Angesichts der Debatte um die Wehrdienstreform wendet sich eine wachsende Zahl von Menschen an Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerung. "Wir werden gerade nahezu überflutet von Anfragen", sagte der politische Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Michael Schulze von Glaßer, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Samstag).
Wehrdienstreform: Immer mehr Eltern suchen Rat
Die Aufrufzahlen auf der Website der Friedensgesellschaft hätten im September die Marke von 125.000 überschritten. Im Mai habe die Zahl noch bei 24.000 gelegen. "Darunter sind mittlerweile ein Viertel besorgte Eltern. Ihr Anteil wächst", erklärte Schulze von Glaßer. Auch die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) verzeichnet mehr Zulauf. "Bei der EAK melden sich Eltern und Großeltern, junge Menschen, die wehrpflichtig wären, Reservistinnen und Reservisten sowie aktive Soldatinnen und Soldaten", sagte EAK-Sprecher Dieter Junker dem Redaktionsnetzwerk. Auffällig sei dabei der Anstieg an Beratungsanfragen von Eltern, die sich wegen ihrer minderjährigen Söhne und Töchter besorgt zeigten über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Streit in der Koalition
Derzeit ringt die schwarz-rote Koalition um eine Reform des Wehrdienstes. Gestritten wird dabei auch über eine mögliche Verpflichtung junger Menschen zum Dienst an der Waffe, falls sich nicht genügend Freiwillige finden.
Die Debatte offenbart tiefe Spannungen innerhalb der Koalition. Während Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) an einem freiwilligen Modell festhält und ein Losverfahren ablehnt, drängen Teile der Union auf verpflichtende Elemente, sollte die Freiwilligkeit scheitern.
Auch die Reaktionen im Bundestag sprechen Bände: Der demonstrative Beifall der Union für SPD-Redner und das Schweigen der SPD bei Kanzler Merz’ Worten zeigen, dass das Verhältnis zwischen Regierung und Opposition, aber auch innerhalb der Koalition, angespannt ist. Zuletzt meldete sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Wort, als er seine Zweifel zum Losverfahren äußerte.
Mit Informationen von epd
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