Unterernährtes Kind in Gaza-Stadt
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Hilfsorganisationen warnen vor Hungersnot im Gazastreifen
Bildrechte: picture alliance / Anadolu | Ahmed Jihad Ibrahim Al-arini
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Hilfsorganisationen warnen vor Hungersnot im Gazastreifen

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Hilfsorganisationen warnen vor Massenhungersnot im Gazastreifen

Hilfsorganisationen warnen vor Massenhungersnot im Gazastreifen

Mehr als 100 Hilfsorganisationen und Menschenrechtsgruppen haben vor einer katastrophalen Lage im Gazastreifen gewarnt. Sie müssten dabei zusehen, wie Menschen verhungerten. Die Totalbelagerung durch Israel hätte Chaos, Hunger und Tod verursacht.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Angesichts der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen haben mehr als hundert Hilfsorganisationen vor einer "Massenhungersnot" gewarnt. In einer gemeinsamen Erklärung fordern die 111 Organisationen sofortige Verhandlungen über eine Waffenruhe, die Öffnung aller Grenzübergänge und den ungehinderten Fluss von Hilfsgütern durch von der UNO kontrollierte Strukturen.

"Unsere Kollegen und die Menschen, denen wir helfen, siechen dahin"

Die Hilfsorganisationen beschrieben desaströse Zustände im Gazastreifen. "Unsere Kollegen und die Menschen, denen wir helfen, siechen dahin." Inner- und außerhalb des Palästinensergebiets befänden sich tonnenweise Hilfsgüter in Lagerhallen, deren Auslieferung den Helfern jedoch verboten werde. "Das ist nicht nur physische Qual, sondern psychologische." Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehörten Ärzte ohne Grenzen, Save the Children und Oxfam.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt im Gazastreifen vor einer tödlichen Hungerkrise. "Die 2,1 Millionen Menschen, die im Kriegsgebiet Gaza gefangen sind, sehen sich neben Bomben und Kugeln mit einer weiteren Todesursache konfrontiert: dem Hungertod", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. "Wir erleben täglich einen Anstieg der Todesfälle aufgrund von Unterernährung."

Israel weist Vorwurf der Blockade von Hilfsgütern zurück

Die israelische Regierung wies den Vorwurf der Blockade von Hilfslieferungen zurück und erklärte, 950 Lastwagenladungen von Hilfsgütern warteten im Gazastreifen darauf, von Hilfsorganisationen verteilt zu werden. Im Gazastreifen gebe es zwar Hunger, sagte ein israelischer Regierungssprecher am Mittwoch, daran sei aber nicht Israel schuld. Die Hamas versuche, die Verteilung von Hilfsgütern an die Bevölkerung gezielt zu behindern. Sie beschlagnahme Lieferungen, verkaufe diese zu überhöhten Preisen an Händler und finanziere mit den Erlösen ihre Kämpfer.

Ein weiteres Problem sei, dass die UN-Lastwagen, die bereits im Gazastreifen seien, nicht abholten und zu den Menschen brächten. Die UN weisen dies zurück. Vielmehr erhielten sie selten Erlaubnis zur Einreise von Hilfstransportern. Von Mitte Mai bis Mitte Juli seien mehr als 1.600 Lastwagen mit UN-Hilfsgütern genehmigt worden und hätten verteilt werden können. Das seien nicht einmal 30 Lastwagen pro Tag. Um die grundlegendsten Bedürfnisse zu decken, sind laut dem UN-Nothilfebüro (OCHA) aber mehr als 600 bis 650 pro Tag nötig.

UN: Mehr als 1.000 Palästinenser während Beschaffung von Nahrungsmitteln getötet

Die UN hatte am Dienstag zudem mitgeteilt, dass israelische Soldaten seit Beginn der Arbeit der von den USA und Israel unterstützten Hilfsorganisation GHF Ende Mai mehr als 1.000 Palästinenser getötet hätten, während diese versuchten, sich Nahrungsmittel zu verschaffen. 766 seien nahe den umstrittenen Verteilzentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) getötet worden, andere in der Nähe von Hilfskonvois, die oft von Verzweifelten gestürmt werden, sagte ein Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros.

Internationaler Druck auf Israel steigt

Wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen steigt der internationale Druck auf Israel. Das größte Krankenhaus des Gazastreifens hatte am Dienstag bekanntgegeben, 21 Kinder seien in den vergangenen 72 Stunden an Unterernährung gestorben.

Die US-Regierung erklärte unterdessen, dass ihr Sondergesandter Steve Witkoff in dieser Woche zu Gesprächen über die Lage im Gazastreifen nach Europa und anschließend möglicherweise in den Nahen Osten reisen werde. Sein Ziel sei eine Waffenruhe und die Einrichtung eines humanitären Korridors für die Lieferung von Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet.

Mit Informationen von AFP

Im Video: Humanitäre Katastrophe in Gaza

Im Gazastreifen spitzt sich die Lage zu – Hamas hält Geiseln, Zivilisten leiden unter den Folgen der Kämpfe.
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Im Gazastreifen spitzt sich die Lage zu – Hamas hält Geiseln, Zivilisten leiden unter den Folgen der Kämpfe.

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