Das ARD-"Sommerinterview" mit AfD-Chefin Alice Weidel ist im Lärm einer Gegendemo fast untergegangen.
Das ARD-"Sommerinterview" mit AfD-Chefin Alice Weidel ist im Lärm einer Gegendemo fast untergegangen.
Bild
Das ARD-"Sommerinterview" mit AfD-Chefin Alice Weidel ist im Lärm einer Gegendemo fast untergegangen.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
Audiobeitrag

Das ARD-"Sommerinterview" mit AfD-Chefin Alice Weidel ist im Lärm einer Gegendemo fast untergegangen.

Audiobeitrag
>

"Verstehe kaum was": Proteste bei Sommerinterview mit AfD-Chefin

"Verstehe kaum was": Proteste bei Sommerinterview mit AfD-Chefin

Beim ARD-"Sommerinterview" war am Sonntag AfD-Chefin Alice Weidel zu Gast. Das Gespräch fand unter erschwerten Bedingungen statt: Aktivisten protestierten lautstark gegen Weidels Auftritt. Inhaltlich ließ sie kein gutes Haar an der Merz-Regierung.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

In den Sommerwochen lädt die ARD am Sonntag traditionell zum ausführlichen "Sommerinterview": Diese Woche musste die Parteivorsitzende der AfD, Alice Weidel, Rede und Antwort stehen. Doch Weidel und Moderator Markus Preiß hatten große Schwierigkeiten, sich gegenseitig zu verstehen. Das Open-Air-Gespräch im Berliner Regierungsviertel wurde von lautstarken Protesten mit Trillerpfeifen, Hupen und schallender Musik begleitet.

Lärm stört Interview mit AfD-Vorsitzenden

Weidel musste sich immer wieder nach vorne beugen, um die Fragen von ARD-Hauptstadtstudioleiter Preiß zu hören. "Es ist extrem laut im Hintergrund und ich kann Ihre Fragen kaum verstehen", sagte sie an einer Stelle auf der Terrasse des zum Bundestag gehörenden Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses an der Spree. Preiß sprach danach im Livestream der ARD von "einer wirklich schwierigen akustischen Situation". Dies sei kein Interview gewesen, das er gut in Erinnerung behalten werde.

Polizei beendet nicht angemeldete Aktion

Hinter der Aktion steckt nach eigenen Angaben die Gruppe "Zentrum für Politische Schönheit", die für solche Demos einen Bus mit extrem starken Lautsprechern ausgerüstet hat. Das Fahrzeug und eine kleinere Demo-Gruppe waren auf der anderen Spreeseite zu sehen. Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte, an der Kundgebung hätten sich rund 40 Personen beteiligt. Die Polizei habe die nicht angemeldete Aktion dann beendet. Festnahmen habe es nicht gegeben.

AfD-Chefin Weidel pochte trotz der Lärmkulisse darauf, das Gespräch fortzusetzen und forderte den Journalisten auf, dieses "ganz normal" weiterzuführen. Im Anschluss gab es ein zusätzliches Interview der ARD mit der AfD-Bundesvorsitzenden, bei dem über soziale Medien gestellte Zuschauerfragen beantwortet wurden.

Weidel: Kein Grund für Kursänderung der Partei

Inhaltlich gab sich Weidel gewohnt angriffslustig - auch mit Blick auf die Einstufung als rechtsextremen Verdachtsfall durch den Bundesverfassungsschutz. "Ich sehe nicht die geringste Veranlassung, dass wir uns mäßigen sollten", so die AfD-Chefin. Sie warf dem Verfassungsschutz erneut vor, er sei politisch gesteuert. So berichte das Bundesamt für Verfassungsschutz schließlich an das Innenministerium: "Wenn hier eine Einordnung erfolgt, dann ist sie erst einmal nicht unabhängig", sagte Weidel.

Rundum-Kritik an amtierender Bundesregierung

Generell kritisierte sie die aktuelle Bundesregierung in dem Interview einmal mehr scharf. Es würde ihr nichts einfallen, was die Merz-Regierung, aber auch die vorherige Ampel-Koalition, richtig gut gemacht hätten, so Weidel auf eine entsprechende Frage. Gerade der amtierende Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) habe "alle seine Wahlversprechen gebrochen", sagte Weidel und verwies unter anderem auf die ausbleibende Absenkung der Stromsteuer für Haushalte.

Zudem beklagte die AfD-Spitzenpolitikerin die Überlastung der Sozialsysteme durch die hohe Zuwanderung in Deutschland: "Die Hälfte der Bürgergeld-Bezieher hat keinen deutschen Pass", betonte Weidel. Sie sprach sich dafür aus, Sozialleistungen für Migranten komplett zu streichen. Sparpotenzial sieht sie auch bei den Rüstungslieferungen an die Ukraine. Das würde im Bundeshaushalt Geld für Vorhaben freisetzen, die die Bürger entlasten könnten.

Ausstieg aus der EU ist offenbar vom Tisch

Einen noch im AfD-Wahlprogramm geforderten EU-Ausstieg unterstützte Weidel nicht mehr. "Wir sollten nicht über einen EU-Ausstieg diskutieren, sondern darüber, wie man die EU reformieren kann", erklärte sie im zweiten Teil des Interviews. Sie wolle die EU "zurückbauen" und nicht "irgendwelchen Bürokraten" überlassen.

Weidel begründet höhere Bundestagszulage für AfD-Spitze

Innerparteilich verteidigte die AfD-Vorsitzende dann auch die Verdopplung der Zulagen für sie und andere führende Mitglieder der Bundestagsfraktion. "Wir haben jetzt mit der Verdopplung der Wahlergebnisse – und damit auch deutlich mehr Verantwortung – uns gedacht, dass wir da anheben müssen."

Die AfD hatte bei der Bundestagswahl im Februar ihr Ergebnis von 10,4 auf 20,8 Prozent steigern. Neben der normalen Bundestagsdiät in Höhe von rund 12.000 Euro bekommen Weidel und ihr Co-Chef Tino Chrupalla seit diesem Jahr 12.000 Euro für ihre Führungsposition obendrauf.

Mit Material von dpa, AFP und Reuters

Im Video: AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel im ARD-"Sommerinterview"

Die AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel im Gespräch mit dem Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Markus Preiß, in Berlin.
Bildrechte: BR
Videobeitrag

AfD-Chefin Weidel lehnt eine Änderung der politischen Ausrichtung ihrer Partei ab.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!