Beim Scharfrichterbeil in Passau geht der erste Preis und der Publikumspreis an Maxi Pongratz
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Beim Scharfrichterbeil in Passau geht der erste Preis und der Publikumspreis an Maxi Pongratz
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Beim Scharfrichterbeil in Passau geht der erste Preis und der Publikumspreis an Maxi Pongratz

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Passauer Scharfrichterbeil: Maxi Pongratz gewinnt ersten Preis

Passauer Scharfrichterbeil: Maxi Pongratz gewinnt ersten Preis

Beim Scharfrichterbeil in Passau geht der erste Preis und der Publikumspreis an Maxi Pongratz – für einen Auftritt, der musikalisch und existentiell zugleich war. Der Wettbewerb hat gezeigt, dass Kabarett beides braucht: Ernst und Spiel.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

In Passau wurde Mittwochabend das Scharfrichterbeil verliehen. Der erste Preis und somit das große Beil ging an Maxi Pongratz aus Oberammergau. Einst Gärtner, dann Bäcker, schließlich Sänger von Kofelgschroa, pendelt zwischen Volksmusik, Dada und Melancholie. Sein Humor ist von entwaffnender Offenheit. "Ich bin ein Stotterer. Sie werden sich wahrscheinlich fragen, warum rede ich so komisch? Warum rede ich so umständlich? Das ist so, weil ich vorausschaue, welches Wort kommt und wie ich um das Wort herumkomme."

Der zweite Preis mit dem mittleren Beil ging an die in Berlin lebende AnnPhie Fritz, vom Theater kommend, baut sie ihr Kabarett wie eine Gedankenarchitektur. Sie beschleunigt, bremst, wechselt Rollen, durchleuchtet Selbstoptimierungsdruck, gesellschaftliche Erwartungen, politische Haltungen. "Die Wirtschaft schrumpft, die Leute gehen zu wenig shoppen. Also hab' ich mir einen Kompromiss überlegt, und zwar kauf' ich nur noch vegan, dafür aber alles."

Kabarett als intellektueller Tanz

Eröffnet hat den Abend Mario Sacher aus dem oberösterreichischen Mühlviertel – früher Bürokaufmann, Stadionsprecher, heute ein Kabarettist mit über zweieinhalbtausend Auftritten Erfahrung. Sacher verbindet Bodenständigkeit mit Lust an Geschichten aus dem Alltag. Sein Humor ist jener alltagsnahe Schmäh, der – würde man ihn nicht kennen – spätestens für Firmenfeiern erfunden werden müsste.

Nach der Pause ging es mit Niko Nagl weiter, Wiener, studierter Medieninformatiker und Koreanologe. Sein Kabarett ist ein intellektueller Tanz auf der Rasierklinge ideologischer Zuschreibungen: "Nachdem ich in der Schule schon Latein und Altgriechisch gelernt habe, haben mich meine Freunde immer verarscht: 'Niko, wenn sich jetzt Nord- und Südkorea gegenseitig wegbombardieren, hast du drei tote Sprachen gelernt.'"

Kabarett zwischen Ernst und Spiel

Vor der Verleihung dann noch das Duo Burloni: Ihre visuelle Comedy erzählt mit Körper, Rhythmus und Timing.

Gegen Ende, kurz vor Mitternacht, die Entscheidung. Der erste Preis und der Publikumspreis gingen an Maxi Pongratz: für einen Auftritt, der musikalisch und existentiell zugleich war – authentisch, unprätentiös und von einer stillen Kraft, die sich nicht anbiedern muss. "Es ist ein bisschen unangenehmes Gefühl, aber danke."

So bleibt von dieser Ausgabe des Scharfrichterbeils vor allem das Gefühl, dass Kabarett dann am stärksten ist, wenn es sich nicht entscheiden will zwischen Ernst und Spiel. Der Abend hat gezeigt: Es braucht beides. Und manchmal sogar mehr.

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