Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht anlässlich der zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in der Saarbrücker Kongresshalle.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht anlässlich der zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in der Saarbrücker Kongresshalle.
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Bundeskanzler Merz hat sich zum 35. Jahrestag der Wiedervereinigung dafür ausgesprochen, den Blick vor allem nach vorne zu richten.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jean-Christophe Verhaegen
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Bundeskanzler Merz hat sich zum 35. Jahrestag der Wiedervereinigung dafür ausgesprochen, den Blick vor allem nach vorne zu richten.

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Zum Tag der Deutschen Einheit: Merz fordert "mutigen Aufbruch"

Zum Tag der Deutschen Einheit: Merz fordert "mutigen Aufbruch"

Mit einem Appell zum "Aufbruch" hat Kanzler Merz die Bürger in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit auf einen Neustart eingeschworen. Das Land müsse nun nach vorne blicken. Beim Festakt in Saarbrücken war auch Frankreichs Präsident Macron dabei.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

3. Oktober: Tag der Deutschen Einheit. Jedes Jahr wird mit einem großen Festakt an die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland vor mittlerweile nun 35 Jahren erinnert - heuer in der saarländischen Hauptstadt Saarbrücken, weil das Land aktuell den Vorsitz im Bundesrat innehat. Geladen waren rund 900 Gäste, unter ihnen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Merz hält Einheit für "gelungen"

Kanzler Merz blickte in seiner Rede nur kurz auf die Vergangenheit zurück. Dabei würdigte er den Mut der Menschen in der DDR während der friedlichen Revolution 1989. Gleichzeitig erinnerte er auch an die wechselseitigen Missverständnisse und die Erfahrung individueller Zurücksetzung von Menschen in Ostdeutschland. Die Einheit bezeichnete er als "gelungen".

Den Großteiler seiner Ansprache widmete Merz aber der Gegenwart und Zukunft: Der Herbst 2025 sei ein entscheidender Moment für Deutschland, unter anderem weil der sogenannte freie Westen an Ausstrahlungskraft verloren habe, so der Kanzler. Merz rief alle Bundesbürger zu einer "neuen Kraftanstrengung" auf, um eine "neue Einheit" zu erreichen.

Vier zentrale Punkte für Deutschland

Es gehe heutzutage darum, als Gesellschaft die innere Balance wiederzufinden, fügte er hinzu: "Es ist notwendig, dass wir uns an diesem Punkt auf das wirklich Wichtige besinnen - und dann eben mit Zuversicht nach vorn gehen." Vier zentrale Punkte müsse Deutschland gewährleisten: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, wirtschaftliche Stärke, verbunden mit Solidarität, sowie ein Bekenntnis zu Europa. Dabei könne Deutschland aufbauen auf Jahrzehnte, in denen vieles gelungen sei und die Verantwortung angenommen wurde für das Leid, das Deutschland in der NS-Zeit über Europa und die Welt gebracht habe.

Frankreichs Präsident Macron bei Festakt in Saarbrücken

Als Ehrengast war Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nach Saarbrücken gereist. Es war das erste Mal seit 20 Jahren, dass ein ausländischer Staatschef am Festakt des deutschen Nationalfeiertages teilnahm. Die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit seien auch eine Feier des geeinten Europas, so Macron in seiner gut 30-minütigen Rede, die er zum Teil auf Deutsch hielt. Die gemeinsamen Werte, die Europa verbinde, müssten nun jedoch wieder stärker verteidigt werden - ebenso wie das gemeinsame Gebiet.

Europa brauche die Entschlossenheit derjenigen, die in der DDR aufgestanden seien und die Mauer eingerissen hätten, sagte Macron. Die Europäer müssten sich entscheiden, ob sie unglückliche oder glückliche Vasallen oder eine militärische Kraft sein wollten. Der Krieg stehe wieder vor der europäischen Haustür - auch mit einer hybriden Form wie etwa durch Manipulation und Desinformation, sagte der französische Präsident.

Macron will innovativeres Europa

Europäische Staaten seien naiv gewesen, die Kontrolle über soziale Medien China und den USA zu überlassen. Die Europäer müssten "aufwachen" und die Strukturen zurückholen, um Wissenschaft, Kultur und Bildung wieder zurück in die Debatte zu holen, erklärte Macron. Außerdem müssten die europäischen Demokratien schneller, unbürokratischer und effizienter in ihren Entscheidungen werden und dabei ihre Werte bewahren. Zudem müsse Europa innovativer werden und seine eigenen Industriezweige schützen.

Rehlinger: Deutsche Einheit mehr als "Angleichungsaufgabe"

Bundesratspräsidentin Rehlinger lenkte den Fokus dann wieder mehr auf den innerdeutschen Zusammenhalt. Sie sprach sich für ein Ende der Erwartungshaltung an Ostdeutschland aus. "Warum fragen wir eigentlich so selten danach, was Bayern oder Schleswig-Holstein oder das Saarland von ihren Mitbürgern im Osten gelernt haben?"

Sie appellierte, die Einheit nicht nur als "Angleichungsaufgabe" zu sehen, bis sich der Osten dem Westen angenähert habe, "sondern als gemeinsamen Erfahrungsraum, aus dem heraus wir Wandel gemeinsam erfolgreich gestalten können".

Mit Material von dpa, AFP, KNA und Reuters

Im Video: Festakt zum "Tag der Deutschen Einheit"

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht bei den zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in der Kongresshalle in Saarbrücken.
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35 Jahre Deutsche Einheit - die große Feier findet heuer in Saarbrücken statt. Bürgerfest und Gottesdienst stehen auf dem Programm.

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