Zugausfälle, Verspätungen, rote Zahlen. Die Deutsche Bahn kommt nicht aus den Schlagzeilen. Dennoch hält der scheidende Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) am Bahnmanagement fest. "Die Bahn hat ein Infrastruktur- und kein Personalproblem", sagt Wissing im ARD-Interview der Woche.
Das Unternehmen kämpfe zum Beispiel mit kaputten Weichen und in die Jahre gekommenen Stellwerken. Da "hilft es ja nicht wirklich weiter, wenn man Personaldebatten führt", so der ehemalige FDP-Spitzenpolitiker. Davon rate er dringend ab. "Durch das Austauschen des Managements werden in einem Unternehmen die Gleise und die Signalanlagen nicht erneuert."
Union will neue Bahnspitze
Wissing reagiert damit auf Stimmen aus der Union, die Bahnchef Richard Lutz loswerden wollen. Der Manager steht seit 2017 an der Spitze des Staatskonzerns. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende von CDU und CSU im Bundestag, Ulrich Lange, sagte kürzlich: "Wir sind als Mitglieder des Bundestags und Vertreter des Eigentümers nicht zufrieden mit dem, was Vorstand und Aufsichtsrat der Bahn in den letzten Jahren abgeliefert haben."
Auch im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD steht, dass eine "Neuaufstellung von Aufsichtsrat und Vorstand" kommen soll. Laut CSU-Politiker Lange soll das die neue Regierung bald angehen. "Das ist kein Projekt, das wir erst zum Ende der Legislaturperiode angreifen wollen", betonte er.
Wissing sieht Schuld bei der Politik
Nicht die Bahnspitze, sondern vielmehr die Politik sei Schuld an der maroden Schieneninfrastruktur, meint dagegen Verkehrsminister Wissing. Die schwierige Lage sei "nicht deshalb entstanden, weil das Management der Bahn keinen Investitionsbedarf gesehen hätte". Sie sei vielmehr dadurch entstanden, "dass die Politik über einen langen Zeitraum hinweg der Bahn die notwendigen finanziellen Mittel für diese Investition nicht zur Verfügung gestellt hat", so Wissing im ARD-Interview.
Mehr unpünktliche Züge
Bei der Deutschen Bahn gibt es große Probleme mit verspäteten Zügen. Im vergangenen Jahr waren nur 62,5 Prozent der Fernzüge pünktlich unterwegs. Das Schienennetz ist marode.
Um das zu ändern, hat Verkehrsminister Wissing im vergangenen Jahr ein großes Sanierungsprogramm gestartet. "Wir haben das Hochleistungskorridorkonzept bei der Bahn entwickelt, das sehr gut funktioniert." Gemeint ist die milliardenschwere Generalsanierung von viel befahrenen Strecken wie der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Der Abschnitt wurde 2024 für fünf Monate komplett gesperrt und größtenteils erneuert. 40 weitere Großsanierungen sollen folgen. In diesem Sommer beginnt die Generalsanierung zwischen Hamburg und Berlin.
An seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger im Verkehrsministerium appelliert Wissing: "Ich würde dringend empfehlen, diese Konzepte jetzt fortzuführen. Alles andere ist nicht nachhaltig."
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