Schlafen und tagen, wo einst Mönche und Nonnen lebten: Im oberbayerischen Kloster Beuerberg an der Loisach im Landkreis Bad Tölz–Wolfratshausen ist das jetzt möglich. Nach den mehrjährigen Renovierungsarbeiten beginne nun "ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des Klosters Beuerberg", sagte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, bei der Einweihung des wiedereröffneten Klosters. Dieses wird als kirchliches Seminar- und Kulturzentrum mit 48 Gästezimmern sowie einer Ausflugsgaststätte weiterbetrieben.
Salesianerinnen waren die letzten Ordensleute in Beuerberg
Christen müssten bei der Gestaltung einer guten Gemeinschaft aller mithelfen, "dafür stehen Orte wie Beuerberg, in denen sich über Generationen Gemeinschaften von Menschen gefunden haben, die versucht haben, ihr Leben nach den christlichen Idealen zu gestalten", so Marx mit Blick auf die mehr als 900-jährige Geschichte von Kloster Beuerberg.
Dessen Ursprünge gehen auf das 12. Jahrhundert zurück, als Augustiner an der Loisach, einem Isar-Zufluss, ein Chorherrenstift errichteten. 1803 fiel das Kloster – im Zuge der Säkularisierung – in Privatbesitz. Erst 1846 zog wieder geistliches Leben ein – mit Salesianerinnen, die das Kloster dann wegen Nachwuchsmangels 2014 verließen. Klostergebäude und Liegenschaften gingen in den Besitz des Erzbistums über, das sich zugleich verpflichtete, für die Versorgung der damals noch 13 verbliebenen Salesianerinnen aufzukommen.
Baufehler verzögern Eröffnung von 23 Zimmern
Zu dem Zeitpunkt war noch nicht klar, wie genau das Erzbistum das aus dem seit Mitte des 18. Jahrhunderts unter Denkmalschutz stehende Gebäude nutzen würde. Ende 2015 wurde der sogenannte Josefstrakt zu einer provisorischen Herberge für Geflüchtete. Dann wurde er umgebaut zu 23 modern ausgestatteten Hotelzimmern mit Übernachtungspreisen zwischen 120 und 160 Euro. Bis die ersten Gäste dort einziehen, wird es aber wohl Herbst werden: Wegen Baufehlern bei den Abwasserleitungen muss hier auch nach der Neueröffnung noch weiter gearbeitet werden.
Bauleiter Christoph Kürzeder vom Erzbistum München und Freising ist froh, dass es nun überhaupt losgehen kann – wenn auch mit Einschränkungen. Schließlich war es eine Herkulesaufgabe, das alte Gemäuer auf Stand zu bringen. Der Kunsthistoriker und Theologe konnte sich dafür aber im Nu begeistern: "Das Besondere an Beuerberg ist, dass wir eigentlich fast überall die Originalsubstanz unter mehreren Schichten gefunden haben." Zum Beispiel die historischen Dielenböden, die zum großen Teil aus dem 18. Jahrhundert stammen.
Marx glaubt an Gemeinschaft, wenn auch nicht "im strengen Sinne monastisch"
43 Millionen Euro hat das Erzbistum München und Freising investiert, um alles tagungs- und belegungstauglich herzurichten – auf der Höhe der Zeit, aber dem Ort doch angemessen: Bibliothek, Festsaal und Hauskapelle – die historischen Räume sind schlicht-modern gehalten, ebenso die 25 Klosterzellen mit 1,40er-Betten, schwarzen Zimmerlampen und modernem Bad. Ziel sei gewesen, eine Verbindung zu schaffen von der Geschichte zur Gegenwart.
Auch wenn keine Nonnen oder Mönche mehr in Beuerberg leben, ist Kardinal Marx überzeugt, dass hier neue Gemeinschaften entstehen können. "Keine im strengen Sinne monastisch-klösterlichen, sondern von Menschen, die aus unterschiedlichen Motivationen hierherkommen". Für Tagungen, Fortbildungen, zur privaten Erholung oder inneren Einkehr. Vielleicht könne die Zukunft des "klösterlichen" Lebens in Beuerberg dadurch ja auch weiter dazu beitragen, so Marx' Hoffnung, "aus dieser Welt einen besseren Ort zu machen".
Kloster Beuerberg gilt damit als Vorzeigeprojekt, wie historische kirchliche Immobilien neu genutzt werden können. Eine Herausforderung, vor der die Orden, Bistümer und Erzbistümer aufgrund mangelnden Ordensnachwuchses und überalternder Gemeinschaften zunehmend stehen.
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