Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an László Krasznahorkai aus Ungarn. Das gab die Schwedische Akademie am Mittag in Stockholm bekannt. Der 1954 in der ungarischen Kleinstadt Gyula geborene Schriftsteller und Drehbuchautor ist für seine frühen dystopischen und melancholischen Geschichten bekannt sowie für seine späteren weniger düsteren Romane.
Krasznahorkai werde "für sein überwältigendes und visionäres Werk geehrt, das inmitten eines apokalyptischen Terrors die Macht der Kunst bekräftigt", erklärte die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm. Krasznahorkai sei "ein großer epischer Schriftsteller" der in der mitteleuropäischen Tradition stehe, die sich von Franz Kafka bis Thomas Bernhard erstrecke "und durch das Absurde und groteske Übertreibungen gekennzeichnet ist", erklärten die Juroren.
Großer europäischer Erzähler der Gegenwart
László Krasznahorkai liebt das unkonventionelle, kunstvolle Spiel mit der Sprache. Seine Prosatexte bestehen aus langen Sätzen, der letzte Roman "Herscht 07769" – über einen Außenseiter in der thüringischen Provinz, umgeben von lauter Neonazis – aus einem einzigen, entfaltet auf über 400 Seiten. Aber nicht nur mit Blick auf die Suche nach ungewöhnlichen Erzählformen zählt der Literaturnobelpreisträger 2025 seit langem zu den großen europäischen Erzählern der Gegenwart.
Der 71-Jährige verhandelt in seiner Literatur existentielle Fragen, viele der Bücher, darunter der frühe Roman "Die Melancholie des Widerstandes", sind dunkel, geheimnisvoll und gleichzeitig von einer besonderen Ironie gekennzeichnet. László Krasznahorkai, der in den 1980er Jahren in Berlin zu schreiben begann und seitdem eine enge Verbindung zu Deutschland hat, lebt an verschiedenen Orten.
Seit Jahren Nobelpreis-Favorit
Etwas mehr als 200 Namen waren dafür nach Auskunft der Akademie diesmal nominiert worden. Wer darunter ist, wird traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten. Im vergangenen Jahr war der Literaturnobelpreis überraschend an die Südkoreanerin Han Kang gegangen. László Krasznahorkai wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Man Booker International Prize, und galt länger schon als Favorit für den Literaturnobelpreis.
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Am Freitag steht der Friedensnobelpreis an
In dieser Woche sind bereits die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet worden. Am Freitag ist dann der Friedensnobelpreis dran, der als einziger Nobelpreis in Oslo und nicht in Stockholm vergeben wird. Am kommenden Montag folgt zum Abschluss noch die Kategorie Wirtschaftswissenschaften.
Die Nobelpreise sind diesmal erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert - umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro.
Feierlich überreicht werden die Auszeichnungen wie in jedem Jahr am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).
Mit Informationen von dpa und afp.
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