Luftbild der Uran-Anreicherungsanlage Fordo
Luftbild der Uran-Anreicherungsanlage Fordo
Bild
Luftbild der Uran-Anreicherungsanlage Fordo
Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Planet Labs Inc.
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Planet Labs Inc.
Videobeitrag

Luftbild der Uran-Anreicherungsanlage Fordo

Videobeitrag
>

USA und Israel gegen den Iran: Was wir bisher wissen

USA und Israel gegen den Iran: Was wir bisher wissen

Lange wollten sich die USA nicht an den Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran beteiligen – das hat sich nun geändert: Das US-Militär griff in der Nacht wichtige iranische Atomanlagen an. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Lage in Nahost.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die USA haben in den von Israel begonnenen Krieg gegen den Iran eingegriffen und in der Nacht zu Sonntag Atomanlagen in der Islamischen Republik attackiert. Was hinter den Angriffen steht, wie Israel und Iran reagieren und wie es nun weitergeht – die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist passiert?

Die US-Luftwaffe griff die drei wichtigsten iranischen Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan an. Bei dem Angriff sind nach Angaben des US-Militärs unter anderem 14 bunkerbrechende Bomben eingesetzt worden. Insgesamt habe man rund 75 Präzisionswaffen verwendet, erklärt ein hochrangiger US-General. Mehr als 125 Luftfahrzeuge seien im Einsatz gewesen. Es habe sich um den bisher größten operativen Angriff durch B-2-Bomber gehandelt. Die iranische Atomenergiebehörde bestätigte die Attacken und die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete, dass ein Teil des Bereichs um die Uran-Anreicherungsanlage Fordo beschädigt worden sei.

Was sagt Trump zum Angriff?

Der US-Präsident nannte die Angriffe "sehr erfolgreich". Dabei seien die wichtigsten nuklearen Anreicherungsanlagen des Iran – entgegen dessen Darstellung – "vollständig und total zerstört worden", so Trump in einer Fernsehansprache. Das tatsächliche Ausmaß der Schäden ist bisher unklar. Trump drohte dem Iran mit Luftangriffen auf weitere Ziele, sollte das Land nun keinen Frieden schließen.

Wie reagiert der Iran?

Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi reagierte mit scharfen Worten auf die US-Angriffe, sie seien "empörend". Sein Land behalte sich alle Optionen für seine Selbstverteidigung vor, erklärt Araghtschi auf X und droht damit, dass die Attacken "dauerhafte Konsequenzen" haben würden. Einzelheiten nannte er dabei nicht.

Was sagt Israel?

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lobte den Angriff der USA als "mutige Entscheidung" von historischer Tragweite. Dies sei ein Wendepunkt, der zu Frieden und Wohlstand im Nahen Osten führen könne. Der US-Angriff sei in Abstimmung zwischen ihm und Trump sowie zwischen den Armeen beider Länder erfolgt, sagte der israelische Regierungschef weiter. 

Ist der US-Angriff völkerrechtlich legitimiert?

Der Angriff der USA auf Atomanlagen im Iran war aus Sicht des Völkerrechtsexperten Jochen von Bernstorff "eindeutig rechtswidrig". "Ich sehe da wenig Spielraum für eine völkerrechtliche Rechtfertigung", sagte der Professor für Völkerrecht an der Universität Tübingen der Deutschen Presse-Agentur. Die Amerikaner seien derzeit nicht selbst angegriffen worden, insofern liege kein Fall von individueller Selbstverteidigung vor.

Was sind die internationalen Reaktionen?

UN-Generalsekretär António Guterres bewertete den US-Militäreinsatz gegen den Iran als gefährliche Eskalation und eine direkte Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit. Er rief zur Deeskalation auf und betonte, es gebe keine militärische Lösung. Der einzige Weg sei die Diplomatie.

Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas rief alle beteiligten Parteien zur Zurückhaltung auf – und zur Rückkehr an den Verhandlungstisch. Die EU-Außenminister würden am Montag über die Lage im Nahen Osten beraten. Auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) setzte für Montag "angesichts der dringenden Situation im Iran" eine Krisensitzung an.

Wie ist die Stimmung in den USA?

Der US-Kongress reagiert gespalten auf Trumps Eintritt in die Kriegshandlungen. Mehrere prominente Republikaner stellten sich hinter seine Entscheidung, doch auch unter den Republikanern gab es Kritik: "Das ist nicht verfassungskonform", sagte der Abgeordnete Thomas Massie.

Scharfe Kritik kam auch von den Demokraten. Ihr Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, erklärte, Trump riskiere die Verwicklung Amerikas "in einen potenziell katastrophalen Krieg im Nahen Osten".

Welche Folgen hat der Angriff auf das iranische Atomprogramm?

Nach Angaben seiner Atomenergiebehörde will der Iran seine nuklearen Aktivitäten trotz der US-Angriffe fortsetzen. Wie stark die Anlagen zerstört sind, ist bisher unklar.

Nicole Deitelhoff, Leiterin des Leibniz-Instituts für Friedens- und Konfliktforschung, sagte bei Tagesschau24: "Der Iran fährt seit mehreren Jahrzehnten sein Atomprogramm, das heißt: Er kann solche Anlagen wieder aufbauen. Im Grunde genommen: Um das iranische Atomprogramm zu beenden, brauchen wir ein verlässliches Abkommen."

Experten zweifeln zudem, ob das Atomprogramm der islamischen Republik tatsächlich komplett zerstört wurde. "Es braucht ganze Salven von diesen bunkerbrechenden Bomben, um bis nach unten durchzudringen. Die Bomben, die die USA haben, reichen bis in 60 Meter Tiefe. Die Anlagen liegen aber zum Teil bis in 90 Meter Tiefe", erklärte der Experte für Internationale Politik und Wissenschaftler an der Universität Erlangen-Nürnberg, Professor Stefan Fröhlich, im Fernsehsender phoenix und berief sich auf Militärexperten.

Mit Informationen von AFP, Reuters und dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!