Der von einem Waldbrand ausgehende Flächenbrand nahe der südfranzösischen Küstenstadt Marseille ist noch nicht gelöscht. Dank des massiven Einsatzes der Feuerwehr mit mehr als 800 Kräften und zahlreichen Löschflugzeugen sei es aber gelungen, eine Katastrophe zu verhindern und das Feuer unter Kontrolle zu bringen, wie der französische Innenminister Bruno Retailleau bei einem Besuch der Hafenstadt am späten Dienstagabend mitteilte. Aus der Luft sei das sich schnell ausbreitende Feuer mit 400 Tonnen Wasser bekämpft worden.
Nach bisherigem Stand gebe es keine Todesopfer, sagte der Minister. 110 Menschen seien bei dem Brand leicht verletzt worden. Darunter befänden sich 31 Feuerwehrleute und Polizeibeamte. Die Flammen hätten 63 Wohngebäude beschädigt, wovon zehn ausgebrannt seien.
Nach der Hitzewelle der vergangenen Woche und großer Trockenheit war das Feuer von einem Auto ausgelöst worden, das auf einer Autobahn bei Marseille in Brand geraten war. Die Flammen griffen auf die Natur über und rückten vom Wind angefacht auf die Großstadt vor.
Anweisungen an Bewohner von Marseille
Die Präfektur wies einen Teil der Bewohner von Marseille an, Schutz in Häusern zu suchen. "Waldbrand in Marseille. (...) Schließen Sie Fenster und Türen", lautete eine Textnachricht, die die Einwohner der betroffenen Viertel erhielten. Die Menschen sollten feuchte Kleidung vor die Öffnungen legen, um ein Eindringen des Qualms zu verhindern.
Über 700 Feuerwehrleute mit 230 Einsatzfahrzeugen, Löschflugzeugen und Hubschraubern wurden mobilisiert, um die Flammen zu stoppen, wie die Präfektur mitteilte. Der Bürgermeister von Marseille, Benoît Payan, kündigte die Evakuierung von 400 Einwohnern an, wie der Sender BFMTV berichtete. Drei Turnhallen würden zur Beherbergung der Menschen hergerichtet.
"Die Situation ist unter Kontrolle"
Mindestens 20 Wohngebäude in Marseille und im Vorort Les Pennes-Mirabeau, wo das Feuer zunächst wütete, seien beschädigt worden, teilte die Präfektur mit. An die Menschen in der Stadt appellierten die Behörden, Vertrauen in die eingesetzten Mittel zum Schutz der Bevölkerung und der Bebauung zu haben. "Die Situation ist unter Kontrolle."
2.000 Hektar Land bei Narbonne betroffen
Unterdessen kämpften rund 1.000 Feuerwehrleute weiter gegen einen Brand im Bereich der südfranzösischen Stadt Narbonne, der immer wieder vom Wind angefacht wurde. 2.000 Hektar Fläche wurden bereits von den Flammen in Mitleidenschaft gezogen. Löschflugzeuge und Hubschrauber waren im Einsatz. Die am Montag gesperrte Autobahn 9 Richtung Spanien wurde inzwischen wieder für den Verkehr freigegeben.
Großer Waldbrand auch in Spanien
In Nordosten Spaniens haben Feuerwehrleute und Soldaten am Dienstag gegen einen Waldbrand gekämpft, der schon fast 3.000 Hektar Land zerstört hat. Der Zivilschutz forderte rund 18.000 Menschen in der Umgebung der Stadt Tarragona in Katalonien auf, sicherheitshalber zu Hause zu bleiben und Türen und Fenster geschlossen zu halten. Auch mehrere Straßen wurden gesperrt.
Spanien leidet seit Tagen unter einer Hitzewelle. Durch starken Wind breiteten sich die Flammen auf dem ausgetrockneten Boden nahe der Ortschaft Paüls südwestlich von Tarragona stark aus. Nach Angaben der katalanischen Behörden zerstörten die Flammen bisher hauptsächlich Wald. Betroffen ist demnach auch der Naturpark Els Ports.
Brandgeruch noch 400 Kilometer weiter
Die Feuerwehr veröffentlichte ein aus einem Hubschrauber gefilmtes Video, das in Flammen und Rauch gehüllte Hügel zeigt. Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 Stundenkilometer erschwerten den Angaben zufolge in der Nacht die Löscharbeiten. Inzwischen ist auch die Nothilfeeinheit der spanischen Armee im Einsatz, um die Feuerwehr zu unterstützen.
Der Brandgeruch zog bis in die 400 Kilometer entfernte Region Murcia im Südosten Spaniens, wo nach Angaben der dortigen Feuerwehr mehr als hundert Menschen den Notruf wählten. Ministerpräsident Pedro Sánchez bekundete den Menschen in der Waldbrandregion seine "Solidarität" und rief zu äußerster "Vorsicht" auf.
Mit Informationen von AFP und dpa
Im Video: Flughafen Marseille wegen Flächenbrand geschlossen
Ein Waldbrand nahe Marseille brachte den Flugverkehr zeitweise zum Erliegen.
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