"Richten Sie Medwedew aus, dem gescheiterten ehemaligen Präsidenten Russlands, der sich immer noch für den Präsidenten hält, er soll auf seine Worte achten. Er betritt gefährliches Terrain!" blaffte US-Präsident und Dauer-Blogger Donald Trump auf seinem Kanal bei Truth Social [externer Link] über Putins Amtsvorgänger und politischen Weggefährten. Russlands Volkswirtschaft bezeichnete Trump ebenso wie die indische als "tot", es sei ihm einerlei, wenn sie sich gemeinsam zugrunde richteten.
Medwedew empfiehlt Trump "The Walking Dead"
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Wenn ein paar Worte des russischen Ex-Präsidenten beim US-Präsidenten eine so nervöse Reaktion hervorrufen, bedeutet dies, dass Russland in allem Recht hat und weiterhin seinen eigenen Weg gehen wird", so Medwedew, der in den sozialen Netzwerken ähnlich aktiv ist wie Trump [externer Link].
Mit Hinweis auf die vermeintlich "tote" russische Wirtschaft empfahl Medwedew dem US-Präsidenten, sich mit der Zombie-TV-Serie "The Walking Dead" abzulenken, statt sich weiter aufzuregen. Im Übrigen könnten auch "tote Hände" gefährlich werden, eine Anspielung auf das "Dead Hand"-System zu Zeiten der Sowjetunion, als Atomraketen im Fall der Handlungsunfähigkeit der politischen Führung automatisch gestartet werden sollten. Der Mechanismus wurde in der amerikanischen Kino-Satire "Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" (1964) als "Weltvernichtungsmaschine" persifliert.
"Medwedew hat nun freie Hand"
Für den russischen Polit-Blogger Alexei Schiwow (114.000 Fans) ist Medwedews Schmäh-Post eine "brillante Aktion" [externer Link], da er Trump aufs diplomatische Glatteis führe: "Der Trick besteht darin, dass der große Betrüger, Schausteller und Blogger Donald Trump im Namen der Vereinigten Staaten spricht, die er vertritt und deren Macht er missbraucht, um seinen Bluff zu verstärken. Und in wessen Namen spricht Medwedew? Im Namen seines privaten Blogs und seines bemerkenswerten Intellekts. Medwedew entlarvt Trumps Bluff, ohne dass dies Konsequenzen für den offiziellen russischen Diskurs hätte."
Auch für den kremlkritischen Politologen Anatoli Nesmijan ist Medwedew der "Gewinner" im Netz-Duell [externer Link]: "Sie haben ihm Aufmerksamkeit geschenkt, was an sich schon eine Leistung ist, und der Status desjenigen, der ihm diese Aufmerksamkeit bescherte, ist noch wichtiger. Krawall ist gut, sehr gut sogar. Außerdem wird unter den Bedingungen eines machohaften Führungsstils ein Untergebener, der von der benachbarten Bande angegriffen wird, nicht preisgegeben und für seine Sünden nicht bestraft, da es dann so aussehen würde, als hätte man [dem Angreifer] nachgegeben. Daher hat Medwedew nun definitiv freie Hand für mindestens sechs Monate."
Peter Jungblut
Ganz anders Politologe Alexander Semenjow, der die "Personalisierung" von politischen Streitfragen speziell in Russland für gefährlich hält [externer Link]: "In unserem System bergen solche unerwarteten Wendungen eher ernsthafte Risiken für den Betroffenen [also Medwedew] als einen Statusgewinn." Blogger Jewgeni Michailow spottete, das Problem an Medwedews Äußerungen sei, dass sie "reine Rhetorik" ohne jede Folgen seien: "Und da es sich um Rhetorik handelt, die aus Anstandssicht fast wie ein Foulspiel wirkt, mutet sie komisch an."
"Nicht sicher, ob es effektiv ist"
Auch Blogger Oleg Zarow (396.000 Fans) fragt sich, ob Medwedew sich und Russland einen Gefallen tut, wenn er Trump herausfordert [externer Link]: "Westliche Politiker haben einen Trick gefunden, um Trump zu manipulieren: Sie loben ihn, und Trump kommt ihnen entgegen. Dmitri Medwedew bevorzugt offenbar das Gegenteil. Wie man sieht, versucht er, mit Trump zu streiten und ihn sogar einzuschüchtern. Das ist sicherlich beeindruckend, aber ich bin mir nicht sicher, ob es effektiv ist. Ich bin nicht sicher, ob es uns zum Sieg verhelfen wird."
Politologe Ilja Graschtschenkow fragte sich und seine Leser [externer Link] , ob der Hinweis auf das "Dead Hand"-System Trump wirklich schrecken könne. Sogar russische Generäle hielten es für wirkungslos: "Die Vereinigten Staaten könnten ihre Raketen in Europa stationieren und den Großteil der russischen Raketensysteme zerstören, bevor die 'tote Hand' reagieren kann. Sollte das System schließlich doch noch funktionieren, wird Russland kaum über ausreichende Mittel verfügen, um angemessen zu reagieren."
"Russen haben keine Angst vor Horrorgeschichten"
Blogger Dmitri Sewrjukow stellte nüchtern fest [externer Link], dass Medwedew kein Wort zur Lage der vermeintlich "toten" russischen Wirtschaft geäußert habe. Das bedürfe der "Diskussion und Klärung": "Die Russen haben keine Angst vor Drohungen und Horrorgeschichten, dennoch wäre es besser, sich im Voraus ein Bild davon zu machen, was Trumps neue Sanktionspläne mit sich bringen und wie der Staat darauf reagieren wird."
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!