Menschen gehen durch die Kaufingerstraße in München (Symbolbild)
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"Abschied der Boomer": Haben die Babyboomer ein Wir-Gefühl?

"Abschied der Boomer": Haben die Babyboomer ein Wir-Gefühl?

Der Soziologe Heinz Bude hat ein Buch über seine Generation verfasst: Die Babyboomer der Jahrgänge 1955 bis 1969. Darin stellt er fest, dass die Boomer oft eine eher beobachtende Rolle eingenommen und sich erst spät als Generation begriffen haben.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Ein paar Fakten vorweg: Die Geburtenjahrgänge zwischen 1955 und 1970 stellen derzeit beinahe 30 Prozent der deutschen Bevölkerung, es sind die sogenannten Babyboomer. Der stärkste aller starken Jahrgänge war 1964, 1,36 Millionen Kinder kamen damals in Deutschland zur Welt. Zum Vergleich: 2022 wurden nur knapp 740.000 Babys geboren. Zu erfahren sind solche Dinge im neuen Buch des Soziologen Heinz Bude, der natürlich nicht nur mit Zahlen aufwartet, sondern ein Bild dieser Generation zeichnet, die sich gerade nach und nach in den Ruhestand verabschiedet. Der Titel: "Abschied von den Boomern".

Von Anfang an zu viele

Bude liefert darin nicht nur einen Rückblick auf die Vergangenheit, sondern auch Thesen zum heutigen Blick der Boomer auf die Welt. Er stellt fest, dass die Boomer aufgrund ihrer großen Bandbreite nur bedingt ein Wir-Gefühl teilen. Erst jetzt würden sich viele bewusst, dass sie Teil einer Gruppe mit ähnlichen Erfahrungen sind. Früher war das anders: "Es gibt eigentlich nur die gemeinsame Erfahrung, dass sie von Anfang an zu viele waren", meint Bude.

Die Boomer hätten aufgrund ihrer großen Anzahl früh gelernt, sich durchzusetzen, wobei Bildung ein entscheidender Faktor gewesen sei. In der Boomer-Generation habe es überdurchschnittlich viele Bildungs-Aufsteiger gegeben: "Die Schulklasse, in der man war, da waren diejenigen, die nicht aus einem Elternhaus stammten, in dem eine Bibliothek existierte, eigentlich in der Mehrheit."

Keine direkte Kriegserfahrung

Ein zentrales Merkmal der Boomer-Generation ist ihre Beobachterrolle, findet Bude. Ohne direkte Kriegserfahrung wuchsen sie im Nachbeben des Krieges auf, mit ehemaligen Nazis als Eltern oder Lehrer, Kriegsversehrten als Teil des Alltagsbilds. Später wurden sie Zeugen großer Katastrophen wie Tschernobyl und Aids – lernten mit dem Fall der Mauer aber auch, dass große Umwälzungen und als unumstößliche Tatsachen wahrgenommene Verhältnisse sich über Nacht ändern können.

Bude sieht sie deshalb als eine Gruppe von Menschen, "die erfahren haben, dass etwas zu Ende gehen kann." Bude will die Boomer daher zwar nicht als grundsätzlich optimistisch verstanden wissen, aber doch als hoffnungsvoller, als die Generationen nach ihnen. Im Falle aktueller Krisen, wie etwa der Klimakrise, hätten sie daher in der Tendenz eine höhere Zuversicht: "Boomer haben einen Begriff des 'Klimawandels' und nicht der 'Klimakrise'", sagt Bude. Die Boomer hätten ein größeres Vertrauen in eine Welt von morgen: "Es gibt immer noch eine Welt danach und wir werden uns auf Welten danach einstellen müssen."

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