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Pressefreiheit weltweit bedroht wie noch nie

Pressefreiheit weltweit bedroht wie noch nie

Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Ländern mit "sehr ernster" Lage für Medien. Unabhängiger Journalismus ist dort fast unmöglich. Das zeigt die neue Rangliste der Pressefreiheit. Deutschland liegt zwar auf Platz 11 – Probleme gibt es dennoch.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Medien am .

Einmal im Jahr veröffentlicht die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen die Rangliste der Pressefreiheit. Heute wurde die aktuelle Ausgabe vorgestellt. 180 Länder wurden dabei verglichen. In der Hälfte wird die Lage der Pressefreiheit als "schwierig" oder "sehr ernst" eingestuft. Maren Pfalzgraf, Pressereferentin von Reporter ohne Grenzen, erklärt im BR-Interview, dass vor allem autokratische Regierungen unabhängigen Journalismus immer häufiger als Bedrohung ansehen. "Sie versuchen, die Berichterstattung zu kontrollieren oder auch ganz zu unterbinden." Damit werde die Aufdeckung von Falschinformationen und Propaganda erschwert, was die Demokratie gefährde.

Wirtschaftliche Herausforderungen für Medien weltweit

Die Beeinflussung von Medien ist auch durch die angespannte ökonomische Lage möglich. In 160 von 180 Ländern können Medien kaum nachhaltig wirtschaften. Häufig fehlen Werbeeinnahmen, und Medien sind auf Anzeigen aus der öffentlichen Hand angewiesen. Diese werden jedoch oft intransparent vergeben und ermöglichen verdeckte Einflussnahme.

Aus wirtschaftlichen Gründen wurden in vielen Ländern auch Redaktionen geschlossen, beobachtet Maren Pfalzgraf. "Das heißt, es entstehen Gegenden, wo es dann überhaupt keine Medien mehr gibt." Eine unabhängige Berichterstattung und Kontrolle der Mächtigen werden damit unmöglich.

Deutschland fällt aus den Top Ten

Deutschland belegt in der Rangliste der Pressefreiheit Platz elf. Das ist eine Verschlechterung um einen Rang. Obwohl die Situation im globalen Vergleich hierzulande gut sei, gebe es Herausforderungen, heißt es von Reporter ohne Grenzen.

Dazu zählt die Nichtregierungsorganisation hier ebenfalls wirtschaftliche Probleme, aber auch die Sicherheitslage. Im vergangenen Jahr hat sich nach Angaben von Reporter ohne Grenzen die Zahl der Angriffe auf Medienschaffende in Deutschland mehr als verdoppelt. Die meisten gewaltsamen Attacken ereigneten sich am Rande von Kundgebungen, vor allem zum Nahost-Konflikt, aber auch bei Veranstaltungen der rechten Szene und von Abtreibungsgegnern.

Im Video: Was dürfen Journalisten – und andere nicht?

Entwicklung in Argentinien und USA problematisch, Positivbeispiel Polen

Größter Absteiger ist Argentinien. Das Land fällt um 21 Plätze auf Rang 81 zurück. Grund dafür ist laut Reporter ohne Grenzen die Politik von Präsident Javier Milei. Er hat unter anderem den öffentlichen Rundfunk und die staatliche Nachrichtenagentur geschlossen. Eine ähnliche Entwicklung könnte den USA bevorstehen. Sie liegen aktuell auf Platz 57 in der Rangliste (minus 2 Plätze). Maren Pfalzgraf rechnet im BR-Interview allerdings damit, dass sich das Land in Zukunft weiter verschlechtern wird. Die Trump-Administration agiere "offen pressefeindlich". Jüngst wurde Journalisten etwa der Zugang zum Weißen Haus untersagt.

Besonders positiv hat sich die Lage für den Journalismus dagegen in Polen entwickelt. Das Land konnte sich um 16 Plätze auf Rang 31 verbessern. Nach dem Regierungswechsel dort vor zwei Jahren wurde zum Beispiel der politische Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk deutlich geringer. Außerdem kommt es auch zu weniger juristischen Angriffen auf Medien.

Wie kommt die Rangliste zustande?

Seit 2002 vergleicht Reporter ohne Grenzen mit der Rangliste der Pressefreiheit die Situation für Medien in 180 Staaten. Fünf unterschiedliche Bereiche werden dabei untersucht: die politische Situation, rechtliche Rahmenbedingungen, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld und die Sicherheitslage.

Die vordersten Plätze auf der Rangliste belegen auch in diesem Jahr ausschließlich europäische Staaten. Ganz vorne ist erneut Norwegen, dahinter folgen Estland und die Niederlande. Am Ende der Rangliste liegen China, Nordkorea und das ostafrikanische Eritrea.

Im Video: Es steht schlecht um die Pressefreiheit - auch in Deutschland wars schon mal besser

Es steht schlecht um die Pressefreiheit - auch in Deutschland wars schon mal besser.
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Es steht schlecht um die Pressefreiheit - auch in Deutschland wars schon mal besser.

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