodukte unerlässlich. Die EU ist hier aber stark von anderen Ländern abhängig.
Ein Tagebau für sogenannte seltene Erden. Diese Rohstoffe sind für moderne Technikprodukte unerlässlich. Die EU ist hier aber stark von anderen Ländern abhängig.
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Hightech-Rohstoffe aus China: EU will raus aus der Abhängigkeit

Hightech-Rohstoffe aus China: EU will raus aus der Abhängigkeit

Im Handelsstreit zwischen den USA und China ist für Europa der Zugang zu Hightech-Rohstoffen die vielleicht größte Sorge. Die EU versucht verzweifelt, aus der Abhängigkeit von den Supermächten herauszukommen. Ein zäher Kampf.

Über dieses Thema berichtet: Der Funkstreifzug am .

Es war eine Warnung, die Rede von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Oktober in Berlin: Die Wirtschaft sei heute das zentrale Instrument von Macht. Wer den Zugriff auf wichtige Rohstoffe oder Produkte habe, kontrolliere damit die anderen. "Wenn man bedenkt, dass wir mehr als 90 Prozent unseres Bedarfs an Magneten aus Seltenen Erden durch Einfuhren aus China decken, sieht man, welche Risiken hier für Europa und seine strategisch wichtigsten Industriesektoren bestehen", so von der Leyen. "In den letzten Monaten hat China die Ausfuhrkontrollen für Seltene Erden und Batteriematerialien drastisch verschärft."

Neue Geo-Ökonomie: Wer die Wirtschaft beherrscht, kontrolliert die Welt

Und zwar meist als Antwort auf US-Sanktionen gegenüber chinesischer Technologie. Oder kurz vor Verhandlungen zwischen Peking und Washington. Von der Leyen nennt dieses Machtspiel "neue Geo-Ökonomie". Auch Firmen in Bayern spüren das. Beispiel Nürnberg, seit 100 Jahren Sitz von Bühler Motor. Bühler-Chef Mark Furtwängler sieht sich unter Druck durch die chinesischen Exportkontrollen: "Wir als kleiner Mittelständler reichen da oft nicht aus. Und deshalb müssen wir den Pkw-Hersteller bitten, dass er uns unterstützt, dass wir die Vorprodukte bekommen, damit er seine Autos, oder sie ihre Autos weiterbauen können."

Für jede Bestellung braucht es nämlich komplizierte Exportanträge bei chinesischen Behörden – alles zeitaufwendig und unsicher. Bislang haben die Autobauer ihrem Zulieferer Bühler tatsächlich geholfen, sodass Firmenchef Furtwängler seine Produktion von Antriebstechnik nicht stoppen musste. Aber wird das so bleiben?

Sicherung von Hightech-Rohstoffen: "Mittelständler kann keine Minen kaufen"

Furtwängler fordert eine aktive Wirtschaftspolitik der EU, um weniger abhängig von China produzieren zu können: "Der kleine Bühler, als Mittelständler, mit 1000 Mitarbeitern, wir können jetzt nicht nach Afrika reisen und irgendwelche Minen kaufen. Aber die großen Handelsnationen, die im Wettbewerb mit der EU, mit Deutschland, mit Bayern sind – das machen die. Wenn wir da mithalten wollen, wenn wir auf Augenhöhe mit denen sprechen wollen, dann muss sich die EU, dann muss sich Deutschland, wahrscheinlich auch was überlegen, da ein bisschen größer zu denken."

Die EU konzipiert gerade eine Strategie: Sie hat 34 Rohstoffe identifiziert, die in der neuen Geo-Ökonomie entscheidend sind: die seltenen Erden, aber auch andere Hightech-Rohstoffe wie Lithium, mit denen Batterien produziert werden. Lithium ist auch in Deutschland vorhanden. Die Bundesregierung will nun den Abbau von Lithium fördern. In Serbien liegen noch viel größere Vorkommen, vor allem im Jadar-Tal im Westen des Landes. Serbien könnte sogar 90 Prozent des EU-Bedarfs decken.

Massive Proteste in Serbien gegen Lithium-Mine

Aber es gibt dort Proteste, sagt die Chemikerin Dragana Djordjevic von der Universität Belgrad: "Ich habe mich mit vielen Bergwerken weltweit beschäftigt. In anderen Ländern wird in der Wüste gefördert oder in bereits bestehenden Industriezonen. Hier im Jadartal soll eine intakte Landschaft zerstört werden, wo Menschen im Einklang mit der Natur Landwirtschaft betreiben und wo es große Wasserreservoirs gibt."

Djodjevic kennt die chemische Zusammensetzung des Erzes namens Jadarit in dem Tal, wo der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto Lithium abbauen will. Tief im Boden gebe es neben Lithium auch gefährliche toxische Elemente, wie Arsen, Blei oder Chrom. Die Belgrader Chemikerin warnt: "Wenn das nach oben gefördert wird, kommt es zu einer gefährlichen Verseuchung der Luft. Das wird das Leben der Menschen verschlechtern." Die Proteste gegen die Mine im Jadar-Tal sind massiv, und das schon seit Jahren. Ob die serbische Regierung das von der EU geförderte Projekt deshalb überhaupt durchziehen kann und will, ist unklar.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie am 12.11. um 12:15 Uhr im Funkstreifzug im Programm von BR24 Radio. Sie können die Sendung auch jederzeit als Podcast hören. Zu finden ist sie unter diesem Link.

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