Eine Atombombe liegt in einem Bunker einer geheimen russischen Militärbasis.
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Russland und die USA sind nach wie vor die beiden größten Atommächte der Welt.
Bildrechte: picture alliance / Zoonar | Sofiia Potanina
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Russland und die USA sind nach wie vor die beiden größten Atommächte der Welt.

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Nukleare Abschreckung: Diese Länder sind Atommächte

Nukleare Abschreckung: Diese Länder sind Atommächte

In den USA sollen nach Angaben von Präsident Trump bald wieder Atomwaffen getestet werden. Aber nicht nur die USA sind im Besitz von nuklearen Sprengkörpern. Experten zufolge haben acht weitere Staaten atomares Arsenal. Wer gehört dazu?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, umgehend wieder Atomwaffentests in den Vereinigten Staaten durchzuführen. Begründet hat er die Anordnung mit den Tests anderer Länder. Wie sehr wird die Welt aktuell von Atommächten bedroht? Wer hat zuletzt Atomwaffentests absolviert? Wie stehen die Chancen auf Abrüstung?

Welche Länder sind Atommächte?

Nach Erkenntnissen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri (externer Link) verfügen derzeit neun Staaten über eigene Atomwaffen. Russland hat dabei mit aktuell 5.459 Atombomben das größte Arsenal, gefolgt von den USA mit 5.177 Nuklearsprengköpfen. Zusammen besitzen beide fast 90 Prozent aller Atomsprengköpfe weltweit. Daneben zählen noch China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel zu Atommächten. In Europa verfügen Frankreich und Großbritannien über nukleare Waffen.

Von den weltweit insgesamt geschätzten 12.241 Sprengköpfen im Januar 2025 waren 3.912 auf Raketen und Flugzeugen stationiert, könnten also jederzeit eingesetzt werden. Etwa 2.100 Sprengköpfe wurden sogar in einem Zustand hoher Einsatzbereitschaft auf ballistischen Raketen gehalten. Der Rest befand sich in zentralen Lagern oder gilt laut Sipri aus "ausgemustert" - d.h. sie zählen nicht mehr zum militärischen Bestand eines Landes, wurde aber auch noch nicht verschrottet.

Wie hat sich die Schlagkraft zuletzt entwickelt?

Seit dem Ende des Kalten Krieges hat die schrittweise Demontage ausgemusterter Atombomben durch Russland und die USA zu einem allgemeinen Rückgang der weltweiten Bestände an Kernwaffen geführt. Laut Sipri laufen derzeit jedoch in allen Staaten umfangreiche Modernisierungsprogramme, die die Größe und Vielfalt ihrer Arsenale in Zukunft erhöhen könnten. Chinas Atomwaffenarsenal wächst dabei schneller als das jedes anderen Landes: Seit 2023 um etwa 100 neue Sprengköpfe pro Jahr.

Wer hat zuletzt Atomwaffen getestet?

Seit 1998 hat kein Land Atomtests absolviert - abgesehen von Nordkorea. Sipri teilte BR24 auf Anfrage mit, dass Nordkorea seine bisher letzten Tests im Jahr 2017 durchgeführt hat. "Atomtests sind damit alles andere als regelmäßige Ereignisse", so Vitaly Fedchenko, Experte für Nuklearwaffen bei Sipri.

Der letzte Atomtest der USA erfolgte am 23. September 1992 in der Wüste Nevadas. Zwischen 1945 und 1992 haben die USA nach Kongressangaben insgesamt 1.030 ober- und unterirdische Atomtests durchgeführt - so viele wie kein anderes Land.

Wie ist der Umgang mit Atomwaffentests international geregelt?

Tatsächlich gibt es einen weltweiten Vertrag, der Kernwaffentests vollständig verbietet: Der sogenannte "umfassenden Atomteststoppvertrag" - kurz CTBT (externer Link) wurde 1996 in der UN-Generalversammlung angenommen. Fedchenko betont: "Das Abkommen wurde auch von den meisten Staaten der Welt unterzeichnet und ratifiziert." Allerdings nicht von den USA, weswegen das Land wohl keine Strafen erwarten würde, sollte Trump tatsächlich wieder Atomwaffen testen lassen. Auch Russland zog seine Ratifizierung Ende 2023 zurück.

Wie sinnvoll sind Atomwaffentests?

Experten sind der Ansicht, dass Atomtests für die USA wie früher inzwischen nicht mehr nötig sind. "Es gibt heute andere Möglichkeiten, die Schlagkraft von Atomwaffen zu prüfen, erklärt Liviu Horovitz von der Stiftung Wissenschaft und Politik im BR24-Interview. Dazu gehören zum Beispiel Computersimulationen.

Horovitz zufolge würde die Wiederaufnahme von US-Atomwaffentests darüber hinaus "eher der Konkurrenz helfen". "Andere Länder könnten sich ermächtigt fühlen, selbst wieder Nukleargeschosse zu testen." Weil aber China und Nordkorea über weit weniger Testdaten aus früheren Jahren verfügen, könnten diese von neuen Atomtests mehr profitieren.

Gibt es eine Chance auf Abrüstung?

Der Politikwissenschaftler hält es für unwahrscheinlich, dass es in naher Zukunft neue Abrüstungsverträge geben wird. Horovitz betont: "Staaten wie Russland oder China haben schlicht kein Interesse daran, ihre Atomwaffenbestände zu reduzieren. Im Gegenteil: Die Arsenale dürften weiter aufgestockt werden."

Vitaly Fedchenko vom Stockholmer Friedensforschungsinstitut weist im BR24-Interview auf viele bereits existierende Vereinbarungen zur Abkehr von Atomwaffen hin: "Es gibt Verträge, die auf Nichtverbreitung und Abrüstung abzielen, wie den CTBT, den Atomwaffensperrvertrag (NPT), den Vertrag über das Verbot von Kernwaffen (TPNW) oder Verträge über atomwaffenfreie Zonen." Das Problem seien weniger neue Verträge als vielmehr die universelle Mitgliedschaft in den bestehenden Abkommen, so der Sicherheitsexperte.

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