Ungewohnte Funkstille: Wo steckt Elon Musk?
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Ungewohnte Funkstille: Wo steckt Elon Musk?

Ungewohnte Funkstille: Wo steckt Elon Musk?

Er war Trumps mächtigster Berater, posierte im Oval Office und wollte die US-Regierung revolutionieren. Doch plötzlich ist Elon Musk aus der ersten Reihe der Politik verschwunden. Das dürfte kein Zufall sein.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es war ein spektakulärer Aufstieg: Elon Musk entwickelte sich vom Twitter-Käufer zum mächtigsten Mann im Umfeld des US-Präsidenten. Kabinettssitzungen, Staatsempfänge, Kongress-Reden – überall war der Tesla-Chef präsent. Seine neu geschaffene Behörde DOGE sollte die Regierung revolutionieren und Milliarden sparen.

In letzter Zeit ist von dieser Omnipräsenz wenig zu spüren. Wie eine Analyse (externer Link) der US-Zeitung POLITICO zeigt, erwähnt Trump den Milliardär auf seiner Plattform Truth Social im Vergleich zu früher kaum noch. Die Spendenaufrufe seiner Wahlkampforganisation kommen ohne Musks Namen aus. Selbst bei Pressekonferenzen des Weißen Hauses fällt sein Name seltener, und auch auf Google wird weniger nach dem exzentrischen Tech-Unternehmer gesucht.

Technische Pannen und neue alte Prioritäten

Auch Musk selbst signalisiert eine Rückkehr zu seinen früheren Prioritäten. Nach einem zweistündigen Ausfall seiner Plattform X kündigte der Milliardär an, sich wieder verstärkt auf seine Unternehmen zu konzentrieren. "Ich bin wieder rund um die Uhr sieben Tage die Woche bei der Arbeit und schlafe in Konferenz-, Server- und Fabrikräumen", schrieb er nach der Panne.

Die Botschaft war deutlich: Tesla, SpaceX und seine KI-Projekte haben wieder Priorität. "Ich muss mich auf X, xAI und Tesla super konzentrieren, weil wir wichtige Technologien auf den Markt bringen", erklärte Musk. Seine 130-tägige Rolle als Regierungsberater soll ohnehin planmäßig Ende Mai enden.

Republikanische Zurückhaltung

Die Republikaner haben ihre Begeisterung für den Tech-Mogul merklich gedämpft. Wo früher Lobeshymnen auf den "Effizienz-Zar" erklangen, herrscht nun vorsichtige Distanz. Abgeordnete scheinen es bewusst zu vermeiden, seinen Namen in Interviews oder Pressemitteilungen zu verwenden.

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Diese Entwicklung ist kein Zufall. Parteiinterne Umfragen zeigen ein Problem: Musk polarisiert weit stärker als Trump selbst. Während der Präsident bei seiner Basis weiterhin hohe Zustimmung genießt, sinken Musks Beliebtheitswerte kontinuierlich. Besonders Wechselwähler und Arbeiter ohne Hochschulabschluss distanzieren sich von ihm.

Der Käse-Hut-Moment

Den Tiefpunkt markierte ein Wahlkampfauftritt in Wisconsin. Bei einer Richterwahl im April setzte Musk auf folkloristische Gesten, inklusive lokalem Käse-Hut, um Wähler zu gewinnen. Das Kalkül ging gründlich schief. Die demokratische Kandidatin siegte mit deutlichem Vorsprung, obwohl Trump den Staat bei den Präsidentschaftswahlen zuvor knapp gewonnen hatte.

Republikanische Strategen sprechen inzwischen offen über das "Musk-Problem". Seine Auftritte wirkten oft arrogant und abgehoben, analysieren Parteiinsider. Der Versuch, mit Geld und Celebrity-Status lokale Politik zu beeinflussen, habe viele Wähler abgeschreckt. Insbesondere Trumps Stabschefin Susie Wiles gilt als Gegnerin von Musk, die Berichten zufolge schon seit Längerem daran arbeitet, den Milliardär aus dem inneren Zirkel der Regierung fernzuhalten.

Demokratisches Dilemma

Für die Demokraten ergibt sich ein strategisches Problem. Sie hatten Musk erfolgreich als Feindbild aufgebaut – einen reichen Außenseiter, der die amerikanische Demokratie kaufen will. Doch je unsichtbarer er wird, desto schwieriger wird es, ihn als Wahlkampfmunition zu nutzen.

Dennoch geben sich demokratische Strategen optimistisch. Auch ohne Musk im Rampenlicht bleiben genug unpopuläre Themen: die von ihm vorangetriebenen Massenentlassungen im Staatsapparat, geplante Kürzungen bei Veteranen- und Umweltbehörden sowie Trumps autoritäre Rhetorik. Der Tesla-Chef mag aus den Schlagzeilen verschwunden sein – die Politik, für die er steht, bleibt sichtbar.

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