System zur Drohnenabwehr vom Typ HP 47+ bei einem Übungsszenario der Bundeswehr (Symbolbild)
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System zur Drohnenabwehr vom Typ HP 47+ bei einem Übungsszenario der Bundeswehr (Symbolbild)
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Nach Drohnenvorfall in Polen: Wie gut ist Deutschland geschützt?

Nach Drohnenvorfall in Polen: Wie gut ist Deutschland geschützt?

Das Eindringen russischer Drohnen in Nato-Luftraum alarmiert die Bundespolitik. Das Militärbündnis konnte die Fluggeräte teilweise unschädlich machen. Aber die Frage bleibt, inwiefern Deutschland auf solche Vorfälle vorbereitet ist. Ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: BR24 TV am .

Das gab es noch nie: In der Nacht auf Mittwoch haben nach Angaben aus Warschau mindestens 19 russische Drohnen den polnischen Luftraum verletzt. Es war das erste Mal, dass so viele gegnerische Fluggeräte gleichzeitig in Nato-Luftraum eingedrungen sind. Der Vorfall ging glimpflich aus, wird aber auch in Berlin mit großer Sorge gesehen. Was folgt daraus? Wie könnte sich Deutschland gegen eine ähnliche Attacke wehren? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie hat die Bundesregierung auf den Drohnenvorfall reagiert?

Deutlich. Russland habe Menschenleben in einem Nato-Staat gefährdet, so Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in einem schriftlichen Statement. "Dieses rücksichtslose Vorgehen reiht sich ein in eine lange Kette von Provokationen […] an der Ostflanke der Nato." Weiter stellt der Kanzler fest: "Die Bundesregierung verurteilt dieses aggressive russische Vorgehen auf das Schärfste."

Ähnlich die Reaktion des Bundesverteidigungsministers: Boris Pistorius (SPD) nennt die Verletzung des polnischen Luftraums eine "gezielte Provokation", die inakzeptabel sei und sich gegen die gesamte Nato richte.

Waren deutsche Soldaten in Polen betroffen?

Die Bundeswehr hat zwei Feuereinheiten des Luftverteidigungssystems "Patriot" im Südosten des Landes stationiert – auf einem Flugplatz, von dem aus Militärhilfen für die Ukraine abgewickelt werden.

Die rund 200 deutschen Soldaten dort wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, heißt es aus dem Verteidigungsministerium in Berlin. Mit ihrem Radar konnten sie die russischen Drohnen orten, schossen aber nicht auf die Fluggeräte. Die Drohnen wurden stattdessen mit polnischen und niederländischen Militärflugzeugen bekämpft.

Hat Russland die Drohnen mit Absicht nach Polen geschickt?

Davon geht die Bundesregierung aus. "Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass diese Drohnen aus Versehen über polnisches Hoheitsgebiet geflogen sind", sagt Pistorius. Der Minister verweist auf die hohe Zahl von Drohnen – und auf ihre Route.

Auch der Verteidigungsexperte Christian Mölling ist sich sicher, dass es eine gezielte Aktion des russischen Regimes war. "Das ist kein Unfall, das ist kein Zufall", sagt er auf BR24-Anfrage. Zudem zeigt die Reaktion der Nato in seinen Augen, dass das Bündnis aktuell nicht in der Lage sei, solche Vorfälle "effizient zu händeln". Stattdessen habe die Nato einen "Riesenaufwand" betrieben, indem sie mit Kampfjets samt teurer Bewaffnung gegen vergleichsweise billige Drohnen vorgehen musste.

Wie sieht es mit der Drohnenabwehr in Deutschland aus?

Fachleute und Militärs sehen hier erhebliche Probleme. Der scheidende Heereschef Alfons Mais sagt, "eine unserer größten Schwächen" seien unzureichende Fähigkeiten zur Abwehr von Drohnen. Aus diesem Grund ist geplant, wieder eine Heeresflugabwehr aufzubauen.

Die Bundeswehr soll dafür beispielsweise den "Skyranger" bekommen, ein mobiles Flugabwehrsystem. Bis dahin blieben auch hierzulande Kampfjets als Option, um einen etwaigen Drohnenschwarm unschädlich zu machen. Oder der Einsatz von modernen Schützenpanzern, mit deren Kanonen man wohl auch Drohnen bekämpfen könnte. Ein ähnlicher Vorfall wie in Polen gilt in Deutschland allerdings wegen der größeren Distanz zu Russland und dessen Verbündetem Belarus momentan als unwahrscheinlich.

Welche Konsequenzen muss die Politik jetzt ziehen?

Der Politikwissenschaftler Mölling ruft die Bundesregierung auf, jetzt schnell zu handeln: "Wir müssen die Beine in die Hand nehmen, was die Flugabwehr angeht." Heißt: mehr Tempo bei Beschaffungen – und mehr industrielle Kapazitäten. Das Warten auf den "Skyranger" nennt Mölling als ein Beispiel dafür, wo es bei der Modernisierung der Streitkräfte nach wie vor hakt.

Auch der Verteidigungspolitiker Niklas Wagener von den Grünen fordert, Lücken in der Luftverteidigung so schnell wie möglich zu schließen. Auf BR24-Anfrage nennt der unterfränkische Abgeordnete beispielsweise den "Ausbau bodengebundener Systeme wie Patriot und IRIS-T" und leistungsfähige Radarsysteme.

Gerade erst hat sich der Haushaltsausschuss des Bundestags mit einer Reihe von Rüstungsvorhaben beschäftigt – darunter Patriot-Lenkflugkörper. Doch bis die Bundeswehr tatsächlich über die neuen Waffen verfügen wird, dürfte es noch einige Zeit dauern.

Im Audio: Die Nato – und ihr Umgang mit der russischen Bedrohung

(Symbolbild) Nato-Flagge und Flaggen mehrerer Nato-Mitgliedsländer im Juni 2025 in Den Haag
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(Symbolbild) Russische Provokation: Das bedeuten die Nato-Artikel 4 und 5

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