"Dmitri Medwedew ist euphorisch. Er ist der erste Mensch weltweit, dessen Netz-Kommentar Atom-U-Boote in Bewegung setzte", heißt es in einem der reichweitenstärksten russischen Militärblogs [externer Link], den "Zwei Majoren" (1,27 Millionen Fans).
"Trump verliert den Verstand", schimpfte der russische Propagandist Sergej Markow [externer Link]: "Damit bricht Trump grob sein Versprechen an die amerikanischen Wähler – keinen Atomkrieg mehr zu riskieren. Atomwaffenfähige U-Boote als Reaktion auf Kontroversen in sozialen Netzwerken zu verlegen, das ist völlige Dummheit und Verantwortungslosigkeit. Warum macht er das? Anscheinend, um den Skandal um Epstein zu vertuschen."
US-Präsident Donald Trump hatte nach einem verbalen Online-Schlagabtausch mit dem russischen Ex-Präsidenten und jetzigen stellvertretenden Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, in einem Post auf "Truth Social" angekündigt [externer Link], zwei U-Boote mit nuklearer Bewaffnung in "bestimmte Regionen" zu entsenden.
"Worte können unbeabsichtigte Folgen haben"
Trump nannte eine Drohung von Medwedew "äußerst provokativ" und begründete seine Anordnung damit, er wolle vorbeugen, falls es nicht nur bei "diesen albernen und aufrührerischen Worten" bleiben sollte: "Worte sind sehr wichtig und können oft unbeabsichtigte Folgen haben. Ich hoffe, dies wird nicht einer dieser Fälle sein."
Medwedew hatte auf die Gefährlichkeit der "Toten Hand" hingewiesen [externer Link], womit ein Mechanismus gemeint ist, der zu Zeiten der Sowjetunion einen weitgehend automatisch gesteuerten atomaren Gegenschlag ausgelöst hätte, falls die politische Führung aus irgendwelchen Gründen zuvor ausgeschaltet worden oder kommunikationsunfähig geworden wäre. Diese Steuerung wurde im Kalten Krieg auch als "Weltzerstörungsmaschine" bezeichnet.
"So kann die Spannung sehr schnell ansteigen"
Der kremlkritische Politologe Anatoli Nesmijan schrieb [externer Link]: "Die Verlegung von Atom-U-Booten mit dem erklärten Ziel, Russland zu bedrohen, wirft automatisch die Frage nach einer symmetrischen Reaktion auf diese Bedrohung auf – der Verlegung russischer U-Boote in Gebiete, die die Amerikaner als Bedrohung ihrer Sicherheit betrachten könnten – und wird abermals Gegenmaßnahmen auslösen." So könne die Spannung sehr schnell ansteigen: "Aber am Anfang war (wie in der Bibel) das Wort. Das Wort eines unzulänglichen und nicht immer gesunden Menschen [Medwedew], der zufällig einen wichtigen Regierungsposten bekleidet."
"Ob Putin solche Konsequenzen wollte, ist die Frage"
Ähnlich bewertet Blogger Oleg Zarow (396.000 Fans) den Schlagabtausch [externer Link]: "Es ist logisch, dass der russische Präsident unter solchen Umständen gezwungen sein wird, symmetrische Maßnahmen zu ergreifen und auch einige russische U-Boote in Richtung der amerikanischen zu verlegen. Ob Wladimir Putin solche Konsequenzen aus Medwedews Blog-Aktivitäten ziehen wollte, ist die große Frage."
Peter Jungblut
Allerdings habe Medwedew seinen Post auf Russisch und nicht wie sonst üblich auf Englisch veröffentlicht, was nahelege, dass er seinen Kommentar für das heimische Publikum verfasst habe, nicht für die Weltgemeinschaft. Zarow hatte bereits zuvor Zweifel angemeldet, ob Medwedew Russland damit einen Gefallen getan hat.
"Jungs müssen spielen"
Politikwissenschaftler Andrei Nikulin spottete [externer Link]: "Die Show geht weiter." Medwedew habe die Stimmungslage von Trump womöglich "versehentlich" umkippen lassen: "Insgesamt ist klar, dass dies eine neue Phase einleitet, es wird Druck aufgebaut – vorerst nur rhetorisch."
In einem weiteren Polit-Blog wurde darauf hingewiesen [externer Link], dass nach Trumps neuestem Post der Moskauer Börsenindex abstürzte und der Ölpreis anstieg: "Jungs müssen spielen, okay. Aber lassen sie solche 'Jungs' nicht in die Nähe des Atomknopfs (für alle Zukunft)."
"Trump ist ein Showman"
Weniger beunruhigt zeigt sich der russische Politologe Igor Dimitriew [externer Link]: "Warum sind Trumps Drohungen diesmal nicht ernst gemeint? Weil jedes harte Vorgehen systematisch vorbereitet werden muss." Der wankelmütige Trump könne die Lage an der Front nicht "per Befehl" verändern.
Der Kolumnist des Wirtschaftsblatts "Kommersant", Dmitri Drise, sprach aus, was vermutlich viele bewegt [externer Link]: "Trump ist ein Showman – er ist in seinem Element. Es ist sehr schwierig, mit ihm auf diesem Gebiet zu konkurrieren. Der derzeitige Chef des Weißen Hauses wird das Maximum aus der aktuellen Situation herausholen. Ich bin gespannt, was Dmitri Anatoljewitsch [Medwedew] jetzt schreiben wird."
Militärblogger Roman Aljechin (174.000 Fans) kommentierte sarkastisch [externer Link]: "Halten Sie Dmitri Anatoljewitsch [Medwedew] davon ab, zu antworten: Donald, Sie müssen nicht in 'bestimmte Regionen' gehen – unsere [U-Boote] sind bereits dort. Übrigens, nicht nur dort."
Im Video: US-Präsident Trump schickt Atom-U-Boote Richtung Russland
Als Reaktion auf Aussagen des ehemaligen russischen Staatschefs Medwedew hat US-Präsident Trump die Verlegung von zwei Atom-U-Booten angeordnet.
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