US-Präsident Trump an seinem Schreibtisch im Weißen Haus (09.04.2025)
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US-Präsident Trump an seinem Schreibtisch im Weißen Haus (09.04.2025)

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Trumps US-Zölle: Handelspolitik aus dem Handgelenk

Trumps US-Zölle: Handelspolitik aus dem Handgelenk

"Was für ein Tag", postete Donald Trump am Mittwochabend. Kein Wunder: Denn der US-Präsident hat mit seiner plötzlichen Entscheidung, für 90 Tage die meisten US-Zölle auszusetzen, eine Kehrtwende vollzogen. Die Welt fragt sich: Wie kam es dazu?

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Der Kontrast hätte nicht größer sein können: Vor einer Woche stand der US-Präsident im Rosengarten des Weißen Hauses, hielt eine Schautafel in die Höhe, die er zur Erläuterung seiner nahezu global verhängten Zölle benötigte und verursachte dadurch einen dramatischen Einbruch an den Aktienmärkten weltweit.

Gestern Nachmittag dann trat Donald Trump vor das Weiße Haus, um seine abrupte Kehrtwende zu erklären, die er kurz zuvor auf seiner Plattform "Truth Social" bekanntgegeben hatte: Die Menschen seien nervös und ängstlich geworden. In den vergangenen Tagen habe er darüber nachgedacht, sagte der Präsident anschließend. Am frühen Morgen sei es für ihn klar geworden, "ziemlich früh heute Morgen." Er habe es "einfach aufgeschrieben" und keinen "Zugang zu Anwälten" gehabt. Der Text seines Eintrags auf "Truth Social" sei "von Herzen geschrieben, richtig?" Und der Präsident fügte wenig überraschend hinzu: "Ich denke, es war auch gut geschrieben."

Die meisten seiner engsten Berater seien vom Kurswechsel des Präsidenten komplett überrascht und nur unmittelbar vor der Entscheidung informiert worden, berichtet die "New York Times".

Dramatischer Vertrauensverlust

Das ohnehin geschwächte Vertrauen in die Professionalität der amerikanischen Präsidentenentscheidung, mit der Trump einen beispiellosen Handelskrieg vom Zaun gebrochen hat, spiegelte sich nicht allein in den rasant sinkenden Aktienkursen wider. Entscheidend für den Kurswechsel Trumps dürften vielmehr die Ausschläge auf dem US-Staatsanleihen-Markt gewesen sein.

Die US-Treasury Bonds, die bei allen vorherigen Marktturbulenzen weltweit als absolut sicherer Hafen und als zuverlässige Fluchtburg für verängstige Anleger gegolten hatten, erfuhren einen massiven Vertrauensverlust. Es kam zu gravierenden Verkäufen von US-Treasury-Bonds. Die Renditen für US-Staatsanleihen sprangen beängstigend in die Höhe.

Damit hätten sich automatisch auch die Zinsen erhöht, die die US-Regierung für die immense Staatsverschuldung Amerikas zu zahlen hätte. Dieses Signal habe Trump schließlich verstanden. Der Präsident habe begriffen, "was der Anstieg der Anleiherenditen für die Banken und ihre langfristige Kreditvergabe bedeuten würde", berichtet die "New York Times". Denn das sei ein Thema, "das er aus seiner Zeit als Chef eines Immobilienunternehmens sehr gut kennt."

Am Rande des Abgrunds

Präsident Trump "könnte die Welt an den Rand einer Finanzkrise gebracht haben", wenn er nicht am Mittwoch seinen Zollkrieg gegen Dutzende Länder mit Ausnahme Chinas gestoppt hätte - zu dieser Einschätzung, die von zahlreichen Finanzanalysten geteilt wird, kommt David J. Lynch von der "Washington Post". Stunden vor Trumps 180-Grad-Kehrtwende habe der "28-Billionen-Dollar-Markt für Staatsanleihen ungewöhnliche Spannungen" aufgewiesen.

Zehnjährige US-Staatsanleihen, die am vergangenen Freitag noch eine Rendite von unter vier Prozent aufgewiesen hatten, stiegen auf 4,5 Prozent. Während es ansonsten auf dem Anleihemarkt für US-Treasury Bonds eher ruhig und bedächtig zugeht, kam Panik auf. Auf dem Spiel stand nichts weniger als "das Ende eines Jahrhunderts finanzieller Vorherrschaft der USA." Die Finanzmärkte würden über den "Wert von Aktien, Anleihen und anderen Vermögenswerten auf der ganzen Welt im Unklaren" gelassen.

"Instinkt ist alles"

Er habe auf die Märkte reagiert und deshalb die Pause-Taste im Zollkrieg gedrückt, räumte der US-Präsident ein. Die Menschen seien nervös und ängstlich geworden. Wie er denn über weitere Zoll-Ausnahmen entscheiden würde, wollten die Journalisten wissen. "Instinktiv, mehr als andere", gab Trump zurück. "Es ist wirklich mehr ein Instinkt, denke ich, als alles andere".

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