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Neue US-Atomwaffentests? Was Trumps Ankündigung bedeutet
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Neue US-Atomwaffentests? Was Trumps Ankündigung bedeutet

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Neue US-Atomwaffentests? Was Trumps Ankündigung bedeutet

Neue US-Atomwaffentests? Was Trumps Ankündigung bedeutet

Präsident Donald Trump hat die sofortige Wiederaufnahme von US-Atomwaffentests angekündigt. Begründet hat er das mit den Tests anderer Länder. Doch viele Fragen bleiben offen: Welche Tests meint er genau? Was heißt sofort? Und was wären die Folgen?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Es war ein typischer "Trump-Moment": Wenige Minuten vor dem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping macht Donald Trump eine überraschende Ankündigung: Die USA würden "unverzüglich" Atomwaffentests wiederaufnehmen. Nach 33 Jahren Test-Pause. Wieder einmal versetzt Trump mit einem einzigen Social-Media-Post die Welt in Aufruhr. Und das mit einem Thema, das rund um den Globus Ängste auslöst.

Die Erfahrung mit früheren Posts auf seiner Plattform Truth Social – etwa zum Thema Zölle – zeigt: Nicht alles, was Trump in Schnellschuss-Manier ankündigt, wird eins zu eins umgesetzt. Grundsätzlich ist also Vorsicht geboten, kritisches Hinterfragen allemal. Gleichzeitig gilt: Das Wort eines US-Präsidenten muss ernst genommen werden, besonders zum Thema Atomwaffen.

Trump: Ankündigung galt nicht China

Trump hat den Zeitpunkt seines Truth Social Posts bewusst gesetzt. Vor einem Treffen mit einem anderen starken Mann – Xi Jinping – Stärke zu demonstrieren, ist seine Art. Später beteuerte Trump an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One zwar, die Ankündigung habe nicht China gegolten, sondern anderen Ländern. Womit er offenbar Russland meinte, möglicherweise auch Nordkorea. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vom kurzem erfolgreiche Tests eines nuklear angetriebenen Torpedos und eines atomwaffenfähigen Marschflugkörpers verkündet. Nordkorea hat angekündigt, bald eine neue Interkontinentalrakete zu testen, die theoretisch das US-Festland erreichen könnte.

Auf längere Sicht hat Trumps Ankündigung aber sehr wohl mit China zu tun. Noch besitzen die USA und Russland zusammen rund 90 Prozent aller Atomsprengköpfe weltweit. Das Arsenal dieser beiden "traditionellen" Atommächte umfasst jeweils mehr als 5.000 Sprengköpfe. Doch China betreibt seine eigene nukleare Aufrüstung im weltweit höchsten Tempo. Nach Angaben des Forschungsinstituts Center for Strategic and International Studies (CSIS) mit Sitz in Washington hat China die Zahl seiner Atomwaffen in den vergangenen fünf Jahren von 300 auf 600 verdoppelt.

Bis zum Jahr 2030 wird China nach Einschätzung von US-Experten über rund 1.000 Atomwaffen verfügen. In einer Anfang September veröffentlichten Studie warnt das CSIS, China steige derzeit zur dritten großen Nuklearmacht auf. Die USA könnten mit Blick auf das gesamte nukleare und konventionelle Waffenarsenal den neu stattfindenden Rüstungswettlauf "verlieren", so die CSIS-Experten.

Trumps Ankündigung: Viele Fragen bleiben offen

Trumps Ankündigung neuer Atomwaffentests lässt eine Fülle von Fragen offen. Spricht der Präsident von weiteren Tests von Raketen, die auch Atomsprengköpfe tragen können? Oder meint er tatsächlich neue unterirdische Explosionstests in der Wüste von Nevada, wie sie zuletzt 1992 durchgeführt wurden?

Daryl Kimball, Direktor der regierungskritischen Organisation Arms Control Association mit Sitz in Washington betonte in Sozialen Medien, die USA bräuchten mindestens 36 Monate, um unterirdische Atomtests wieder aufzunehmen. "Trump ist falsch informiert und weltfremd", so Kimball wörtlich. Die USA hätten keinen technischen, militärischen oder politischen Grund, die Atomexplosionstests zum ersten Mal seit 1992 wieder aufzunehmen, so der Experte weiter. Kimball warnte vor einer "Kettenreaktion von Atomtests durch die Gegner der USA".

Atomwaffen: Forschungsinstitut warnt vor Wettrüsten und Unfall

Schon im Juni dieses Jahres hatte der scheidende Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI Dan Smith vor einem neuen nuklearen Wettrüsten gewarnt. Fast alle aktuell neun Atommächte würden derzeit ihre Arsenale modernisieren – und das in einer viel komplizierteren Weltlage als früher. Die derzeit neun Atomwaffenstaaten sind Russland, die USA, China, Nordkorea, Indien, Pakistan, Großbritannien, Frankreich und – inoffiziell, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – Israel. Durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz und anderer Technologien erhöht sich derzeit laut Dan Smith auch das Risiko eines "Unfalls" – also eines versehentlichen Einsatzes von Nuklearwaffen infolge von Fehlinterpretation des Verhaltens eines Gegners.

Bleibt in diesem Klima der Ängste und Unsicherheiten auch Hoffnung? Möglicherweise in zwei Richtungen: Zum einen bleiben Nuklearwaffen in erster Linie ein Mittel zur Abschreckung. Ein Einsatz würde stets das Risiko eines mindestens ebenso vernichtenden Schlags der Gegenseite beinhalten. Zum anderen könnte die von Donald Trump nun ausgelöste Debatte auch dazu führen, dass neue Abrüstungsgespräche – zumindest Gespräche zur Rüstungsbegrenzung – in Gang kommen. Am Ende gilt allerdings auch hier: Viele Fragezeichen bleiben.

Im Video: Trump trifft Xi

US-Präsident Trump und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping sind am Rande des APEC- Wirtschaftsgipfels in Südkorea zu einem Gespräch zusammengekommen.
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US-Präsident Trump und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping haben am Rande des APEC- Wirtschaftsgipfels ein Gespräch geführt.

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