Erste Messe von Papst Leo XIV.
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Papst in erster Messe: Kirche braucht keine Macht, sondern Demut

Papst in erster Messe: Kirche braucht keine Macht, sondern Demut

In der Sixtinischen Kapelle hat Papst Leo XIV. seine erste Messe gehalten: Der US-Amerikaner beklagte dabei einen weltweiten Verlust des Glaubens, der oft als etwas "Absurdes" und etwas für "schwache und wenig intelligente Menschen" angesehen werde.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Leo XIV. hat sich in seiner ersten großen Messe als Oberhaupt der katholischen Kirche in seiner Muttersprache Englisch an die Kardinäle gewandt, die ihn zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt haben. "Ihr habt mich berufen, das Kreuz zu tragen", sagte der erste US-Amerikaner im Papstamt am Freitag in der Sixtinischen Kapelle. Er bat die Kardinäle, ihn dabei zu unterstützen, den katholischen Glauben weiter in die Welt hinauszutragen.

Schwarze Schuhe und Stab von Bayern-Papst Benedikt

Bei seinem von Gesang begleiteten Einzug in die prunkvolle Sixtinische Kapelle im Apostolischen Palast trug der neue Pontifex ein langes weißes Gewand und eine traditionelle Mitra. In der Hand hielt er dabei den Stab seines bayerischen Vorvorgängers Benedikt XVI. – die sogenannte "Ferula" von Papst Pius IX., die Benedikt wieder eingeführt hatte und die auch Franziskus in den ersten Wochen seines Pontifikats verwendet hatte.

Anders als gewöhnliche Bischöfe, die einen Krummstab tragen, führt der Papst als einziger einen Kreuzstab. Er steht für seine höchste geistliche Autorität und unterstreicht, dass der Papst keinem weltlichen oder kirchlichen Vorgesetzten unterstellt ist. Das Kreuz auf dem Stab symbolisiert zudem die Nachfolge Christi bis hin zur Selbstaufopferung. Leo XIV. trug dunkle Schuhe – nicht die traditionell roten, auf die schon Franziskus verzichtet hatte. Auch die Kardinäle trugen weiße Gewänder mit goldenen Verzierungen.

Papst sieht Streben nach "Macht und Vergnügen"

In seiner Predigt ging Papst Leo XIV. auf die Frage Jesu ein: "Für wen halten die Menschen den Menschensohn?" Diese Frage sei bis heute aktuell und offenbare zwei typische Haltungen gegenüber Christus, so der Papst: Viele Menschen betrachteten ihn als unbedeutend oder lediglich als moralischen Anführer, dessen Anspruch als störend empfunden werde. Selbst unter Getauften sei Jesus oft nur ein bewunderter Mensch, was zu einem faktischen Atheismus führen könne.

In einer Welt, die sich zunehmend auf "Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen" stütze, werde der Glaube nicht selten verspottet oder als "etwas für schwache und wenig intelligente Menschen" abgetan, sagte der Papst in seiner Predigt vor dem Kardinalskollegium.

Der Mangel an Glauben habe "dramatische Begleiterscheinungen", mahnte Leo XIV. So gerieten der "Sinn des Lebens" und die Barmherzigkeit in Vergessenheit, und die Würde des Menschen werde "in den dramatischsten Formen verletzt".

Kirche als "rettende Arche" und "Leuchtturm, der die Welt erhellt"

Doch genau in diese Welt seien Christinnen und Christen gesandt, um den Glauben mutig zu bezeugen. Für die Kirche bedeute dies, sich in Demut zu Christus zu bekennen und ihn ins Zentrum zu stellen. Gerade als Nachfolger Petri wolle der Papst nicht sich selbst groß machen, sondern, wie der heilige Ignatius von Antiochien es forderte, "verschwinden, damit Christus bleibt".

In seiner Predigt verwendete der Papst starke biblische Bilder, um die Sendung der Kirche zu beschreiben: Er sprach von ihr als einer "rettenden Arche, die durch die Wogen der Geschichte steuert" und als einem "Leuchtturm, der die Nächte der Welt erhellt".

Diese Bilder zeigen, wie Leo XIV. die Rolle der Kirche sieht: als Zufluchtsort und Orientierungshilfe in einer oft von Glaubensverlust, Unsicherheit und moralischer Dunkelheit geprägten Welt. Nicht durch äußere Pracht oder Macht, sondern durch die Heiligkeit ihrer Glieder solle die Kirche zu einem sichtbaren Zeichen der Hoffnung und Erlösung werden, so der Pontifex – als "Stadt auf dem Berg", die Licht in die Welt bringt.

Wahl von Leo XIV.: Schnell, historisch – und amerikanisch

Am Donnerstagabend, am zweiten Tag des Konklaves, war der 69-jährige US-Amerikaner Robert Francis Prevost – nun Leo XIV. von seinen Mitkardinälen zum Papst gewählt worden. Er ist der erste Pontifex aus den Vereinigten Staaten.

Zuvor war Prevost als Missionar und Bischof in Peru tätig und hatte zuletzt im Vatikan die weltweite Bischofskongregation geleitet – eine Schlüsselfunktion. Seine internationale Erfahrung und sein Ruf als Vermittler zwischen verschiedenen Lagern gelten als entscheidend für seine Wahl.

Mit Informationen von dpa und AFP

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