Verteidigungsminister Boris Pistorius beim Einsteigen ins Flugzeug nach Paris
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Bundesverteidigungsminister Pistorius bricht am Morgen nach Paris auf, um eine Vereinbarung zum Bau des Panzers der Zukunft zu unterzeichnen.

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Neues Waffensystem: Berlin und Paris bringen MGCS auf die Spur

Neues Waffensystem: Berlin und Paris bringen MGCS auf die Spur

Es soll der Nachfolger für den "Leopard" werden: MGCS, ein Waffensystem, mehr als ein Kampfpanzer, angekündigt als "etwas ganz Neues" – gebaut von Frankreich und Deutschland. Heute haben die Verteidigungsminister eine Erklärung unterzeichnet.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Es ist ein Milliardenprojekt: Deutschland und Frankreich wollen gemeinsam den "Kampfpanzer der Zukunft" entwickeln und bauen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein französischer Kollege Sébastien Lecornu unterzeichneten am Freitag in Paris eine Absichtserklärung, die eine hälftige Aufgabenverteilung zwischen den Rüstungsunternehmen beider Länder festlegt.

Pistorius: "Etwas völlig Neues"

"Dies ist ein weiterer wichtiger Meilenstein", sagte Pistorius. Es gehe nicht um die Weiterentwicklung der aktuellen Panzer, sondern um "etwas völlig Neues". Dabei handle es sich um mehrere "miteinander vernetzte Gefechtsfahrzeuge", die teils unbemannt seien. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz bedeute einen "deutlichen qualitativen Fähigkeitsvorsprung", betonte Pistorius. Der Vertrag solle Ende des Jahres fertig sein und im kommenden Jahr den Parlamenten vorgelegt werden, sagte Pistorius.

Details zu der Aufgabenverteilung für den neuen Kampfpanzer nannten die beiden Minister nicht. Dies sei aber auch nicht das Wichtigste dieses Abkommens, so Lecornu. "Das Wichtigste ist, dass Deutschland und Frankreich 2040 denselben Panzer haben werden", sagte er. Neben der deutsch-französischen Holding KNDS würden auch Rheinmetall, Thales und zahlreiche weitere Unternehmen beteiligt werden. "Wir gehen pragmatisch vor und suchen jeweils das Beste, was jede Industrie zu bieten hat."

Dabei ist weiterhin nicht öffentlich bekannt, wer für das Hauptgeschoss zuständig sein soll: Während Rheinmetall für seine 130mm-Kanone plädiert, bevorzugt Nexter seine 140mm-Kanone. 

Kampfpanzersystem der Zukunft - mit KI und Laserwaffen

Ziel ist der gemeinsame Bau eines Kampfpanzersystems der Zukunft. In Deutschland soll es auf den Kampfpanzer Leopard folgen, in Frankreich auf den Leclerc-Panzer. Sein Name: "Main Ground Combat System" (MGCS), zu Deutsch etwa "Haupt-Boden-Kampfsystem". Das zeigt: MGCS soll mehr sein als "nur" ein Panzer.

Bislang zeichnete sich ab, dass ein Fahrgestell für drei verschiedene Fahrzeuge genutzt werden soll: zum einen für den Hauptpanzer, dessen Besatzung in einer Schutzkapsel im Inneren besser geschützt sein soll. Er soll mit höchstens 50 Tonnen leichter sein als die bisherigen Modelle. Ein weiteres bemanntes Fahrzeug soll mit einem Raketensystem ausgestattet werden, ein drittes unbemanntes Fahrzeug mit Panzerabwehrraketen. Hinzu kommen Drohnen, eine eigene Cloud-Plattform, moderne Sensorik und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Jahrelanger Streit um geistiges Eigentum und Aufgabenverteilung

Bereits 2012 gab es erste deutsch-französische Pläne, einen gemeinsamen Panzer zu entwickeln, der den deutschen Leopard und den französischen Leclerc ablösen sollte. 2018 unterzeichneten die damaligen Verteidigungsministerinnen Ursula von der Leyen und Florence Parly eine erste Absichtserklärung, gefolgt von einem 2020 unterzeichneten Rahmenabkommen. Darin wurde eine je 50-prozentige Finanzierung festgelegt. Beide Seiten sollten "ausreichende Rechte am geistigen Eigentum" erhalten. Zudem wurde eine auf zwei Jahre angelegte Studie auf den Weg gebracht, um die gemeinsamen Anforderungen festzulegen. Das neue System sollte 2035 einsatzbereit sein.

Inzwischen ist von 2040 die Rede, denn es folgte ein jahrelanger Streit um das geistige Eigentum und die Frage, welche Rüstungsfirma was produziert. Dabei geht es letztlich auch um Exportmöglichkeiten. Das teilweise von Konkurrenz geprägte Verhältnis der beteiligten Unternehmen verzögerte das Projekt erheblich. Nach langjährigen Verhandlungen waren 2015 der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französische Konzern Nexter Systems fusioniert. Die daraus entstandene Holding KNDS mit Sitz in Amsterdam sollte den gemeinsamen Kampfpanzer entwickeln. Auf Drängen von Berlin wurde aber auch der in Düsseldorf ansässige Rüstungskonzern Rheinmetall an der Entwicklung beteiligt.

Unterschiedlicher Zeitdruck in Deutschland und Frankreich

Dass Frankreich und Deutschland große gemeinsame Rüstungsprojekte auf den Weg bringen, unterstreicht den Stellenwert der deutsch-französischen Freundschaft. Doch Eile hat Deutschland nicht, einen neuen Kampfpanzer zu entwickeln, da es auch künftig noch auf den Leopard 2 setzen kann. Frankreich produziert dagegen seit Jahren keine Leclerc-Panzer mehr. Angesichts von akuten Ausrüstungsmängeln bei der Bundeswehr wird das Milliarden teure deutsch-französische Rüstungsprojekt von Experten auch kritisiert.

Mittelfristig soll das Vorhaben auch für andere Staaten offen sein. Italien und Niederlande haben bereits Interesse angemeldet. Dies könnte die Kosten für alle senken, die Regelung der Zuständigkeiten aber weiter erschweren. 

Bisherige deutsch-französische Rüstungskooperation

💬 Mehrere BR24-User haben in den Kommentaren die bisherige militärische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich angesprochen. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:

1963 unterzeichneten die Staatsoberhäupter Deutschlands und Frankreichs den Vertrag über die deutsch-französische Freundschaft, den Élysée-Vertrag. Militärisch wurde darin ein verstärkter Personalaustausch zwischen den Streitkräften sowie eine intensivere Rüstungskooperation angestrebt. In den 1960er- und 1970er-Jahren bauten sie etwa gemeinsam das Transportflugzeug Transall und die Panzerabwehrwaffe Milan. Später entwickelte man zusammen den Jagdbomber Alpha Jet oder den Kampfhubschrauber Tiger. 1989 wurde eine gemeinsame Truppe gegründet: die in Mühlheim beheimatete Deutsch-Französische Brigade.

Im Jahr 2021 haben Deutschland und Frankreich eine grundsätzliche Einigung über das Luftkampfsystem der Zukunft (FCAS) erzielt. Künftig solle Frankreich demnach die Führung beim Projekt FCAS haben und Deutschland bei MGCS. 💬

Mit Informationen von dpa und AFP.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein französischer Kollege Sébastien Lecornu
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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein französischer Kollege Sébastien Lecornu

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