Blick vom Hollerberg zum Mondsee mit Drachenwand, Mondseeland, Salzkammergut, Oberösterreich.
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Touristen-Ziel Mondsee: Wie eine Kündigung hohe Wellen schlug

Touristen-Ziel Mondsee: Wie eine Kündigung hohe Wellen schlug

Der österreichische Mondsee ist bei vielen Urlaubern ein beliebtes Ziel. Deswegen sorgte die Meldung, dass die Besitzerin alle Pachtverträge kündigen will, für Aufregung. Folgen dürfte es aber keine großen haben.

Türkisschimmerndes Wasser, Berge im Hintergrund: Der Mondsee im Salzkammergut, einer der größten Seen Österreichs, ist ein Idyll und bei Urlaubern beliebt. Doch zwischenzeitlich kam die Sorge auf, dass sich das bald ändern könnte. Denn: Die Besitzerin des Sees kündigte sämtliche Pachtverträge. Die Nachricht sorgte für Aufregung – die Folgen dürften aber überschaubar bleiben.

Um was es bei der Kündigung geht

Der Besitzerin, Anna Mathyl, gehört der Seeboden. Bei den Pachtverträgen geht es also um alles, was im See verankert ist: Bootshäuser, Stege, Bojen. Dass sich Seen in Österreich in Privatbesitz finden, ist selten, kommt aber vor. Auch der Neusiedlersee (Burgenland), Faaker See (Kärnten) und Schwarzensee (Oberösterreich) sind entweder komplett oder zu großen Teilen in privater Hand. In Bayern gibt es solche Fälle ebenfalls, der oberbayerische Eibsee befindet sich beispielsweise in Privatbesitz.

Mathyl entstammt der Adelsfamilie der Almeida. Einer der Vorfahren ist der bayerische Feldmarschall Carl Philipp von Wrede, der den Mondsee Anfang des 19. Jahrhunderts von Napoleon geschenkt bekommen haben soll. Ihre Mutter hat Mathyl den Mondsee vergangenes Jahr übertragen.

Vor rund zwei Wochen ging ein Schreiben an alle Inhaber von Pachtverträgen raus, in dem die bestehenden Pachtverhältnisse gekündigt wurden. Darin heißt es: "Private oder kommerzielle Nutzungen des Mondsees, für die keine ausdrückliche gesetzliche oder schriftliche Erlaubnis von mir als See-Eigentümerin vorliegt, sind untersagt."

Warum wurden die Pachtverträge gekündigt?

Die Besitzerin teilte im Kündigungsschreiben mit, dass es ihr ein Anliegen sei, "den See nachhaltig zu bewirtschaften und als Naturraum zu bewahren". Zugleich heißt es am Ende des Briefs: "Wenn Sie Interesse am Abschluss einer Vereinbarung für die zukünftige Nutzung des Mondsees haben", solle man sich an die Seeverwaltung wenden. Auf Medienanfragen reagierte Mathyl nicht.

Viele glauben deswegen, dass es ihr um höhere Abschlüsse gehe. Die Pachten sollen am Mondsee vergleichsweise niedrig sein, an anderen Seen zahlt man teilweise das Vierfache. Auch andere Privatbesitzer von Seen in Österreich hatten in den vergangenen Jahren die Pacht erhöht.

Spekuliert wurde auch, ob Mathyl den See verkaufen will. Ihre Mutter, Nicolette Waechter, hatte mit einer Gemeinde verhandelt. Laut Medienberichten hatte die Gemeinde drei Millionen Euro für den Mondsee geboten, Waechter wollte 16 Millionen. Einigen konnte man sich nicht.

Was waren die Reaktionen?

"Das ist für einige überraschend gekommen", sagte der Bürgermeister der Gemeinde Mondsee, Josef Wendtner, dem ORF [externer Link]. "Sehr viele von denen haben die Pachtverträge seit Generationen", alle seien verwundert. Rund 500 Personen sollen das Kündigungsschreiben erhalten haben.

"Es ist aber nicht so schlimm, wie einige vermuten", erklärte Wendtner weiter. Er gehe auch davon aus, dass die Pachtverträge zu höheren Sätzen neu abgeschlossen werden. Zudem hätten die meisten Personen, die einen Steg oder ein Bootshaus haben, ihren Seegrund bereits gekauft, wie er dem "Standard" sagte [externer Link]. Auch die hätten das Rundschreiben bekommen, auch wenn bei ihnen gar kein Pachtverhältnis vorliege. Die Aufregung sei deswegen nicht begründet, so Wendtner.

Welche Folgen hat das für Urlauber?

Für Urlauber dürfte die Kündigung der Pachtverhältnisse ohnehin kaum Folgen haben: Schwimmen, Tauchen, Segeln – all das ist weiterhin möglich. Denn für die Nutzung des Wassers gibt es ein "Allgemeinrecht", das auch im Grundbuch festgeschrieben sei, wie Bürgermeister Wendtner betonte.

Es könnte nur für Urlauber von Bedeutung sein, die ein Grundstück am See mit Steg oder Bootshaus mieten wollen von jemandem, der wiederum ein Pachtverhältnis mit der Mondsee-Besitzerin hat. Davon dürfte es nicht allzu viele Fälle geben. Wie es mit den Stegen weitergeht, die Ufer-Gemeinden über ein Pachtverhältnis betreiben, ist aktuell noch nicht geklärt.

"Kannst eigentlich gar nicht erfinden"

Wenig Konsequenzen, trotzdem großes und überregionales Medienecho – das sorgte bei manchen für Belustigung. "So eine Geschichte kannst eigentlich gar nicht erfinden, die dich bis in die deutschen Medien bringt", sagte Thomas Ebner, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mondsee-Irrsee dem "Kurier" [externer Link, Bezahlinhalt]. Die Besuche der Tourismus-Homepage seien nach den Berichten nach oben gegangen.

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